Während Waldbesitzer in ganz Oberösterreich noch mit der Aufforstung der im Vorjahr durch Borkenkäfer, Trockenheit und Windwurf entstandenen Kahlflächen beschäftigt sind, wächst bereits die nächste Generation des Rüsselkäfers heran. Begünstigt durch die warmen Witterungsverhältnisse begann der Schwärmflug von Buchdrucker und Kupferstecher in diesem Jahr sehr früh, sodass die Eiablage vielfach abgeschlossen und der Larvenfraß bereits begonnen hat. Befallene Bäume ausfindig zu machen und zu roden, ist daher Gebot der Stunde. Doch wohin mit dem Schadholz? Industrie und Holzmarkt spüren noch immer die Auswirkungen der Corona-Pandemie – Exporteinbrüche und sinkende Nachfrage. Verzögerungen beim Abtransport von Schadholz sind die logische Folge.

Massenvermehrung droht

4,3 Millionen Festmeter Holz sind im vergangenen Jahr dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Ein Viertel davon alleine in Oberösterreich. Auch heuer besteht die Gefahr großer Borkenkäfer-Kalamitäten. Denn der Schädling, der sich im vergangenen Jahr so rasant vermehrt hat, ist gut über den milden Winter gekommen und hat in den warmen, niederschlagsarmen Frühlingsmonaten ideale Bedingungen für eine weitere Ausbreitung vorgefunden. Ein frühzeitiges Aufarbeiten und zeitgerechtes Entfernen frisch befallener Bäume sind laut Agrarlandesrat Max Hiegelsberger nun die wichtigsten und wirkungsvollsten Maßnahmen. Er warnt: „Wenn die befallenen Stämme jetzt nicht aus dem Wald geräumt werden, dann steigert sich die Schadmenge bis in den Sommer enorm.“

Quelle: BMLRT/Paul GruberUm sich ein Bild von der prekären Situation der Wälder zu machen, kam Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger vergangene Woche nach Oberösterreich. Beim gemeinsamen Lokalaugenschein mit Hiegelsberger und dem Nationalratsabgeordneten Nikolaus Prinz in der Nähe von Grein erklärte sie: „Die Trockenheit und der Borkenkäfer sind eine tödliche Mischung. Die Situation in unseren Wäldern ist alarmierend. Wir müssen nun zusammenhalten, um die weiteren katastrophalen Auswirkungen auf unsere Wälder zu verhindern.“

Rasche Unterstützung und „mehr Solidarität auch von der Sägeindustrie“ forderten auch Hiegelsberger und Prinz.

Industrie macht Zugeständnisse

Erste Meilenstein zur Verbesserung der Lage wurden bereits erreicht. Sägeindustrie und Landwirtschaftsministerium einigten sich vergangene Woche auf die:
■ Abnahme zusätzlicher 200.000 Festmeter Schadholz bis Ende Mai.
■ Reduktion der Importe während der Zeit mit Schadholzanfall.
■ Verbesserte Zusammenarbeit zwischen Forstwirtschaft und Sägeindustrie beim Datenmanagement.
■ Einrichtung von Lagerkapazitäten bei Nasslagern, um Schadholz für längere Zeit lagern zu können.

Für Oberösterreich konnte Agrarlandesrat Hiegelsberger heute eine zusätzliche Abmachung im Rahmen des runden Tisches zur Holzmarktsituation treffen:
■ Vorrangige Abholung von weiteren 100.000 Festmetern aufgearbeiteten und liegenden Holzes in den nächsten drei Wochen.

Weitere Entlastungen soll ein Maßnahmenpaket mit diverseren Förderungen bringen. Für dieses hat das Land Oberösterreich eine Mittelaufstockung von 2,5 Millionen Euro im forstlichen Förderungsprogramm der Ländlichen Entwicklung erreicht.

Maßnahmenpaket Land OÖ

  • Ausbau und Förderung von Nass- und Trockenlagern
  • Förderung für Verhacken von Restholz: 15 Euro/atro bzw. 2,30 Euro/Srm
  • Holzentrindung in schwer bringbaren Lagen: 31,50 Euro/Baum
  • Maschinelles Entrinden: mit 80 Prozent der Kosten unterstützt
  • Anbaugeräte an Motorsägen: Förderungssatz 80 Prozent
  • Umbau von Harvesterköpfen zur Entrindung: Mehrkosten werden mit 5,6 Euro/m³ abgegolten
  • Anhebung der Gewichtslimits bei Lkw-Transporten auf 50 Tonnen
  • Forcierung von Holzbau
  • Förderung von Aufforstungen: Anhebung Förderungssatzes für die meisten Waldbesitzer von 60 auf 80 Prozent

 

Erste positive Auswirkungen

Erste positive Auswirkungen der getroffenen Vereinbarungen zeigen sich bereits. „Seit letzter Woche liefern wir bedeutend mehr – um die 30 Prozent“, berichtet Franz Kepplinger vom Waldverband Oberösterreich. „Wird diese Liefermenge beibehalten, könnte sich die Lage bis Juni entspannen.“

Auch hinsichtlich des Holzpreises gibt es erste, vorsichtig positive Stellungnahmen. „Ich denke und hoffe für alle Beteiligten, dass sich der Preis für Frischholz im September erholen wird“, erklärt Ferdinand Reisecker, Obmann der Holzindustrie in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Gerade im Hinblick auf die Zukunft rät er Forstwirten aber „Stammkundenbeziehung zu den Abnehmern aufzubauen“. Also auch in regulären Zeiten Holz zu verkaufen und nicht nur in Krisenzeiten auf die Abnahme zu drängen.

- Bildquellen -

  • Ministerin Köstinger: BMLRT/Paul Gruber
  • PGP 9681b: BMLRT/Paul Gruber
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AUTORElisabeth Hasl
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