Landmaschinen unter Strom

Der Fendt e107 V Vario mit batterieelektrischem Antrieb zeigt, wohin sich die Landtechnik entwickeln kann.

Die 17. Tagung „Landtechnik im Alpenraum“ fand vergangene Woche in Feldkirch statt. Ein Tagungsschwerpunkt lag auf der Elektrifizierung von Maschinen. Trotz mancher Unkenrufe und Nachteile hat sie großes Potenzial, wie Aussagen ausgewählter Referate verdeutlichen.

Den Fachreferatsreigen der gemeinsam von der HBLFA „Francisco Josephinum“ Wieselburg und der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope veranstalteten Tagung eröffnete Heinrich Prankl, der Leiter für Forschung und Innovation sowie Direktor-Stellvertreter der Lehranstalt. Der studierte Elektrotechniker machte klar, welche Vorteile mit elektrischen Antrieben verbunden sind: etwa die reduzierten Emissionen, der hohe Wirkungsgrad – bei modernen Permanentmagnet-Synchronmotoren soll er bis zu über 97 Prozent liegen –, die sehr gute Regelbarkeit und die Möglichkeit der Rekuperation, also der Energierückgewinnung. „Wir können völlig neue Antriebskonzepte andenken“, sagte Prankl und präsentierte Lösungen, die vom elektrischen Nebenaggregat über den
„parallelen Hybrid“, das mechanisch-elektrisch leistungsverzweigte Getriebe und den dieselelektrischen Antrieb bis hin zu Fahrzeugen mit E-Motoren für jedes Rad und einer Steckdose statt Zapfwelle reichen. Und natürlich stellte er auch autonome Systeme vor.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Etwa im Hinblick auf die Kosten von Lithium-Ionen-Akkus von derzeit noch rund 100 Euro/kWh und die geringe Energiedichte: Bei einer Lithium-Ionen-Batterie beträgt sie laut Prankl 0,45 kWh/l oder 0,18-0,20 kWh/kg. Diesel hat eine Energiedichte von etwa 10 kWh/l.

Welche von den erwähnten Antriebstechniken oder anderen erdölfreien Alternativen wie Wasserstoff, Biomethan oder HVO sich durchsetzen wird, ist bislang  offen. „Die Diversifizierung wird weiter zunehmen, die elektrischen Konzepte werden aber eine Schlüsselrolle einnehmen“, so Benno Pichlmaier, leitender Forschungsmanager bei AGCO/Fendt. Nach den von ihm vorgestellten Zahlen liegen die Kosten für Energie, wenn man auch die Verluste von Tank/Speicher bis zum Rad betrachtet, bei mittels Photovoltaik selbst produziertem Strom jedenfalls konkurrenzlos günstig, nämlich bei 10 Cent pro kWh. Zum Vergleich: Bei Wasserstoff und HVO sollen  sie auch wegen geringerer „Tank zu Rad“-Effizienz bei rund 60 Cent pro kWh liegen, bei Diesel bei rund 56 Cent/kWh.

Ewald Luger, leitender Prüfer an der BLT Wieselburg, wagte einen „opti-
mistischen Ausblick“ auf 2040 bei Neumaschinen: Batterieelektrische Traktoren werden die unteren und mittleren Leistungsklassen dominieren, sehr schnell aufladbare Batterien und Schnellwechselsysteme sind dann Standard. Die meisten PS-starken Traktoren und Erntemaschinen funktionieren mit Hybridantrieb. Sie werden zwei Drittel bis drei Viertel der Energie aus dem Kraftstoff- bzw. Methangastank und ein Drittel bis ein Viertel der Energie aus der Fahrbatterie entnehmen. Autonomes Arbeiten kleiner Trägerfahrzeuge und Roboter wird zudem ein großes Potenzial an Energieeinsparung eröffnen.

Bei der Tagung wurden die Gewinner der „Alp Innovation Trophy 2024“ geehrt, diesmal allesamt aus der Schweiz. Mehr Infos finden Sie hier.

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  • Fendt: TOTY
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AUTORMichael Stockinger
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