Es ist eine fruchtbare Beziehung, wenn die Partner erst einmal zueinander finden. Bisher ist es aber mehr eine Hassliebe zwischen Raps und Bienen bzw. den eigentlichen Akteuren den Landwirten und Imkern. Schädlinge und Pflanzenschutzmittel stehen der natürlichen Partnerschaft oft im Wege. Die beiderseitigen Interessen zu vereinbaren ist jedoch möglich. Wie in jeder guten Partnerschaft erfordert das aber Kompromisse. Die Belohnung solcher Bemühungen: reiche Feld- und Honigernten.
Ein erster Grundstein für eine verstärkte Zusammenarbeit von Imkern und Bauern wurde mit dem Webinar „Wir fliegen auf Raps“ gelegt. Gut 110 Teilnehmer folgten kürzlich der Einladung von Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und dem Bienenzentrum Oberösterreich. Die Hälfte davon waren Imker. Ein weiteres Drittel Landwirte, der Rest Konsumenten. Als Fachreferenten sprachen Johann Kohl von der AGES und Klaus Wallner, Spezialist für Bienen- und Pflanzenschutz an der Universität Hohenheim.
Raps: Bienentracht und wertvolle Ackerfrucht
7000 Hektar sind es nur mehr – wie auch im Rest Österreichs hat sich die Raps-Anbaufläche in Oberösterreich nahezu halbiert. Lediglich spezialisierte Ackerbaubetriebe wagen noch den Anbau. Auch auf EU-Ebene sieht es nicht besser aus. Wurden 2015 noch 24 Millionen Tonnen Raps geerntet, hat seitdem der Anbau um 30 Prozent abgenommen. Dabei wäre die Ölfrucht für die Eigenversorgung mit Pflanzenölen von zentraler Bedeutung. Am europäischen Kontinent liegt diese aktuell nur bei 50 Prozent. Auch als Eiweißfuttermittel in Form von Rapsschrott ist der Kreuzblütler essenziell, sodass die Importe stetig steigen. Zugleich wächst auch die Einfuhr von Supplementen wie Palm- und Sojaöl.
Doch nicht nur für die Land- und Lebensmittelwirtschaft ist die Reduktion der Rapsflächen ein schwerer Verlust, sondern auch für die Honigbiene. Denn unter den Feldfrüchten ist die Ackerkultur mit den satt-gelben Blüten eine der wenigen Pflanzen, die Bestäubern wie der Biene Nahrung bietet. Wallner geht sogar so weit zu sagen: „Raps ist die letzte auf den Äckern verbliebene Bienenpflanze.“
Win-win-Situation für Imkerei und Landwirtschaft
„Raps ist essenziell für uns Imker. Er schließt Trachtlücken von etwa zwei Wochen“, bestätigte Verena Hagelkruys, Vizepräsidentin des österreichischen Erwerbsimkerbundes. Ihrer Meinung nach sei es daher das Beste einfach miteinander zu reden und zusammenzuarbeiten – auch dann, wenn Pflanzenschutzmaßnahmen nötig werden.
Einen Konsens zu finden ist auch erklärtes Ziel von Landesrat Hiegelsberger: „Unser klares, gemeinsames Ziel muss sein, den Rückgang der Rapsflächen zu stoppen.“ Dabei verweist er auch auf den gegenseitigen Nutzen von Imkerei und Landwirtschaft. „Die Rapsblüte kann die Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr enorm vorantreiben. Gleichzeitig ist durch den Einsatz von Honigbienen bei optimalen Bedingungen eine Steigerung des Körnerertrages von durchschnittlich 30 Prozent zu erwarten.“ Daraus ergäbe sich ein Potenzial von 700 Kilogramm pro Hektar Kornertrag und somit erhöhte Ölerträge.
Imkerei in Zahlen
■ In Österreich gibt es 420.000 Bienenvölker, die von beinahe 32.000 Imkern betreut werden.
■ Mit einem Anteil von 25 Prozent ist Oberösterreich das Bundesland mit den meisten „Bienenhaltern“.
■ Erwerbsimker, also Betriebe mit mehr als 50 Völkern, machen nur einen kleinen Teil aus. In Oberösterreich sind es geschätzt 300 bis 400 Betriebe.
Pflanzenschutz nützen, Bienen schützen
Dass Pflanzenschutz nicht immer eine Kriegserklärung an Bienen(halter) sein muss, zeigt das Beispiel Raps. Durch den Pflanzenschutzwarndienst und das Arbeiten mit Schadschwellen wird der Einsatz von synthetischen Wirkstoffen bereits auf ein Minimum begrenzt. Die strengen Regeln bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln stellen den Schutz der Bienen zusätzlich sicher. Bienenexperte Wallner rät daher seinen Kollegen: „Von Fake-News Abstand zu nehmen und sich mit den Herausforderungen des Rapsanbaus auseinanderzusetzen.“
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- Raps: Andrzej Płotnikow – Stock.adobe.com; Agrarfoto.com