Die internationalen Weizenkurse machten im August ein irrlichterndes Auf und Ab durch – der Mahlweizen an der Pariser Euronext beispielsweise von einer Spitze bei 220 Euro/t runter auf 197 Euro/t und bis zu Beginn dieser Woche wieder rauf auf rund 204 Euro/t. Mit den fundamentalen Marktdaten allein sind die starken Schwankungen nicht erklärbar, denn die generelle Unterversorgung der Welt mit Weizen aus der aktuellen Ernte als Folge von Dürren und anderen Wetterkariolen ist grundsätzlich unverändert. Ausschlaggebend für die Volatilität der Märkte sind vielmehr Gerüchte über Markteingriffe mittels Exportsteuern durch die russische Regierung und in Argentinien sowie weitere politische Befindlichkeiten, im Besonderen der Handelskrieg der USA mit China. Dazu kommen weiters ausgezeichnete Ernteaussichten für Mais und Soja in den USA – einer der weltweit bedeutendsten Produzenten dieser Kulturen – was jüngst auch die Mais- und Sojabohnenkurse an den internationalen Terminbörsen drückte.
Gute Exportnachfrage nach Premiumweizen
Österreichische Anbieter erfreuen sich, so Marktteilnehmer, einer guten Exportnachfrage nach Premiumweizen. Dieser wird vorrangig nach Italien geliefert, um dort schwache Basisweizenqualitäten mit Proteinwerten umd 11,50 %, wie man sie aus Frankreich bezieht, aufbessern zu können. Im Laufe des August legte die Notierung von Premiumweizen der Wiener Produktenbörse um 8,50 Euro auf 195 Euro/t zu. Dass Premiumweizen damit zu Preisen unter der Mahlweizenqualität an der Euronext gehandelt wird, kommentieren Brancheninsider mit dem hohen Anteil an dieser Qualitätsstufe an der Ernte in Österreich und dem kleinen Absatzsegment für Aufmischweizen. Experten sehen aber keinen Grund für ein künftiges Schwächeln der Premiumweizenpreise sondern im Gegenteil die derzeitigen Qualitätsaufschläge eher unterbewertet.
Die heimischen Mühlen benötigten als Gros ihrer Rohstoffquelle Mahlweizenqualitäten mit 12,5 bis knapp 14 % Protein. Diese seien aus inländischer Produktion heuer kaum vorhanden und notieren zurzeit auch nicht an der Wiener Börse. Zudem bremst auch die Unsicherheit über die internationale Preisentwicklung das Geschehen am Kassamarkt. Aufmischqualitäten seien den heimischen Mühlen zu teuer. Mahlweizen wird daher importiert.
Qualitätsweizen befestigte sich im August ebenfalls bis auf 193 Euro/t, wurde aber am Mittwoch der Vorwoche dann um 6 Euro/t nach unten notiert. Marktkenner sehen zu der Notierung von ebenfalls notwendigen Einfuhren aus dem EU-Ausland unter Bereinigung um die Transportkosten kaum mehr den normalerweise üblichen „Österreich-Bonus“ für inländische Ware und bezweifeln daher den Wert der Notierung für den heimischen Qualitätsweizen.
Akontopreise höher als im Vorjahr
Die Akontopreise für vertraglich gebundenes Getreide liegen übrigens je nach Produkt und Region um bis zu 10 Euro/t über jenen des Vorjahres (Preisangaben exkl. MwSt.):
• Premiumweizen von 147 bis 155 Euro/t,
• Qualitätsweizen von 137 bis 146 Euro/t,
• Mahlweizen von 125 bis 142 Euro/t,
• Durum von 160 bis 165 Euro/t,
• Ölraps von 295 bis 300 Euro/t,
• Mahlroggen von 130 bis 142 Euro/t
• Sommerbraugerste von 140 bis 170 Euro/t.
Früher Start der Maiskampagne
Ungewöhnlich früh und bereits zügig starteten die Maisernte und die Nassmaiskampagnen bei den beiden Verarbeitern Agrana und Jungbunzlauer. Es würden bereits Feuchtigkeitsgrade von nurmehr um die 20 % eingefahren. Die Nassmaispreise frei Werk und auf Basis von 30 % Feuchtigkeit bewegten sich laut Landwirtschaftskammer zuletzt zwischen netto 106 und 113 Euro/t. Laut ersten Berichten sind die Maiserträge überraschend hoch, dennoch wird Österreich Mais importieren müssen – wie auch die gesamte EU von Importen abhängt. Die Maisernte beim Nachbarn Ungarn schicke sich aber laut Pflanzenbauern gut an. Sehr freundlich hätten sich, so die Kammer, zuletzt die Trockenmaispreise entwickelt, mit regional unterschiedlich von 163 bis 186 Euro/t netto. Die höheren Preise würden vor allem in den westlichen Regionen Oberösterreichs bezahlt.
Christian Posekany, AIZ