Natura 2000: Landwirte fühlen sich stark bedroht

Das Land Oberösterreich wird von der EU Kommission abermals dazu aufgefordert, weitere Flächen für Natura 2000 nachzunominieren.

In Oberösterreich sollen zahlreiche weitere Flächen unter Naturschutz gestellt werden. Copyright: agrarfoto.com

Im Juni 2012 erhoben Naturschutz-NGO‘s Beschwerde bei der EU-Kommission, da ihrer Meinung nach Österreich Defizite bei der Ausweisungspflicht von Natura-2000-
Gebieten hatte. Seit 2013 steckt Oberösterreich in Verhandlungen mit der EU über die Nachnominierung von zusätzlichen Flächen. Im Dezember 2014 wurden 14 neue Gebiete von der Landesregierung beschlossen. Im Frühjahr 2015 folgten sechs weitere. Bei den Verhandlungen hatte es den Anschein, dass damit die Forderungen erfüllt seien.
Seitens der EU-Kommission wurde jetzt abermals eine Mängelliste übermittelt. Diese gehe laut dem zuständigen Naturschutzlandesrat Manfred Haimbuchner von der FPÖ weit über die ursprünglichen Beanstandungen hinaus.

Hiegelsberger fordert Sicherheit für Grundbesitzer

Der OÖ Bauernbund verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass das gesellschaftliche Ziel der Erhaltung und Förderung von seltenen Arten und Lebensräumen im Rahmen von Natura 2000 nicht allein zu Lasten der Land- und Forstwirtschaft gehen dürfe. Denn gerade die land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung habe über Jahrhunderte dazu geführt, dass bestimmte Arten und Habitate noch anzutreffen sind. Bäuerinnen und Bauern haben jahrzehntelange Erfahrung und Kompetenz im Bereich Naturschutz aufgebaut. Dieses Expertenwissen unter Berücksichtigung des wirtschaftlichen Umfeldes sei bei der Erstellung des Natura-2000-Netzes oftmals nicht entsprechend zur Kenntnis genommen worden. Hier bestehe höchster Handlungsbedarf.
„Wir brauchen Sicherheit für die Grundeigentümer. Eine Ausweisung von Natura 2000 Gebieten ist nur auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen, klar definierter Leitlinien für die Bewirtschaftung, nur nach entsprechender finanzieller Entschädigung, dauernder Abgeltung der Erschwernisse und vor allem erst im Einvernehmen und nach ausdrücklicher Zustimmung der Grundeigentümer vorzunehmen“, betont Bauernbund-Landesobmann und Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Ohne Einbeziehung und Kooperation mit der Land- und Forstwirtschaft werde Natur- und Artenschutz nicht nachhaltig und erfolgreich sein können.

Systemumstellung: Belohnen statt bestrafen

Auch der Freistädter Bauernbund-Bezirksobmann Josef Mühlbachler sieht die Thematik rund um Natura 2000 kritisch. Gerade der Bezirk Freistadt sei davon bereits stark betroffen: „Es kann nicht sein, dass Naturschutzgebiete großflächig vorgeschrieben werden und sich alle zu fügen haben. Die Bauern fühlen sich durch die übertriebene Art und Weise bedroht und werden so zu Feinde gegenüber dem Naturschutz.“ Mühlbachler fordert ein Umdenken im System. Wer ein Schutzgut erhält dürfe nicht bestraft, sondern müsse belohnt werden. Zudem sollen seiner Meinung nach pro Betrieb maximal fünf Prozent der Fläche als Natura 2000 Gebiete ausgewiesen werden, „mehr sind nicht verkraftbar.“
Der OÖ Bauernbund fordert Haimbuchner dazu auf, die überzogenen Forderungen seitens der EU-Kommission hinsichtlich Neuausweisung von Naturschutzflächen aufs Schärfste zu bekämpfen.

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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