Borealis-Deal: „Die Bedenken der Bauern sind absolut ernst zu nehmen!“

Die Borealis-Produktionsanlagen in Linz

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die ohnehin angespannte Lage auf den globalen Agrarmärkten dramatisch verschärft. Weltweit sind Landwirte vom Krieg in der Ukraine betroffen: Russland, einer der größten Düngerproduzenten, hat den Export eingestellt. „Sowohl die Corona-Krise als auch der aktuelle Ukraine-Krieg sind eine eindringliche Mahnung, dass es in der Agrar- und Lebensmittelproduktion absolut unverzichtbar ist, alle wesentlichen Teile der Wertschöpfungskette in heimischer beziehungsweise europäischer Hand zu halten“, betonen die oberösterreichische Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger und der niederösterreichische LH-Stv. Stephan Pernkopf.

Quelle: NLK Pfeiffer
Michaela Langer-Weninger und Stephan Pernkopf

Ohne Gas kein Dünger und keine Lebensmittel

Die Interessen der Bäuerinnen und Bauern als Garanten der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln sind zu gewährleisten und müssen seitens der Bundesregierung ernst genommen werden. Insbesondere in der Energielenkung muss es eine klare Priorisierung für die Lebensmittelverarbeitung geben. „Unser erklärtes Ziel ist es, dass die Düngemittelsparte sowie die Produktionsbereiche technische Stickstoffprodukte und Melamin am Standort Oberösterreich erhalten bleiben. Die EU-Kommission ist im Rahmen des Kartellrechts gefordert, den möglichen Verkauf der Borealis-Stickstoffsparte an die Agrofert genauestens zu prüfen“, fordern Langer-Weninger und Pernkopf. Sie pochen auch darauf die kritischen Stimmen aus der Bauernschaft ernst zu nehmen: „Die Bedenken der Bauernvertretung hinsichtlich negativer Auswirkungen auf die Produktions- und Versorgungssicherheit sind absolut ernst zu nehmen und müssen in die kartellrechtliche Entscheidung einfließen.“

„Die Bedenken der Bauernvertretung hinsichtlich negativer Auswirkungen auf die Produktions- und Versorgungssicherheit sind absolut ernst zu nehmen.” Langer-Weninger und Pernkopf

Damoklesschwert Gas-Embargo – EU muss Einheit und Stärke zeigen

Damit die EU mit der russischen Politik der Energieerpressung zurande kommt, muss sie gesamteuropäisch denken und handeln. Eine Energielenkung, wie sie bereits in vielen Staaten überlegt wird, darf nicht an den nationalen Grenzen haltmachen. Wird das Gas abgedreht, verlieren zigtausende Menschen ihre Arbeitsplätze und Betriebe zum Abwandern gezwungen. „Die EU muss nun Einheit und Stärke zeigen“, so Langer-Weninger und Pernkopf. Im Besonderen sei nun die Kommission gefragt. „Ähnlich wie bei der letztlich erfolgreichen Beschaffung der Corona-Impfstoffe muss die Kommission das Probleme anpacken und ihre Führungsrolle wahrnehmen. Nur so ist es möglich, in allen denkbaren Krisensituationen, die im Herbst auf uns zukommen könnten, eine durchgängige und leistbare Versorgung mit Lebensmitteln in Österreich und Europa zu garantieren. Leider vermissen wir aktuell dieses entschlossene Vorgehen seitens der Kommission!“, betonen die Agrarlandesräte.

“Die zuletzt erfolgte Verkaufsentscheidung wurde unternehmensintern ohne Einbeziehung der Bauernvertretung getroffen.” Waldenberger

Auch die Landwirtschaftskammer hat sich bereits im März in Presseaussendungen und in einer Resolution der LK-Vollversammlung an den Finanzminister klar gegen den Verkauf der Düngemittelsparte an einen ausländischen Eigentümer ausgesprochen. “Die Forderung ist weiterhin aufrecht. Trotz Sondierungen konnte in den vergangenen Monaten kein geeigneter österreichischer Investor gefunden werden. Nicht zuletzt wurde das mit dem erforderlichen Know-how für das Düngemittelgeschäft und notwendigen geschäftlichen Vernetzungen argumentiert. Die zuletzt erfolgte Verkaufsentscheidung wurde unternehmensintern ohne Einbeziehung der Bauernvertretung getroffen und unsere im Vorfeld gesetzten Interventionen blieben bei der Entscheidungsfindung unberücksichtigt“, so der oberösterreichische Landwirtschfaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. 

- Bildquellen -

  • Agrarlandesräte: NLK Pfeiffer
  • Borealis LAT Linz@: Borealis
- Werbung -
AUTORred.AL
Vorheriger ArtikelUmsatzrekord zum Austro-Diesel-Jubiläum
Nächster ArtikelAuf der Alm lernte ich das richtige Gehen