Abschied von früher

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Eigentlich sollte man trotz aller Nöte und Dilemmas, welche allein die Corona-Krise mehr und mehr mit sich bringt, Optimismus versprühen. Das aber fällt schwer, angesichts aller Probleme, die speziell das wirtschaftliche Desaster als Folge der Pandemie betreffen: der Lockdown mit exorbitant gestiegenen Arbeitslosenzahlen, weit mehr als einer Million Österreichern in Kurzarbeit, die nur sehr langsame Erlaubnis, an die Arbeit, in die Schulen, Gaststätten, Geschäfte oder auch zu Freizeitvergnügen zurückkehren zu dürfen.
Wie viele andere Branchen wird auch die Landwirtschaft von der Krise gebeutelt: wegen des fehlenden Außer-Haus-Verzehrs in Fast-Food-Tempeln, Wirtshäusern, Restaurants, Kantinen oder Hotels fehlen die Kunden für Fleisch, Gemüse, Pommes, Getränke… Und keine Feste heißt auch weniger Gegrilltes, keine (Sport-)Events weniger Chips vor dem TV-Gerät…
Zugleich wird bei vielen das Geld knapp. Allein Kurzarbeit bedeutet 20 % weniger Einkommen. Wer hat da schon wirklich Lust auf Konsum, Shopping, auch teuren Wein, edles Gemüse?
Das Besinnen auf wirklich wichtige Dinge im Leben wird uns in einer Zeit wie dieser drastisch vor Augen geführt. Konsum ohne Einschränkungen wie früher gehört vermutlich nicht dazu. Sich künftig bewusst etwas zu gönnen, ist eine Chance für die Landwirtschaft: regionale Erzeugnisse und weniger, dafür auch teurer, wenn qualitativ besser. Das heißt auch – zumindest vorläufig – Abschied nehmen von einer Produktion wie bisher. Denn es wird wohl lange dauern, bis sich alle wieder ein Leben wie früher leisten können.
 bernhard.weber@bauernzeitung.at
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