In Zeiten von Homeoffice, Homeschooling und Social Distancing verbringen alle Generationen noch mehr Zeit am Handy und in den sozialen Medien. Um auf die Gefahren, die im weltweiten Netz lauern, aufmerksam zu machen, veranstaltete Forum Land auf Initiative von Christine Schmid, Bezirksobfrau von Forum Land Kufstein, einen Online-Vortrag zum Thema „Sicherheit im Netz“. Thomas Pohl, Polizist und Bezirksobmann Forum Land Landeck, knüpfte die Kontakte zu den Vortragenden Hans-Peter Seewald vom Landeskriminalamt Tirol und Sebastian Holzknecht von der Initiative „Safer Internet“, die zahlreiche Vorschläge zum richtigen Verhalten im Netz gaben. NR Hermann Gahr, Landesobmann von Forum Land, freute sich über die zahlreichen Teilnehmer, die er zu diesem interessanten Online-Vortrag begrüße konnte.

„Kriminalität verlagert sich immer mehr ins Internet“, betont Seewald zu Beginn seiner Ausführungen. Immer mehr Menschen nutzen das Internet, immer schneller werden die Datenverbindungen und all die Vorteile, die das Internet für Nutzer bringt, werden auch von Kriminellen voll ausgeschöpft. „Sie agieren anonym, weltweit und dank Verschlüsselungsmöglichkeiten sind sie nur sehr schwer zu verfolgen“, weiß Seewald. Die Delikte steigen rasant an, meistens ergeben sich für die Opfer finanzielle Schäden, allerdings sind auch schwerwiegende Folgen bis hin zum Suizid möglich.

Prävention hilft

Immer wieder hört man von Hacker-angriffen, die ganze Netzwerke lahmlegen. Viel häufiger sind aber andere Delikte, die eine wesentlich größere Zielgruppe betreffen. Nahezu täglich erhält man sogenannte Phishing-Mails, wobei man aufgefordert wird, seine Zugangsdaten einzugeben. Diese sind inzwischen meist sehr professionell gefälscht und somit extrem gefährlich. Auch Anlagenbetrug ist weit verbreitet: Dabei werden den Opfern Geld und Ausweisdokumente herausgelockt. Weitere Betrugsmaschen sind betrügerische Warenangebote mit gefälschten Identitäten, Fake-Shops, Erbschaftsversprechungen oder Dating-Angebote, wobei der Online-Partner meist plötzlich in eine finanzielle Notsituation gerät und dringend um eine Überweisung von Geld bittet. „Prävention ist in diesen Fällen extrem wichtig, denn nur wenn man diese Gefahren kennt, kann man sie auch erkennen“, so Seiwald.

Das Internet vergisst nie

„Sicherheit im Netz hängt stark davon ab, wie man sich selber verhält“, erklärt Sebastian Holzknecht. Für ihn ist ganz klar: „Der Umgang mit dem Internet muss schrittweise erlernt werden. Das Klientel wird immer jünger, Eltern sind oft selber überfordert oder haben zu wenig Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, und an Schulen fehlt das notwendige Fachpersonal“, bemängelt der Experte. Im wirklichen Leben kann man Erfahrungen sammeln, aus Fehlern lernen und diese in Zukunft nicht mehr machen. Online ist das um ein Vielfaches schwieriger, was einmal gepostet oder hochgeladen wird, bleibt für immer und kann einen ewig verfolgen. Als Beispiele nennt er Nacktfotos, die ohne zu überlegen hochgeladen werden, oder auch Wiederbetätigungs-Delikte in Form von Nazi-Stickern oder Hitler-Memes. Holzknecht empfiehlt generell einen selbstkritschen Umgang mit dem Internet.

Privatsphäre im Internet ist das oberste Gebot

Quelle: Tiroler Polizei
Hans-Peter Seewald vom Landeskriminalamt Innsbruck.

Bei Betrugsfällen im Internet sind die Täter immer auf der Jagd nach persönlichen Daten, Passwörtern, Urkunden oder Zugangsdaten. Deshalb empfiehlt Hans-Peter Seewald vom Landeskriminalamt ein grundsätzliches Misstrauen bei sämtlichen Anfragen, die man per Mail, SMS oder anderen Nachrichtendiensten erhält. E-Mails von unbekannten Absendern, die nicht schon vom Mailprogramm selber als Junk erkannt werden, sind generell mit Vorsicht zu behandeln. Wenn man den Absender des Mails nicht zu hundert Prozent identifizieren kann bzw. kennt, darf man niemals einen Anhang öffnen. Außerdem soll man niemandem einen Fernzugriff auf den eigenen Computer erlauben, wobei der Täter das Opfer dabei beobachten kann, wie online wichtige Daten eingegeben werden. Im Jahr 2016 ergab eine Untersuchung einer IT-Firma, dass in Österreich täglich 25.000 Infektionsversuche mit verschlüsselten Trojanern stattfinden. Diese können auf den Endgeräten großen Schaden anrichten. Ein gutes Anti-Viren-Programm sowie externe und mehrfache Datensicherung können in diesem Zusammenhang das Schlimmste verhindern. Auch hier gilt es, ein sicheres Passwort zu verwenden.

Ein sicheres Passwort steht in keinem Wörterbuch

Quelle: Privat
Sebastian Holzknecht von der Initiative „Safer Internet“.

Wer sicher im Internet unterwegs sein will, muss sich selber dementsprechend schützen. Für Kinder gilt natürlich, dass sie dabei Unterstützung von Seiten der Eltern benötigen. „Eltern müssen ihre Kinder schützen“, betont Sebastian Holzknecht von Safer Internet. Ganz wesentlich für die Sicherheit im Netz sind Passwörter. Für sämtliche Accounts ist ein Passwort notwendig, im besten Fall natürlich für jeden ein individuelles. „Ein sicheres Passwort besteht aus mindestens 15 Zeichen, es ist kein Wort, das in einem Wörterbuch zu finden ist, enthält Zahlen und Sonderzeichen sowie Groß- und Kleinschreibung“, erklärt Holzknecht. Alles andere sei für ein einfaches Computerprogramm innerhalb von Sekunden leicht zu entschlüsseln, so der Experte. Um diese komplexen und zahlreichen Passwörter zu verwalten, empfiehlt sich entweder ein Programm, das mit Hilfe eines Masterpasswortes gesichert ist, oder man schreibt sie ganz traditionell in ein Notitzbuch und verwahrt dieses an einem gesicherten Ort auf. Passwörter soll man niemals am Computer oder am Handy abspeichern.

Generell wünscht sich Holzknecht ein Schulfach „Medienkompetenz“, das Kinder und Jugendliche bereits ab dem Volksschulalter auf die Nutzung des Internets vorbereitet. Dabei geht es ihm nicht nur um die Sicherheit, sondern er spricht auch das Thema „Nettiquette“ an, also das Benehmen von Usern in der elektronischen Kommunikation, die oft zu wünschen übrig lässt. 

Sicherheit im Netz

Die folgenden aufgelisteten Websiten und Apps tragen zu mehr Sicherheit im Netz bei. Diese unterstützen Eltern dabei, das Internet kindersicher zu machen, helfen dabei, Fakeshops zu entlarven, oder geben allgemeine Tipps bei Einstellungen von Apps, um seine Daten zu schützen:

  • www.saferinternet.at (viele weiterführende Links)
  • ISPA: technischer Kinderschutz im Netz
  • www.under18at.
  • www.watchlist-internet.at (Auflistung von fakeshops)
  • startpage.com (Suchmaschine ohne Tracking)
  • ecosia.org (datenschutzfreundliche Suchmaschine)
  • key (Passwort Manager)
  • 1Password (Passwort Manager)
  • Signal: Nachrichtendienst ohne Tracking

- Bildquellen -

  • Foto Se2: Tiroler Polizei
  • Seite 1: Privat
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AUTORElisabeth Angerer
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