Modernes Arbeiten heißt nicht einfach zu starten, wer schlau ist, plant!

So konnte ich es in einer Zeitung lesen. „Wer schlau ist, plant.“ Echt jetzt? Leider wurde ich schon oft in meinem Leben Zeuge, dass alles planen nichts nützt, denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Wenn Plan A, B und C nicht klappt, kann man ja noch auf die restlichen Buchstaben des Alphabets zurückgreifen.

Gerade die erste Zeit mit einem Kleinkind bringt Strategen zur Verzweiflung, denn da läuft nichts mehr nach Plan. So ein kleiner Terrorist bringt deine Tage UND Nächte durcheinander. Ohne böse Absicht, versteht sich. Ich bewundere alle, die mit einem einjährigen Baby versuchen, wieder einer geregelten Arbeit nachzugehen. Betonung auf GEREGELT. Mit Ringen unter den Augen schleppen sie sich aus dem Haus, denn dem Baby ist es ziemlich schnurz, dass die Mama jetzt ausgeschlafen sein sollte, weil sie wieder außer Haus arbeiten geht. Ich habe mir zehn Jahre mit dem Wiedereinstieg Zeit gelassen, aber auch jetzt ist es noch oft der Fall, dass gerade, wenn ich einen wichtigen Termin habe, ein Kind krank wird und man als Mama zu Hause dringender gebraucht wird. Selbst wenn sie jetzt schon alt genug sind, alleine zu bleiben, krank ist krank und dann braucht selbst der kranke Papa beste Betreuung. Da ist es egal, ob man im Monatsplaner die Termine gut eingeteilt hat. Ein krankes Kind kommt immer ungeplant. 

Man muss mit Kindern sowieso immer einen Plan B in petto haben. Und ich war schon oft auf Plan C, oder D angewiesen, zum Glück hat das Alphabet 26 Buchstaben und zur Not könnte man auf das Ö, Ü und Ä auch noch zurückgreifen.

Modernes Arbeiten heißt nicht einfach zu starten, wer schlau ist, plant! Lernt man das heutzutage den Schülern und Studenten? Manchmal kommt es mir vor, das ist das ultimative Arbeitsmotto mancher Mitmenschen. Unvorhergesehenes in einen Arbeitsprozess einzubauen, das funktioniert bei den wenigsten. Wenn ich diesen Spruch in meiner täglichen Hausarbeit anwenden würde, dann … ja dann wäre ich mittags immer noch beim Planen, und ein Plan alleine macht die Familie leider nicht satt, ein Plan alleine putzt keine Fenster und hängt keine Wäsche auf.  Ein zu gut geplanter Plan verbraucht oft mehr Zeit, als die eigentliche Arbeit dauern würde. Mein Plan, endlich mal die Fotos der letzten Jahre am PC zu sortieren, hat schon einige Jahre in Anspruch genommen. 

Heute sagt man schlau dazu

Manchmal, ich gebe es ja zu, plane ich auch sehr lange. Warum? Weil ich mit der eigentlichen Arbeit sozusagen gar nicht beginnen will. Früher hat man das „faul“ genannt. Heute sagt man „schlau“ und „gut geplant“ dazu. MODERNES ARBEITEN, wann hat das begonnen? Sind wir heute also alle viel schlauer als früher?

Früher haben in einem Betrieb die Arbeiter die Arbeit gemacht, heute machen zuerst doppelt so viele Angestellte die Planung, bevor die Arbeiter mit der eigentlichen Arbeit überhaupt beginnen können. Früher hat man das Feld über der oberen Wiese gemäht, wenn genug Gras darauf gewachsen ist, heute muss man das im Mehrfachantrag lange davor genau planen, wann welches Feld wie oft gemäht werden darf. Welche Wiese für die Bienen und Insekten stehen bleiben muss, welche Fläche Doppelnutzung hat. Früher ging man zum Arzt, wenn man krank wurde, planlos versteht sich. Heute geht ohne Termin fast nix mehr! Früher hat man gekocht, was der Garten, der Kühlschrank und die Speisekammer hergaben, heute braucht es einen Wochenplan, damit man die Zutaten für die geplanten Gerichte überhaupt zuhause hat. Früher stieg man sonntags mit der ganzen Familie ins Auto und fuhr „ins Blaue“. Heute schauen fünf Familienmitglieder vorher eine Stunde am Handy, bei Google Maps und im Navi nach, wie man am besten von A nach P kommt. Nach P – richtig gelesen, von der Abfahrt zum Plan-Ziel.  Früher – und das ist das beste Beispiel dafür, dass wir nicht schlauer geworden sind – früher hat der Blick in den Himmel genügt und man hat das Wetter gesehen, wie es an dem Tag ist. Heute ziehen wir uns eine Woche vor der Veranstaltung den Wetterbericht rein, erleben eine Achterbahn der Wetterkapriolen und sehen dann am Tag X, dass es eigentlich ganz gut war, das Wetter! Und dass alles Sorgen umsonst und eigentlich ziemlich planlos war. Denn das Wetter kann niemand planen. 

Hochzeitsplanung

 Wer schon selber geheiratet hat, weiß, wieviel Planung eine Hochzeit benötigt! Ich erinnere mich an die Hochzeit meiner Nichte, vor bald 20 Jahren, am 18. Juni! Das Brautpaar hatte viele Bäuerinnen und Bauern auf seiner Gästelist stehen. Der ganze Mai war verregnet, der halbe Juni war verregnet. Plötzlich, um den 15. Juni sieht ein Wetterfrosch eine Wetterbesserung auf uns zukommen. Erfreulich für die Hochzeit! Am 16. Juni hörte man Karl Gabl im Radio: „Wer jetzt nicht mäht, ist selber Schuld!“ Und das Telefon bei den Brautleuten lief Sturm. Eine Absage nach der anderen ging ein. „Wir können nicht zur Hochzeit kommen, ihr müsst das verstehen, wir müssen heuen,“ hieß es unisono. Die Braut und der Bräutigam sahen sich schon alleine vor dem Altar stehen. Ich weiß bis heute nicht genau, was sich das Brautpaar einfallen hat lassen, welcher Wettergott damals dem Brautpaar gnädig war. Auf jeden Fall fand die Hochzeit bei herrlichstem Wetter statt, mit allen geladenen Gästen! In der Nacht vom 17. auf den 18. Juni kam ein Gewitter mit Starkregen, so war an eine „Heigerei“ am Samstag nicht zu denken. Das Heu, das dann am Sonntag „eingeheigt“ wurde, war hoffentlich ein Gutes. Ich vermute ja, dass mein verstorbener Vater seine Hände im Spiel hatte, der Opa der Braut. Er war schon zu Lebzeiten immer für ein Späßchen zu haben und hat sicher ein bisschen „Wolkengeschoben“, damit seine Enkelin eine schöne Hochzeit haben konnte.

Seither, immer wenn ich passendes Wetter brauche, schaue ich in den Himmel, mit der Bitte nach oben: „Sei so guat, mechst nid wieder a moi a bissl Wolkenschiabn?“ Meistens funktioniert es! Der beste Plan nützt nämlich überhaupt nichts, wenn man nicht an ihn glaubt. Wenn man nicht fest der Überzeugung ist, dass er funktioniert. 

Quelle: Privat
Monika Steiner, Hausfrau und Mutter, Theaterautorin und Regisseurin bei der Heimatbühne Kirchdorf, schreibt gerne Geschichten und Gedichte über Dinge, „die das Leben so schreibt“.

So glaube ich am Jahresende auch wieder fest daran, dass 2024 ein gutes Jahr wird. Ohne Plan, denn wer kann schon ein ganzes Jahr planen? Unser Schicksal würde lauthals lachen darüber, denn jedem guten Plan zum Trotz, den Kompass für unser Leben hält nach wie vor unser Schicksal in der Hand. Wir sollten aber gerade deshalb wieder öfter vom Terminplaner auf und in den Himmel schauen! Einfach so!

Ich wünsche euch allen im neuen Jahre viele Mutausbrüche! Natürlich auch einen starken Glauben, an alles, was ihr plant! Und nicht vergessen, das Alphabet hat 26 Buchstaben.

Auf die Pläne, fertig, los! 

Frohe Weihnachten!

- Bildquellen -

  • Monika Steiner: Privat
  • Pläne: MichaelJBerlin – stock.adobe.com
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AUTORMonika Steiner
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