Am Aschermittwoch rollten im ganzen Land die Traktoren. Grund dafür war eine bundesweite Protestaktion vom Bauernbund gegen die Handelskette SPAR. Anders als in den restlichen Bundesländern wo die Zentrallager des Handelsriesen anvisiert wurden, fanden in Oberösterreich in allen Bezirken Kundgebungen vor SPAR-Märkten statt. Die Beteiligung daran war im Land ob der Enns besonders groß. Insgesamt fuhren knapp 1300 oberösterreichische Bäuerinnen und Bauern mit ihren Traktoren auf, um gegen den Preisdruck von SPAR zu protestieren. Sie wollten damit auf ihre dramatische Einkommenssituation – speziell im Milchsektor – aufmerksam machen. „Gerade SPAR hat sich trotz unserer Bemühungen bei den Verhandlungen im Milchbereich gegen die kleinstrukturierten Familienbetriebe entschieden. Da die Gespräche nichts gebracht haben, mussten wir zu dieser Maßnahme greifen“, betonte Bauernbund-Obmann Max Hiegelsberger.

SPAR macht die Rechnung ohne die Bauern

Bei der Milch ist es ein Faktum, dass der Preis für die Bauern seit mehr als 20 Jahren fast gleich ist. Und das bei immer höheren Qualitäts-, Umwelt- und Tierwohlstandards. Den Preis für diese höhere Qualität würden seit langem die Bäuerinnen und Bauern zahlen. „Es gibt derzeit keine ausreichenden Erzeugerpreise um entsprechendes Einkommen auf den Höfen zu erwirtschaften. So kann es nicht mehr weiter gehen“, betonte Bauernbund-Direktorin Maria Sauer.
Doch nicht nur die oberösterreichischen Milchbauern waren es, die vergangene Woche bei der Kundgebung ihren Unmut äußerten. Breite Unterstützung und Solidarität gab es von all ihren Berufskollegen auch über die Milchsparte hinaus. „Nur am Stammtisch über die Preissituation zu jammern ist zu wenig. Es gehört endlich ein Zeichen gesetzt“, so ein Ackerbauer aus dem Bezirk Linz-Land.

An alle Filialleiter wurde ein Schreiben mit den Forderungen des Bauernbundes übergeben, mit der freundlichen Bitte um Weiterleitung an den Vorstandsvorsitzenden Gerhard Drexel. An die Konsumenten wurden Flugzettel verteilt und auf den Wert und die Qualität von heimischen Lebensmitteln hingewiesen. Scharf kritisiert wurde von den Demonstrations-Teilnehmern auch die Scheinheiligkeit des Lebensmittelhandels: Geworben werde mit Regionalität und heimischer Bauernhofidylle, bezahlt werden die Produkte hingegen zu Weltmarktpreisen.

Bauernbund-Forderungen im Detail

Stoppt die „überbordende Aktionitis“ der Handelsriesen

„Mehr Leistung und mehr Fleiß für weniger Geld geht sich nicht aus. Das bekommen wir Bauern und jetzt auch die lebensmittelverarbeitenden Unternehmen zu spüren. Wir fordern deshalb einen Stopp dieser permanenten Aktionitis bei heimischen Lebensmitteln“, betont Hiegelsberger. Lediglich 9,7 Prozent des Haushaltseinkommens wird durchschnittlich noch für Lebensmittel ausgegeben. Dem Bauernbund geht es nicht um eine Verteuerung von Lebensmitteln, sondern um eine gerechte Aufteilung der Margen entlang der Wertschöpfungskette. „Seit Jahren ist es ein unsäglicher Kampf zwischen Groß und Klein. Rund 150.000 bäuerliche Betriebe stehen wenigen Handelsriesen gegenüber. Die Erzeugerpreise stagnieren oder sinken, während SPAR in einem Jahr 352 Mio. Euro Gewinn verzeichnet. Dieses Ungleichgewicht ist für die Bauern ruinös“, so der Bauernbundobmann.

Österreichbonus für österreichische Qualität

Mehr Wertschätzung für Österreichs Vorreiterrolle beim Umwelt- und Tierschutz durch eine faire Preisgestaltung. Österreichs Bäuerinnen und Bauern sind die ersten Betroffenen und gleichzeitig Teil der Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels. Österreichische Standards zu Weltmarktpreisen sind nicht möglich. Wir fordern einen „Österreichbonus“ für in Österreich produzierte Lebensmittel!

Aus für rot-weiß-rote Fähnchen

„Wir fordern das Aus für das unsägliche Spielchen mit dem rot-weiß-roten Fähnchen auf Lebensmitteln aus dem Ausland. Wir brauchen eine praxistaugliche Umsetzung der Primärzutatendurchführungsverordnung in Österreich. Es darf nur Österreich draufstehen, wo Österreich drinnen ist – alles andere ist Konsumententäuschung!“, so die konkrete Forderung des Bauernbundes.

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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