Beachtliche 78 Tonnen pro Hektar bei 17 Prozent Zuckergehalt – nach verhaltenem Start präsentieren sich die Ernteergebnisse in der laufenden Zuckerrübenkampagne im Durchschnitt sehr positiv. Vor allem die Zuckergehalte haben sich dank blattgesunder Bestände seit Rodebeginn noch deutlich verbessert. Festhalten lässt sich daher jedenfalls, dass die Zuckerrübe im laufenden Jahr auf vielen Betrieben eine hohe Wertschöpfung erreicht.

Schädlingsdruck lässt nach, neue Sorten

Für die Planung des Rübenjahres 2022 ist daher viel Positives mitzunehmen:
• Das Larvenmonitoring zum Derb­rüssler zeigt für 2022 eine weitere Entspannung der Befallslage. Aktuell ist davon auszugehen, dass Neonicotinoide in der Samenpille hier weiter zur Absicherung beitragen und so auch Erdfloh und Blattlaus in Schach gehalten werden können.
• Neu in den Markt kommende Zuckerrübensorten mit Resistenzen gegen ausgewählte Herbizide ermöglichen erstmals seit Jahrzehnten neue Strategien in der Beikrautregulierung. Die Unkrautregulierung wird damit einfacher und sicherer. Eine weitere positive Perspektive für einen stressreduzierten Rübenanbau sind gegenüber Cercospora beticola hoch tolerante Sorten.
Zur Frage, wie es um die Wettbewerbsfähigkeit der Rübe im Vergleich zu anderen Kulturen steht, liefern die die Daten der von den Landwirtschaftskammern betreuten Arbeitskreise praxisnahe Auskünfte.

DB-Vergleich zeigt hohe Wettbewerbsfähigkeit
Aufgrund der von den Arbeitskreisbetrieben durchgeführten exakten Aufzeichnungen lässt sich ein Deckungsbeitragsvergleich mit hohem Praxisbezug erstellen. Aktuell stehen die Daten für das Jahr 2020 zur Verfügung. Bereits die Auswertungen für das Vorjahr stellen der Zuckerrübe im Vergleich zu den meisten Vergleichskulturen ein gutes Zeugnis mit hoher Wettbewerbsfähigkeit aus.
Betrachtet man die mittlere Gruppe der Arbeitskreisbetriebe (50 %-Quartil), so lag der durchschnittliche Ertrag in Niederösterreich und im Burgenland bei 78,7 t/ha, in Oberösterreich bei 95,6 t/ha. Der mittlere Deckungsbeitrag betrug 800 Euro/ha (NÖ/B) bzw. 1.385 Euro/ha (OÖ). Zu beachten ist bei der Beurteilung dieser Werte, dass die Zuckergehalte 2020 ungewöhnlich niedrig waren. Dadurch konnte das Basispreisniveau nicht voll ausgeschöpft werden. Der in der Kalkulation hinterlegte Rübenpreis liegt deshalb mit 28,1 Euro/t (exkl. Ust) eher am unteren Ende des Möglichen. Bei Erreichen der Basispolarisation von 15,5 % BZG und einem dadurch ableitbaren Mindestpreis 2020 von 32 Euro/t (exkl. Ust) liegt das DB-Ergebnis noch deutlich höher – und zwar bei 1.147 Euro/ha (NÖ/B) bzw. 1.806 Euro/ha (OÖ).
Nach aktuellem Stand können diese höheren Deckungsbeiträge bei der Abrechnung der Ernte 2021 auch tatsächlich erreicht werden. Denn die heurigen Zuckergehalte liegen jedenfalls über dem Vorjahresniveau, darüber hinaus beträgt der garantierte Mindestpreis für alle Rübenanbauer, die sich
im 3-Jahresvertrag befinden, bereits 34 Euro/t (exkl. MwSt.).

Sicherheit in volatilem Umfeld: Garantierter Rübenmindestpreis mit Luft nach oben

Erfreulicherweise ist das aktuelle Preis­umfeld vieler anderer Kulturarten wie Getreide, Mais oder Sojabohne sehr positiv. Ebenso sind die Zuckerpreise aktuell im Steigen begriffen. Für den Anbau der Zuckerrübe spricht die Planbarkeit des Preises. Dieser ist vertraglich bei 34 Euro/t (exkl. Ust.) festgelegt und stellt den Mindestpreis bei 15,5 % BZG dar. Dieser Mindestpreis ist ein Sicherheitsnetz, er kann bei positiver Zuckerpreisentwicklung aber auch übertroffen werden, weil in diesem Fall über ein Umrechnungsmodell auch die Rübenpreise mitziehen.
Diese Planbarkeit und Risikoabsicherung sind gerade in einem sehr volatilen Markt- umfeld bei vielen anderen Kulturen von hohem Wert. Gefestigter oder auch ausgeweiteter Rübenanbau gibt für die Betriebe auch Planungssicherheit für das Jahr 2022.
Wichtig für die weitere Stabilisierung des Rüben- und Zuckersektors ist das Erreichen einer Rübenfläche von mehr als 38.000 ha. Nachhaltig gut ausgelastete Zuckerfabriken sichern die Anbauflächen der wieder sehr interessanten Kultur Zuckerrübe

Manfred Weinhappel,
Stefan Geyer

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AUTORRed. SN
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