Wie sehr die Rezession wegen Corona nach einem zuletzt durchwegs zufriedenstellenden Geschäftsjahr die kommenden Transaktionen des Agrana-Konzerns speziell mit Früchten und Zucker beeinflussen wird, steht wie vieles noch in den Sternen. Für heuer ausgeschlossen hat Agrana-Boss Johann Marihart jedenfalls eine Schließung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf.
Die Agrana Beteiligungs-AG konnte im Geschäftsjahr 2019/20 ihren Konzernumsatz leicht um 1,5 % auf 2.480,7 Mio. Euro erhöhen. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) lag mit 87,1 Mio. Euro oder plus 20,5 Mio. sogar fast um ein Drittel über dem Wert des Vorjahres.
Laut dem Vorstandsvorsitzenden der Agrana, Johann Marihart, seien zuletzt vor allem die Geschäfte mit Stärke und Bioethanol (Umsatz 807 Mio. €, + 5,8 %; Ergebnis 75,2 Mio. €, + 46,7 %) besonders gut gelaufen. Nach wie vor rote Ergebniszahlen verzeichnete man trotz leichter Erholung nach schwierigen Jahren in der Sparte Zucker (Umsatz 488,3 Mio €, -2,6 %, Ergebnis -44 Mio €, + 28,8 %). Ebenfalls unter den Erwartungen blieb der Bereich Frucht (Umsatz 1,1855 Mrd. €, +0,5 %; Ergebnis 55,9 Mio €, -27,6 %).
Betont wurden auch das Ergebnis je Aktie (0,77 Euro, +87,8 %) sowie der Rückgang der Eigenkapitalquote von 59 auf 54,4 % gegenüber dem Vorjahr. Für die Aktionäre bedeutet das jüngste Agrana-Geschäftsergebnis einen um 23 Cent geringeren Dividendenvorschlag 2019/20 von 0,77 Euro je Aktie.
Für Österreichs Bauern stets besonders interessant sind die Details zum Stärke- und Zuckergeschäft der Agrana. In Summe verarbeitete Agrana etwa 276.000 Tonnen Stärke-Industrie-Kartoffeln, Tendenz heuer leicht rückläufig. Sehr rege entwickelte sich auch das Geschäft mit Wachsmais und Biomais. Für heuer rechnet Fritz Gattermayer, Agrana-Vorstand für den Bereich Rohstoffe, mit einer steigenden Kontraktmenge von Spezialsorten um 25 Prozent. Einmal mehr sprunghaft war 2019/20 die Preisentwicklung bei Ethanol. Rechnung getragen hat man dem profitablen Stärke-Bereich im Vorjahr auch mit Investionen von 97 Mio. Euro (von weltweit insgesamt knapp 184 Mio.) in die Fertigstellung der zweiten Weizenstärkeanlage in Pischelsdorf sowie der Erweiterung der Maisstärke-Derivatisierungsanlage und Spezialmaisverarbeitung in Aschach.
Trotz schwierigem Umfeld im Bereich Zucker hat die Agrana heuer in Österreich Rübenkontrakte für 34.500 Hektar abgeschlossen. In den Nachbarländern von Tschechien über Ungarn bis Rumänien verarbeitet Agrana Rüben von weiteren 50.500 Hektar. Nicht ganz so dramatisch wie im Vorjahr sei heuer das Problem des Rübenderbrüsslers. Wegen des Schädlings mussten vor zwei Jahren noch gut 12.000 Hektar Rübenfläche umbrochen und neu ausgesät werden. Heuer rechnet man mit um die 2000 Hektar. Agrana hat an die Rübenbauern im vergangenen Jahr und heuer insgesamt 180.000 Pheromonfallen gratis abgegeben und sponserte zudem spezielle 14 Fallrillenpflüge zum Einsatz gegen den Käfer.
Prognose für Geschäftsjahr 2020/21 seien derzeit unmöglich, sagt Johann Marihart. Auch für heuer ausgeschlossen hat der Agrana-Boss auf Anfrage der BauernZeitung immerhin die von heimischen Rübenbauern sowie den Werksmitarbeitern befürchtete Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld. Marihart: „Im Herbst werden in beiden Zuckerfabriken die Rüben verarbeitet. Im Laufe der Kampagne findet aber eine Evaluierung statt, was die künftige Verarbeitung in Leopoldsdorf anbelangt.“ Generell sind alle 57 Agrana Werksstandorte weltweit trotz der globalen Pandemie in Betrieb. Kurzfristig gesperrt waren nur einige Werke in China und Indien. Auch in Österreich habe man keine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, so Marihart.
BERNHARD WEBER