Mit Kalk die Pflanzen optimal ernähren

Kalk mobilisiert Nährstoffe. Nicht von ungefähr kommt das Sprichwort von den reichen Vätern und armen Söhnen. Damit die Kalkung nicht auf Kosten der Reserven geht, bedarf es der richtigen Dosis.

Die Ausbringtechnik richtet sich nach der Kalkart. Mehlfeine, trockene Kalke werden mit Schneckenstreuern ausgebracht.

Kalkdüngung neu gedacht. In Anbetracht der hohen Mineraldüngerpreise sind viele Landwirte auf der Suche nach alternativen Lösungen, um hohe Kosten für die Düngung zu vermeiden. Eine preiswerte und sehr gute Lösung stellt die Kalkdüngung dar.

Kalk ist ein „Mehrwirkungsdünger“

Eine optimale Kalkversorgung der Böden ist die Grundlage für gute Erträge. Kalk ist ein „Mehrwirkungsdünger“, denn neben seiner Rolle als Nährstofflieferant hat er auch eine Reihe weiterer positiver Eigenschaften:

• Kalk hebt den pH-Wert im Boden und steuert damit der Versauerung entgegen. Dies hat Einfluss auf eine Reihe weiterer Prozesse. Vor allem verbessert sich damit die Verfügbarkeit der Nährstoffe im Boden für die Pflanzen (siehe Grafik).

 

• Kalk bildet Brücken zwischen Ton- und Humusteilchen und stabilisiert das Bodengefüge.

Kalk vermindert die Gefahr von Erosionen und Verschlämmungen und erhöht die Tragfähigkeit des Bodens. Durch eine Kalkung wird ein besseres Porenvolumen erreicht, welches sich auch auf die Durchwurzelung und die Bodendurchlüftung sowie den Gasaustausch im Boden positiv auswirkt. Bodenlebewesen wie Regenwürmer, Bakterien, Milben usw. finden im neutralen bis leicht sauren pH-Bereich optimale Lebensbedingungen. Dort zersetzen diese die organische Substanz und bauen wertvollen Humus auf.
Der Optimalwert des Boden-pH liegt je nach Kultur und Zielsetzung zwischen 5,5 und 7,0 (siehe Tabelle). Ganz allgemein hängt der Kalkbedarf von der Bodenart (Tongehalt), dem Humusgehalt und der Nutzung (Acker- oder Grünland) ab. Dabei gelten folgende Zusammenhänge:

• Je höher der Tongehalt, desto höher der optimale pH-Wert

• Je höher der Humusgehalt, desto niedriger liegt der optimale pH-Wert, weil Humus sowohl die Boden­struktur als auch das Säurepuffervermögen des Bodens verbessert.

Erhaltungskalkung und Verbesserungskalkung

Bei der Bemessung der Kalkgaben ist zwischen einer Erhaltungskalkung und einer Verbesserungskalkung zu unterscheiden.
Eine Erhaltungskalkung gleicht laufende Kalkverluste durch Auswaschung, Entzug, Säureeintrag usw. aus. Besonders die natürlich im Boden entstehende Kohlensäure führt zu einer Verschiebung des pH-Wertes in den sauren Bereich. Durch die Versauerung kommt es zu Kalkverlusten im Oberboden. Der Kalkverlust ist umso höher, je mehr Niederschlag in einer Region fällt und je schwerer der Boden ist.
Für eine Erhaltungskalkung im Ackerland sind auf leichten Böden alle drei bis fünf Jahre Kalkmengen von 0,5 t/ha CaO (Kalziumoxid, Reinkalk) nötig, auf schweren Böden sind es dagegen bis zu 2,0 t/ha. Im Grünland reicht die Bandbreite einer Erhaltungskalkung je nach Bodenschwere von 0,5 bis 1,0 t/ha CaO.
Eine Verbesserungskalkung wird dann durchgeführt, wenn der pH-Wert unter der anzustrebenden Zielgröße liegt. Durch erhöhte Kalkgaben wird der pH-Wert angehoben. Ausgangsbasis für die Kalkulation der benötigten Kalkmenge ist eine Bodenuntersuchung mit Düngeempfehlung. Daraus ist ersichtlich, wie viel Kilogramm CaO je Hektar notwendig sind.
Kalkgaben sind zwar das ganze Jahr über möglich, in der Praxis für den Zeitpunkt entscheidend ist die Tragfähigkeit des Bodens.

Quelle: RWA
Beim Kalkstreuen sollte der Boden ausreichend tragfähig sein.

Unterschiede in Chemie und Körnung

Bei der Kalkform setzt man auf leichten Acker- und Grünlandböden meist kohlensaure Kalke ein.
Brannt- und Mischkalke eignen sich besonders für mittlere und schwere Böden zur Verbesserung der Struktur und zur Hygienisierung.
Mehlfeine, trockene Kalke werden mit Schneckenstreuern ausgebracht. Die bodennahe Ausbringung soll einer Staubent­wicklung entgegengewirken. Feuchtkalke werden mit speziellen Tellerstreuer ausgebracht. Körnige Branntkalke und Granulate können mit einem Teller- oder Pendelstreuer ausgebracht werden.
Kalkdünger unterscheiden sich anhand der Bindungsform der basisch wirksamen Verbindungen, der Mahlfeinheit, der Wirkungsgeschwindigkeit (Reaktivität), der Streufähigkeit und der enthaltenden Nebenbestandteile. Zur Beurteilung der Qualität von Kalkdüngern und zur Auswahl eines geeigneten Produktes können folgende Qualitätsmerkmale herangezogen werden:

• Die Mahlfeinheit. Kalke hoher Qualität sind sehr fein Vermahlen und werden dadurch im Boden schneller umgesetzt.

• Der Gehalt an basisch wirksamen Verbindungen wird als Neutralisationswert (NW) bezeichnet und in Prozent angegeben. Alle Kalkformen lassen sich auf diese Weise vergleichen. Kohlensaurer Kalk hat beispielsweise einen Neutralisationswert von 53 %.

• Die Bindungsform (Oxid, Karbonat usw.) hat einen Einfluss auf die Umsetzungsgeschwindigkeit und die möglichen optimalen Einsatzbereiche. Kohlensaurer Kalk ist als Karbonat und Branntkalk als Oxid gebunden.

• Die Reaktivität ist ein Vergleichsmaßstab der Umsetzgeschwindigkeit. Hier besteht eine enge Beziehung zur Mahlfeinheit.

• Die Transport- und Lagereigenschaften sowie die Streufähigkeit. Hierbei sind das spezifischen Schüttgewicht und der Feuchtegehalt von Bedeutung, welche die Verteilgenauigkeit und Staubbildung beeinflussen.

• Der Gehalt an Begleitnährstoffen, wie bspw. Phosphor und Schwefel.

• Der Gehalt an unerwünschten Nebenbestandteilen (z. B. Schwermetalle, organische Schadstoffe).

Was den Schwefelgehalt betrifft, so sollte man beim Kauf darauf achten, ob es sich um elementaren Schwefel (S) oder Schwefel in Form von Sulfat (SO42-) handelt.

Schwefel ist erst als Sulfat verfügbar

Den Nährstoff Schwefel benötigen die Pflanzen zur Eiweißsynthese bzw. zum Erreichen guter Proteingehalte. Allerdings können die Pflanzen Schwefel nur aufnehmen, wenn er als Sulfat vorliegt. Elementarer Schwefel ist nicht pflanzenverfügbar, er muss im Boden durch Bakterien erst in Sulfat umgewandelt werden. Der Umwandlungsprozess erfordert feucht-warme Bodenbedingungen (ab 15 °C). Diese Bedingungen werden frühestens im Frühsommer erreicht. Bei sehr trockenen Bodenverhältnissen findet der Umwandlungsprozess nicht statt. Im Gegensatz zu elementarem Schwefel, wirkt Kalziumsulfat (CaSO4) temperaturunabhängig während der gesamten Vegetationsperiode.
Kalk mit Sulfatanteil sollte im Frühjahr ausgebracht werden. Bei einer Ausbringung im Herbst kann der Sulfatschwefel über den Winter durch Auswaschung verloren gehen. Bei höheren pH-Werten kann im Frühjahr reines Kalziumsulfat als Mehl der Gülle beigemischt oder als Granulat ausgebracht werden.

Preisüberblick

Einen Überblick auf Wirkung und Kosten der einzelnen gängigen Kalkdünger gibt die Übersichtstabelle auf dieser Seite. Die Tabelle gibt unter anderem Auskunft über einzelne Produkte, wie diese wirken und ob sie biotauglich sind oder nicht. Die angegebenen Preise sind ausschließlich als Richtpreise zu verstehen und können am Markt abweichen.

Autor:
| Peter Kirchmayr,
Abteilung Düngemittel,
RWA Korneuburg |

- Bildquellen -

  • W Ausbringung Schneckenstreuer: RWA
  • W Kalkstreuer 138: RWA
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