Wojciechowski will Kürzungen im EU-Agrarhaushalt abwenden

Unterstützung für zusätzliche "Green Deal"-Leistungen gefordert

EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski will das EU-Agrarbudget verteidigen.
Die Verteidigung des EU-Landwirtschaftsbudgets sieht der neue polnische EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski als seine vorrangige Aufgabe an. Er werde in den laufenden Verhandlungen um den EU-Haushalt auf die Lage der Landwirte aufmerksam machen und sich für die Förderungen einsetzen, betonte er während seiner Eröffnungsrede auf der Outlook-Konferenz der EU-Kommission in Brüssel. Wojciechowski will den Vorschlag der EU-Kommission für den mehrjährigen Haushalt für die Jahre 2021 bis 2027 vor weiteren Kürzungen bewahren. Er sei sich bewusst, dass schon der Haushaltsvorschlag der EU-Kommission von den Landwirten einiges abverlange. Aber ein ganz neuer Vorschlag der Brüsseler Behörde zum zukünftigen EU-Haushalt sei allein schon aus Zeitgründen nicht mehr möglich. Außerdem sei er in ein Kollegium von Kommissaren eingebunden, die zum Teil andere Interessen hätten, betonte Wojciechowski.

Aber für ihn sei klar, dass der “Green Deal” der EU-Kommission zusätzliche Leistungen von Landwirten erwarte und dafür brauchten die Betriebe eine größere Unterstützung. Landwirte wollen insbesondere wissen, welche Anforderungen sich hinter den Ökoregelungen (Eco-Schemes) aus dem Reformvorschlag für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) verbergen. Doch das werde sich erst im Laufe der Reformdebatte abzeichnen. Die Einzelheiten der Ökoregeln würden erst in den nationalen Strategieplänen von den EU-Mitgliedstaaten geregelt, wenn die GAP-Reform beschlossene Sache sei.

Fest stünde bisher nur, dass die EU-Kommission auch mit ihrem “Green Deal” keinen neuen Vorschlag zur EU-Agrarreform vorlegen werde. Dafür sei man aber in den Reformverhandlungen offen für weitere Anregungen. Die EU-Kommission werde eine bessere Förderung des Biolandbaus ins Auge fassen. In Polen wollten zahlreiche Landwirte umstellen, aber es hapere bei der Vermarktung und beim Absatz von Biolebensmitteln. Wojciechowski regt deshalb Werbe- und Absatzförderungsmaßnahmen für Bioprodukte in der 2. Säule der GAP an.

Umwelt- und Klimaschutz: Bürger erwarten konkrete Lösungen

Eine nachhaltige Landwirtschaft, gute Ernährungsgewohnheiten und eine gesunde Bevölkerung gehören zusammen, erklärte die neue EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Der Agrarsektor in der EU habe ein Problem mit der Artenvielfalt sowie mit dem Umwelt- und Klimaschutz im Allgemeinen. Die Bürger erwarteten konkrete Lösungen für diese Probleme. Die EU-Kommission werde mit der “Farm to Fork”- Strategie darauf antworten. Im Frühjahr 2020 werde die EU-Kommission die Einzelheiten ihrer Nachhaltigkeitsstrategie für die Landwirtschaft und den Nahrungssektor vorlegen.

Weiter vom chemischen Pflanzenschutz abhängig zu bleiben, das sei nicht nachhaltig, führte die EU-Gesundheitskommissarin aus. Deshalb werde die EU-Kommission ambitionierte Ziele für die Verminderung von chemischen Pflanzenschutzmitteln vorschlagen. Auch der Einsatz von Antibiotika im Stall müsse deutlich reduziert werden, um drohende Resistenzbildungen gegen Antibiotika in der Humanmedizin und in der Landwirtschaft zu verhindern. Alles in allem dürfe die Umstellung zur Nachhaltigkeit nicht gegen die Landwirte unternommen werden. Diese müssten mit im Boot bleiben, betonte Kyriakides.

Forscher arbeiten an Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz

Wissenschafter berichteten auf der Outlook-Konferenz von Trends und ersten Erfolgen in den Bemühungen um eine umwelt- und klimafreundlichere Landwirtschaft. Besonders bei der Erforschung von Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz gibt es hoffnungsvolle Ansätze. So konnten in der Weinregion von Bordeaux gegen Krankheiten resistente Reben gezüchtet werden. Allerdings dauere es noch 15 bis 20 Jahre, bis alle Weinbauregionen der EU von den neuen Züchtungen profitierten, berichtete Philippe Mauguin vom französischen Agrarforschungsinstitut INRA. Die EU dürfe den Anschluss an die neue Mutagenesetechnologie (CRISPR/Cas) nicht verpassen, warnte René Smulders von der niederländischen Universität Wageningen. Mit ihr könnten Resistenzgene gezielt in der Züchtung eingesetzt werden. CRISPR/Cas beschleunige damit die Züchtung und werde zu einem entscheidenden Faktor bei der Entwicklung von Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz, erklärte Smulders.

AIZ

- Bildquellen -

  • EP 092266A WOCIECHOWSKI 2nd Hearing FULL Opening: EU 2019/EP/Arnaud Devillers
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