Weniger ist weniger

Kommentar von Martina Kiefer,
Chefin vom Dienst

Mit dem Green Deal, zu deutsch einer grünen Wende in Europas Landwirtschaft, soll diese nachhaltiger werden. So der Plan einzelner Schreibtischtäter in Brüssel. Verkürzt bedeutet dies für unsere Landwirte, dass ein Pflanzenschutzmittel nach dem anderen verboten wird. Für „mehr Nachhaltigkeit“ nehmen Österreichs Bauern ja schon sehr viel in Kauf, auch sind sie teils freiwillig bereit, im Rahmen der GAP weitere Leistungen zu erbringen und Einschränkungen hinzunehmen. Doch hat diese Verbotspolitik Folgen, die in Brüssel noch nicht gehört werden wollen, der nasskalte Frühling aber mit aller Deutlichkeit sichtbar macht. In der Steiermark droht ein Teil der Kürbisaussaat nicht zu keimen, teilweise sind die Kulturen wegen der hohen Regenmengen auch noch abgesoffen. Hintergrund ist das Verbot eines Beizmittels beim Ölkürbis, das heuer erstmalig durch ein neu zugelassenes Beizmittel ersetzt werden hätte sollen. Und wie es bei Neuheiten eben ist, gibt es offenbar Kinderkrankheiten. Ähnlich die Lage bei den Rübenbauern nördlich und östlich des Semmerings. Durch das überraschende Verbot der Neonicotinoid-Beize bei den Zuckerrüben hat der Rübenderbrüssler nach dem Anbau massive Schäden angerichtet. Knapp 4.000 Hektar Rübe mussten umgebrochen werden. Mehr als 15 Kübel pro Hektar Acker zu vergraben, um darin Käfer zu fangen, kann wohl kaum als praktikable Lösung gesehen werden. Die Beispiele zeigen, dass Pflanzenschutzmittel-Verbote zu Produktionsrückgang führen. Weniger Produktion in Österreich heißt unterm Strich mehr Importe aus Ländern, in denen die Standards nicht annähernd da sind, wo wir sie gerne hätten. Ob das nachhaltig ist?

kiefer@bauernzeitung.at

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