Karl Pfiel beschäftigt sich seit Jahren mit der Mikroalge Spirulina. Und gründete daraufhin seine Algenfarm mitten in Österreich.

Viel Mut zur Selbstständigkeit als Algenfarmer beweisen Karl und Martina Pfiel. Sie haben mit dieser speziellen Form der Aquakultur eine neue Nische gefunden. Mit der energieautarken Erzeugung von Spirulina-Algen samt anschließender Produktveredelung und Vermarktung unter dem Markennamen „Spirulix“, bringen die Pfiels und ihr Team innovative Technik und natürliche Ressourcen nachhaltig in Einklang. In ihrer niederösterreichischen Algenfarm liefern sie Qualität auf höchstem Level.

Quelle: Spirulix
Sieht Spinat zum Verwechseln ähnlich: Spirulina lässt sich in viele Produkte einarbeiten.

Haben Sie schon einmal von der Mikroalge „Arthrospira platensis“ gekostet? Nein? Dann probieren Sie es einfach einmal aus – am besten „Made in Austria“. Traditionell werden in Südostasien verschiedenste Arten von Algen verspeist. Dass mancher Österreicher solchen mit einem gewissen Ekel begegnet, ist völlig unbegründet. Das hat das spinatartige Wassergemüse auch nicht verdient. Denn die Spirulina-Alge hat als „Superfood“ fulminantes Potenzial, weil fettarm, aber proteinreich. Das macht sie besonders interessant für Ernährungsbewusste, Sportler, auch Diabetiker.

Lösen Algen die globalen Klima- und Umweltprobleme?

Gemeinhin sind Algen Photosynthese betreibende Organismen, jedoch einfacher als höhere Pflanzen aufgebaut. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Algengruppen, die sich darüber hinaus in Größe, Form und Farbe unterscheiden. Algen wachsen seit mehr als drei Milliarden Jahren überall dort, wo es nass oder zumindest zeitweise feucht ist. Erst seit Algen existieren, ist unsere Atmosphäre mit einer nennenswerten Menge an lebensnotwendigen Sauerstoff angereichert. Für Aquarianer und Schwimmteichbesitzer sind manche Arten zwar eine Plage. In der Umwelt, in Böden, auf Baumrinden oder als symbiotische Partner anderer Lebewesen spielen Algen indes eine ökologisch wichtige Rolle. Sie produzieren rund ein Drittel der gesamten pflanzlichen Biomasse und stehen in den Meeren am Beginn der Nahrungskette. Algen generieren einen großen Teil des für uns lebensnotwendigen Sauerstoffs und binden die Hälfte des weltweit von Lebewesen aufgenommenen Kohlendioxids. Sie spielen somit eine zentrale Rolle für das Leben und das Klima auf unserer Erde.

Auch in Trockengebieten gedeihen Algen, ohne Flächen für die Lebensmittelproduktion oder große Mengen an Süßwasser zu beanspruchen. Forscherinnen und Forscher haben sich rund um den Globus im Bereich der Biotechnologie intensiv mit diesen Mikroorganismen beschäftigt: Weltweit laufen Programme für die Lebensmittelerzeugung, in der pharmazeutischen Industrie, als Rohstoff für Futtermittelmischungen hin bis zur Verspritung als „Biokraftstoff“. Bereits in den 1970er-Jahren hat man sich in den USA mit der Erforschung von Algenkraftstoffen befasst. Rund 3.000 Arten wurden seither auf ihre Tauglichkeit zur Kultivierung und genetischen Manipulierbarkeit hin untersucht. Wenige Jahre nach dem Millenium haben außerdem große Ölunternehmen damit begonnen, in Algenkraftstoff-Start-ups zu investieren.

Quelle: Spirulix
Spirulina-Fäden kringeln sich auf dem Trocknungsgitter. Das restliche Wasser wird entzogen. Wenn die Konsistenz von Spaghetti erreicht wurde, kann die getrocknete Masse zu Flakes und Pulver weiterverarbeitet werden. Bei der Trocknung bleiben die Nährstoffe aber in vollem Umfang erhalten.

In Europa wird die Branche durch die Europäische Konferenz zu Algenbiomasse (EABA) unterstützt und von der EU mit Fördergeldern für Forschung und Innovation unterstützt, nicht nur für die Entwicklung neuartiger Algenbiokraftstoffe, sondern auch von speziellen Cyanobakterien, die in der Lage sind, unter besonderen Bedingungen Wasserstoff zu bilden. Was im Versuchslabor verheißungsvoll blubbert, muss aber nicht immer auch im industriellen Maßstab wirtschaftlich oder ökologisch sinnvoll sein, lautet der Vorwurf so mancher Umweltschutzorganisationen. Während aber die Entwicklung nachhaltiger Biokraftstoffe aus GV-Algen aus ökologischen oder regulatorischen Aspekten noch wie Zukunftsmusik klingt, rücken naturnahe Algenprodukte, etwa als Funktionsnahrungsmittel, immer mehr in den Vordergrund.

Erneuerbare Energie und intelligentes Aquakultur-System

Wie vielfältig ebendiese Algenproduktion dafür sein kann, zeigt ein niederösterreichisches Start- up. In der Algenfarm in Reidling im Tullnerfeld wird die Mikroalge Spirulina in offenen Becken unter Glas nach dem Prinzip der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft angebaut, um diese später als Snack-Produkte weiter zu verarbeiten. Unter die Becken wird die Abwärme einer benachbarten Biogasanlage geleitet, damit die Algen auch an kalten Tagen klimaschonend und energieautark gedeihen können. Auch anfallende Reststoffe aus der Algenproduktion können neben anderen Pflanzenresten oder Gülle wieder in der Biogasanlage verwendet werden. Dieser innovative Ansatz bei Spirulix beweist, dass eine wirtschaftliche Algenproduktion unter nicht optimalen, klimatischen Bedingungen, wie hier in der Alpenrepublik, durchaus möglich ist.

Neben diesen Aspekten der Nachhaltigkeit bildet die Reinheit des Wassers, gepaart mit strengen Produktions- und Qualitätsstandards, das Alleinstellungsmerkmal „USP“ des Unternehmens. Über diverse Mitbewerber-Produkte, die zumeist aus dem Fernen Osten stammen, gibt es hingegen nur wenige Informationen betreffend ökosoziale Gesichtspunkte.

Als Mikroalge bindet Spirulina Schwermetalle und andere Schadstoffe an sich – dementsprechend spielen die Bedingungen bei der Kultivierung eine zentrale Rolle. Peinlich genau achten die Spirulix-Mitarbeiter auf Sauberkeit. Selbst das qualitativ hochwertige Trinkwasser wird für die Algenfarm extra aufbereitet. Das wiederum zeigt, wie genau man es als Konsument beim Einkauf mit der Herkunft seiner Spirulina nehmen sollte.
Der Weg von der ersten Idee bis zum marktreifen Geschäftsmodell war für den Land- und Energiewirt Karl Pfiel mit sehr viel Kreativität und Forschergeist sowie der Unterstützung zahlreicher Partner verbunden. Ausschlaggebend für die Gründung seiner Algenfarm im Jahr 2015 war, dass Karl Pfiel – er ist Absolvent des Francisco-Josephinum in Wieselburg – den israelischen Algenexperten Elad Zohar als Freund und Geschäftspartner gewinnen konnte. Und generell bedurfte es großer Anstrengungen und eines langen Atems, bis Spirulix letztlich die Marktreife erlangte. So musste unter anderem erst ein echtes Hightech-Glashaus angeschafft werden. Als wichtiger Teile der knapp ein Hektar großen Algenfarm wurden weiters große Produktionsbecken errichtet, getestet und für die Lebensmittelsicherheit zertifiziert. „Das war keine einfache Aufgabe, stecken doch auch zahlreiche eigene Entwicklungen darin“, erzählt Pfiel.

Quelle: Spirulix
Ausgangspunkt für alle Spirulix-Produkte ist der Presskuchen aus Algen. Dafür werden diese frühmorgens geerntet, bevor sich das Glashaus ordentlich aufheizt. Mit einem Schlauch wird das Becken abgesaugt, und die Mikropflanzen kommen auf einen mit einem Filtertuch bespannten Erntetisch. Noch nicht ausgewachsene Algen rutschen durch das Filtertuch zurück ins Becken.
Quelle: Gerry Frank
„2 Minuten 2 Millionen” – Die PULS4 Start-Up-Show.

Nach knapp zweieinhalb Jahren Forschung „mit Hunderten Experimenten, vielen Fehlschlägen und einigen Erfolgen“ war es dann Ende 2017 so weit: Das erste Produkt „Spirulix Powder“ konnte auf den österreichischen Markt gebracht werden.
Inzwischen reicht das Sortiment von Crackern und Flocken bis zu einem Schoko-Spirulix-Riegel, einer gemeinsamen Produktion mit der bekannten Schokoladenmanufaktur Zotter. Vor Kurzem hat auch die niederösterreichische Großbäckerei Haubis in Petzenkirchen die Spirulix-Algen von Pfliels Farm der Rezeptur für ein spezielles Vitalrot hinzugefügt. Der besondere Geschmack und der nachhaltige Ansatz hat sogar die Business-Angels in der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ auf Puls4 überzeugt. Ein finanzstarker Investor, eine österreichweite Supermarkt-Kette und ein Teleshopping-Unternehmen kooperieren seither mit Spirulix.

Quelle: Spirulix
Spirulix Knuspermüsli

Um die zu erwartende Absatzsteigerung zu bedienen, wurden vor Kurzem zwei neue Gewächshäuser mit offenen Becken gebaut. Insgesamt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauen täglich darauf, dass die Algen fleißig wachsen und den Weg zum Konsumenten finden. Darum, so ein Ziel der Pfiels, muss auch die Produktpalette laufend erweitert werden. Denn vom Frühstück bis zum Couch-Snack will man mit Spirulix der täglichen Kulinarik ein grünes Gewissen verpassen. Kein Wunder also, dass das blau-gelbe (oder besser sattgrüne!) Startup auch internationale Aufmerksamkeit erweckt hat: Beim internationalen „V-Label-Award 2021“ für pflanzliche Produkte, an dem rund 600 F

irmen aus 36 Ländern teilgenommen haben, wurde das Spirulix-Knuspermüsli in der Kategorie „Süßigkeiten und Snacks“ mit der Gold-Medaille ausgezeichnet. Wer einen Blick hinter die Kulissen eines der wohl ungewöhnlichsten Bauernhöfe im Land wagen möchte, hat beim nächsten Tag der offenen Türe, voraussichtlich am 21. und 22. Mai, die beste Gelegenheit dazu. 

www.spirulix.at

Quelle: Spirulix
Spirulix Team

- Bildquellen -

  • Spirulina: Spirulix
  • Spirulina-Fäden: Spirulix
  • Presskuchen: Spirulix
  • PULS4: Gerry Frank
  • Knuspermüsli Foodshot: Spirulix
  • Team: Spirulix
  • Karl Pfiel Spirulix Gründer: Spirulix
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