Kommunalforum Alpenraum: Gemeinden im Klimawandel

Gemeindevertreter aus Südtirol, Tirol und Bayern versammelten sich im Lindner-Innovationszentrum, um über die Rolle der Gemeinden bei der Bewältigung der Klimakrise zu diskutieren.

Die Gemeinden in Südtirol, Tirol und Bayern stehen oft vor ähnlichen Herausforderungen: Die Bandbreite reicht von der Mobilitätswende bis zur Daseinsvorsorge. Das Kommunalforum Alpenraum ist eine Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Gemeinden in den alpinen Regionen zu vernetzen und gemeinsam an Lösungen für die Zukunft zu arbeiten. Im heurigen Jahr standen Fragen der Energiewende und des Klimaschutzes im Mittelpunkt.

„Der Klimawandel stellt den Alpenraum vor ganz besondere Herausforderungen. Dabei gehen viele Tiroler Gemeinden mit gutem Beispiel voran und beteiligen sich an wichtigen Initiativen wie dem Klimabündnis oder dem e5-Programm. Gemeinden sind ein treibender Faktor, um die Energiewende in Tirol zu schaffen und Energieautonomie zu erreichen. Wir müssen im Kleinen anfangen, sonst gelingt es uns auch im Großen nicht“, so das einleitende Statement von LH Anton Mattle.

Flatten the curve

Für die Stimme aus der Wissenschaft zeichnete sich Meteorologe und Leiter der ORF-Wetterredaktion Marcus Wadsak verantwortlich. „Erinnern Sie sich noch an Silvester letzten Jahres? Da wurden in Österreich zum Teil Temperaturen zwischen 18 und 19 Grad gemessen“, blickt Wadsak zurück. Doch das sein nur ein Teil der globalen klimatischen Veränderungen: 2022 führte eine enorme Hitzewelle in Südamerika zu Waldbränden, und mit 50,7 Grad wurde in Australien die höchste jemals erreichte Temperatur auf der Südhalbkugel gemessen.

 „Global gesehen waren die letzten neun Jahre die wärmsten aller Zeiten. Auch in Österreich, wo wir über eine Temperaturaufzeichnung von 250 Jahren verfügen, hat sich gezeigt: seit 2000 war es in keinem Jahr mehr unterdurchschnittlich kalt.“ Für Wadsak ist die Ursache des Klimawandels klar: eine zunehmende Menge an menschengemachten Treibhausgasen. Auch klar ist, dass wir nur noch jetzt die Chance haben, diesen Vorgang zu stoppen: „flatten the curve“ ist das Gebot der Stunde. Was also tun, um Folgen des Klimawandels wie Trockenheit, Waldbrände, Hochwasser und hitzeassoziierte Übersterblichkeit in den Griff zu bekommen?

„Zuerst ist es ganz wichtig, die Fakten nicht zu ignorieren“, so Wadsak. „Das bedeutet konkret, den Anstieg von Treibhausgasen zu stoppen und Emissionen zu reduzieren. Dann sollten wir versuchen, ein Gleichgewicht zwischen den vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen und den Bemühungen, den Kohlenstoff wieder aus der Atmosphäre zu entfernen, zu erreichen – sogenannte Netto-Null-Emissionen. Nächster Schritt sind dann Netto-Negativ-Emissionen.“ Trotz allem blickt der Meteorologe positiv in die Zukunft. Es gehe nicht um Verbot und Verzicht, sondern um eine gute Zukunft für alle.

Kommunaltalk und Praxis

Praxisbeispiele auf der Gemeindeebene präsentierte Helmut Müller, Vorstandsvorsitzender der Innsbrucker Kommunalbetriebe. „Am meisten Energiebedarf haben Gemeinden bei der Straßenbeleuchtung. Da kann die Umstellung auf LEDs schon einiges bewirken. Interessant sind natürlich auch gemeindeeigene PV-Anlagen und die Gründung von Energiegemeinschaften.“

Im abschließenden Kommunaltalk mit den Spitzen der Gemeindeverbände aus dem Alpenraum wurden unter anderem der Wunsch nach beschleunigten Behördenverfahren bei Klimaschutzmaßnahmen sowie Siedlungsentwicklung und Nachverdichtung thematisiert. Regina Norz, stellvertretende Obfrau Forum Land, sieht noch ungenutztes Potenzial im ländlichen Raum. „Es gilt, die Ressourcen des ländlichen Raumes für die Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Das sollte aber besonders im Bereich  von Photovoltaik auf eine maßvolle Art und Weise geschehen, jeder Hektar Wald und Wiese speichert CO2. Dabei muss fruchtbarer Boden erhalten werden, denn wir können nicht Energieerzeugung gegen landwirtschaftliche Produktion ausspielen.“

 

- Bildquellen -

  • Kommunalforum Alpenraum: Bauernzeitung
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AUTORJudith Sappl
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