Bundesforste testen erstmals kontaktlose Holz-Logistik

Kontaktlose LKW-Übernahme Innovative Hightech-Vermessungsstation am neuen Holzlagerplatz Amstetten FOTO: ÖBf-Archiv/Wolfgang Simlinger

Eine neue Hightech-Vermessungsstation testen die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) derzeit auf ihrem neuen Holzlagerplatz in Amstetten (NÖ). Der gesamte Lagerprozess – von der Zufahrt über Verwiegung bis hin zur Verladung – funktioniert vollelektronisch und zur Gänze kontaktlos. „Dies ist die erste Anlage dieser Art in Österreich“, so Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundesforste, sichtlich stolz über die Innovation. „Diese Form der Holzübernahme ist österreichweit derzeit einzigartig. Sie bietet gerade in diesen schwierigen Zeiten maximale Sicherheit und ist gleichzeitig transparent und hocheffizient.“ Erst im Sommer dieses Jahres wurde gemeinsam mit der Papierholz Austria der neue, volldigitale Lagerplatz in Amstetten in Betrieb genommen. Er leistet einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Holzmarktes – insbesondere in einer vom Klimawandel mit hohem Borkenkäferaufkommen besonders stark betroffenen Region – und trägt wesentlich zum Forstschutz bei. Befallenes Käferholz kann rasch aus dem Wald gebracht und in sicherer Entfernung gelagert werden. Zudem ist die neue Holzdrehscheibe ein wichtiger Impuls für die Forstwirtschaft. Mit der Weiterentwicklung der kontaktlosen Frachtabwicklung gemeinsam mit dem steirischen Unternehmen felix systems als Logistik-Partner folgte nun der nächste Schritt. „Über 40.000 Festmeter Holz wurden bereits über das neue System abgewickelt“, zieht Freidhager nach den ersten Monaten Testbetrieb zufrieden Bilanz. „Alles hat reibungslos funktioniert. Ab Jänner 2021 startet der Vollbetrieb.“ Aktuell sind über 150.000 Festmeter Holz auf dem neuen Holzlagerplatz in Amstetten eingelagert, was einer Menge von rund 5.000 LKW-Ladungen Holz entspricht.

40 Tonnen in 40 Sekunden

Die Anmeldung am Lagerplatz erfolgt automatisch per Kennzeichenerkennung. Mittels Kamera wird das Kennzeichen automatisch erkannt, die Lieferung einem Auftrag zugeordnet und der LKW zur Verwiegung weitergeleitet. Die Verwiegung erfolgt auf einer mit Sensoren ausgestatteten mobilen Brückenwaage vollautomatisch ohne Ein- und Aussteigen. Weder das Bedienen eines Terminals noch eines Touchscreens sind erforderlich. Das exakte Gewicht – vollbeladen kommen rund 40 Tonnen auf die Waage – wird elektronisch ermittelt und die Ladung fotodokumentiert. Nach erfolgreicher Verwiegung gibt die Brücken-Ampel grünes Licht und leitet den LKW zur Verladung weiter. „In Summe dauert die Holzübernahme nicht länger als 40 Sekunden – und das kontaktlos. Eine komplette LKW-Ladung – im Schnitt rund 30 Festmeter Holz – kann so in kürzester Zeit erhoben und die Daten aufgenommen werden “, zeigt sich Freidhager vom neuen System begeistert. „Im Vollbetrieb können rd. 30-40 LKW‘s pro Stunde über die elektronische Vermessung abgewickelt werden.“ Für diesen jüngsten Schritt in der elektronischen Lieferkette mussten bauliche Maßnahmen gesetzt werden wie etwa die Errichtung einer Schrankenanlage, die Erweiterung des bestehenden IT-Systems und der Einsatz neuer Software. Insgesamt wurden rd. 600.000 Euro in den neuen Lagerplatz investiert.

Neue, digitale Holz-Drehscheibe

Auf den Flächen eines ehemaligen Sägewerks in Amstetten haben die Bundesforste gemeinsam mit den Partnern Papierholz Austria und felix tools auf rund 10 Hektar Fläche einen hochmodernen Holzlagerplatz mit Anbindung an das Bahnnetz errichtet. Neben modernster Hard- und Software kommen unter anderem erstmals so genannte GigaWaggons, entwickelt von dem steirischen Unternehmen Innofreight Solutions, zum Einsatz, einer weiteren Innovation am Logistiksektor, mit der die Ladekapazität um 50 % gesteigert werden kann. Der neue Lagerplatz ist volldigitalisiert und mit einem modernen Zufahrts- und Sicherheitssystem ausgestattet. Er ist in die elektronische Prozesskette voll integriert, in der von Bestellung über die Einsatzplanung und Holzernte bis hin zur Lieferung und Abrechnung jeder Schritt digital abgebildet ist. Die neue Holz-Drehscheibe wird sowohl für die Lagerung von ÖBf-eigenem Holz genutzt, als auch Dritten zur Verfügung gestellt. Mit Papierholz Austria haben die Bundesforste vor Ort eine langfristige Partnerschaft gestartet, die österreichweite Holzeinkaufsgesellschaft nützt bereits heute die Vorteile der hochmodernen Lagerflächen. „Die neue, digitale Holz-Drehscheibe ist für uns in kürzester Zeit zu einem unersetzlichen Umschlagplatz geworden, nicht nur wegen der Käfervorsorge“, unterstreicht ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager. „Wir haben damit einen kleines Logistik-Forschungslabor in Echtzeit geschaffen. So in etwa könnte die Holzlogistik der Zukunft aussehen! Wenn das „Beispiel Amstetten“ Schule macht, könnte dies zukünftig auch an anderen Orten so umgesetzt werden.“ Erste Gespräche dazu laufen schon.

 

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