Kommentar von Sabine Kronberger,
Chefredakteurin „Welt der Frauen“
Erst Corona, dann Ukraine, Inflation und Krise, nun Eskalation am Gazastreifen und humanitäre Not an vielen anderen Schauplätzen der Erde. Uns Menschen, die von Empathie getragen sind, wurde in den letzten Jahren ein Rucksack umgehängt, der momentan an Schwere nicht zu übertreffen und im wahrsten Sinne des Wortes „nicht zu ertragen“ ist – persönliche Herausforderungen, Erkrankungen oder Probleme noch gar nicht miteingerechnet. Die Kriege der Welt, wie immer ausgetragen auf den Rücken der Zivilgesellschaft, beherrschen die Medien und uns graut schon morgens vor Headlines und Titelgeschichten. Dass viele Menschen, besonders jene, die ein von Mitgefühl getragenes Leben pflegen, momentan von diesen Bildern erdrückt werden, ist deutlich spürbar. „Hinschauen und leiden oder wegschauen und kein guter Mensch sein? Mir sind doch diese Seelen nicht egal,“ hörte ich letzte Woche eine ältere Dame an der Tankstelle mit leidender Intonation seufzen.
Ich meine, man darf sich zumuten, was erträglich ist, sich rausnehmen, wenn es die persönliche Grenze überschreitet oder belastet. Ich meine, man darf sich Medienauszeiten nehmen und lesen, was die Seele nährt. Jene Seele, die in diesen Tagen stärker sein muss als sonst. Und die wir auch noch brauchen, um das zu begründen, was wir am dringendsten brauchen: den Frieden in unseren kleinsten Zellen – unseren Beziehungen und Familien. Erst dann können wir anderen helfen, spenden, teilen und hinschauen – mit voller Kraft und ohne am Leid der Welt und ihren erdrückenden Nachrichten zu verzweifeln.