Tirol und Bergland, eine perfekte Milchehe?

Georg Oberhammer beleuchtet in seinem Buch die Hintergründe und beschreibt den Zusammenschluss von Tirol Milch und Berglandmilch sowie die Entwicklung in Tirol seit der Fusion.

Autor Georg Oberhammer

Anfang der 2000er Jahre gab es in der EU noch einen politisch gelenkten Bauernmilchpreis. Mit Exporterstattungen und Einlagerungen von Milchpulver und Butter wurde der politisch angestrebte Bauernmilchpreis erreicht. Einen tiefen Fall der Versandmilchpreise gab es nicht, weil die EU das durch Intervention verhinderte. In den Jahren 2006 bis 2008 wurde die Interventionsgrenze so stark abgesenkt, dass es keine politische Milchpreissteuerung mehr gab. Der Milchmarkt wurde erstmals völlig dem freien Markt ausgesetzt. Die Folge waren häufigere und viel stärkere Preisschwankungen, wobei die Schwankungen in den Regalen deutlich geringer waren als beim Milchversand.

Der freie Milchversand wurde durch die politischen Änderungen zum Hochrisikogeschäft. In Tirol ist die Milchanlieferung im Mai um 62 Prozent höher als im September. Tirol Milch konnte den Milchversand nicht verhindern und erlitt 2008 einen Millionenverlust. Die Änderung der politischen Rahmenbedingungen bescherten Tirol Milch eine massive Wettbewerbsverschlechterung gegenüber anderen Molkereien. Das Problem Versandmilch war trotz vieler Bemühungen nicht lösbar und konnte jederzeit wieder akut werden. Von Jänner bis Mai 2023 war der Versandmilchpreis am Spotmarkt fast 13 Ct/kg geringer als der Berglandmilchpreis. Das wäre für eine eigenständige Tirol Milch extrem schwierig geworden.

Berglandmilch hat in Wörgl mit einer völlig neu gebauten Käserei die Verarbeitungskapazität so stark erhöht, dass jetzt auch im anlieferungsstarken Frühjahr die ganze Milch verarbeitet werden kann. Fast 90 Mill. Euro hat Berglandmilch in Wörgl investiert. Wir haben heute in Tirol eine hochmoderne Molkerei mit einem breiten Produktsortiment.Befürchtungen, dass durch die Fusion die Milchabholung von den Almen gefährdet wäre, haben sich nicht bewahrheitet. Heute wird die Milch von mehr Almen abgeholt als zu Tirol Milch Zeiten.

Schlagzeilen, dass Tirol Milch der Juniorpartner der großen Berglandmilch sei, waren falsch. Berglandmilch steht im Eigentum von neun Molkereigenossenschaften, die alle entschieden haben, nicht mehr einen eigenständigen Molkereibetrieb zu führen, sondern als Berglandmilch gemeinsam zu wirtschaften. In der Bauerngenossenschaft Berglandmilch geht es immer darum, ein gutes Unternehmen und hochwertige Produkte zu entwickeln, damit ein möglichst guter Bauernmilchpreis erwirtschaftet werden kann. Es zählt das, was für die Genossenschaft insgesamt am besten ist. Ein Beispiel dazu – 2022 wurde der Tiroler Bauer Stefan Lindner zum Obmann der Berglandmilch gewählt.

Das Buch des „Insiders“ Georg Oberhammer, der 2010 Aufsichtsratsvorsitzender der Tirol Milch war und mit 2016 seine Milchfunktionärstätigkeiten beendet hat, gibt viele, oft überraschende Einblicke und erklärt Zusammenhänge mit verständlichen Worten. Besonders interessant sind die Antworten auf die Frage, wieso die Milchpreise in Südtirol so hoch und zudem krisenfest sind.

Titel: Tirol und Bergland, eine perfekte Milchehe?
ISBN: 978-3-200-09267-9
Preis: 18 Euro
Erhältlich unter www.milchehebuch.at, im Tiroler Buchhandel und in den Lagerhäusern Kufstein, Hopfgarten/Wörgl, Brixlegg und Osttirol.

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AUTORRed. HP
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