Für die Jahre 2020 und 2021 sind vonseiten des Landes Tirol für die gelenkte Weideführung und den Herdenschutz Budgetmittel von insgesamt einer Million Euro vorgesehen. Unterstützt werden können sowohl direkt betroffene Regionen wie auch Pilotregionen ohne unmittelbaren Beutegreiferdruck. Die Projekte werden seitens des Landes Tirol fachlich und finanziell massiv unterstützt. „Die Tierhaltung auf den Almen leistet einen wichtigen Beitrag zur Offenhaltung und Pflege der Landschaft und damit für den Tourismus, aber auch für den Schutz vor Naturgefahren und die Biodiversität“, erklärt Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler.  Außerdem werden die Almbauern hinsichtlich der Tiergesundheit der gealpten Schafe durch den Tiroler Tiergesundheitsdienst und die Tierärzte vor Ort bereits vor dem Almauftrieb intensiv betreut.

Pilotprojekt „Spisser Schafberg“

Nachdem im vergangenen Sommer auf der Alpe Zanders im Gemeindegebiet von Spiss und am Pfundser Ochsenberg im Gemeindegebiet von Pfunds zahlreiche Nutztierrisse eindeutig einem Wolf zugeordnet werden konnten, haben die dortigen Verantwortlichen bereits im August des Vorjahres als Sofortmaßnahme mit Unterstützung des Landes Tirol 60 Hektar Fläche mit einem vier Kilometer langen Zaun eingezäunt. Allein das Aufstellen des Zaunes hat über 600 Arbeitsstunden (ohne vorherigen Organisationsaufwand) in Anspruch genommen. Durch diese Maßnahmen war es jedoch möglich, die Schafe für weitere sieben Wochen auf der Alm zu belassen. Das Land Tirol hat das Zaunmaterial und die Arbeit mit 60 Prozent unterstützt. Die Gemeinde Fließ hat das Vorhaben ebenfalls unterstützt.

Die drei Schafalmen der Gemeinden Fließ, Pfunds und Spiss im Tiroler Oberland werden nun zusammengelegt und unter dem Namen Spisser Schafberg-Alm gemeinsam bewirtschaftet. Bisher wurden die Almen einzeln bewirtschaftet. Mit Beginn dieses Almsommers wird ein erfahrener Schafhirte angestellt, der die ca. 850 Schafe aus rund 35 verschiedenen Herkunftsbetrieben mit Hütehunden und entsprechenden mobilen Zäunen in gelenkter Weideführung betreuen wird. Bei Bedarf, sprich bei entsprechendem Wolfsdruck, werden die Schafe während der Nacht in wolfabweisenden Nachtpferchen gehalten. Die gemeinsame Almbewirtschaftung war bereits ohne die in dieser Region im Sommer 2020 festgestellten Wolfspräsenz und der Nutztierrisse geplant. Die Pilotprojekte „Lader Heuberg“ und Nauders sind ebenfalls im Laufen. Vorgespräche und Vorbereitungsarbeiten laufen für Projekte im Wipptal und im Außerfern. Hier werden im heurigen Jahr weitere Grundlagen erhoben, um allenfalls in der Almsaison 2022 mit der Umsetzung von Maßnahmen zu beginnen. Solche Projekte sind teils sehr komplex und bedeuten für alle Beteiligten einen hohen Aufwand. Daher brauche es laut Auskunft des Landes Tirol eine gewisse Vorlaufzeit.

Derzeit keine Rudelbildung

In Tirol gibt es bislang keine Hinweise auf eine Rudelbildung. Bisher ist auch noch kein Wolf dauerhaft in Tirol nachweisbar. Die derzeit längste Dauer, die ein Wolf in Tirol nachgewiesen werden konnte, war die Wölfin 70 FATK. Deren DNA wurde erstmals im November 2019 und zuletzt im August 2020 im Bereich Oberes/Oberstes Gericht und Paznaun nachgewiesen. Das heißt, dass man es in Tirol bislang mit durchziehenden Einzelwölfen zu tun hatte. Wann und wo einzelne Wölfe durchziehen und ob sich in absehbarer Zeit ein Rudel bildet, kann nicht prognostiziert werden.

2.000 Schaf-Tracker verfügbar

Im vergangenen Jahr hat das Land Tirol in Zusammenarbeit mit dem Schafzuchtverband 300 Tracker gefördert, heuer steht ein weiteres Kontingent von 2.000 Trackern zur Verfügung. Durch die Tacker ist es den TierbesitzerInnen möglich, ungewöhnliche Bewegungen von Tieren umgehend zu registrieren oder auch Tiere, bei denen keine Bewegung mehr festgestellt wird, rasch zu finden. Die Bewegungsprofile geben somit zeitnah Aufschluss über eine mögliche Präsenz eines Beutegreifers.

„Natürlich hoffen wir auf eine möglichst wolfsfreie Almsaison. Dennoch wollen wir bei Wolfspräsenz schnell reagieren können und bereiten uns auf den Ernstfall vor“, erklärt Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler. „Neben den Bemühungen, durch genannte Maßnahmen Risse durch Wölfe hintanzuhalten, werden von uns massive Anstrengungen unternommen, die wirksame Entnahme von sogenannten Problemwölfen rechtlich zu ermöglichen. Dass hier EU-rechtliche Vorgaben mit bundes- und landesrechtlichen Bestimmungen ineinander verzahnt sind, macht die Umsetzung sehr komplex. Wir erwarten in nächster Zukunft ein universitäres Gutachten, das uns hier Lösungswege aufzeigen soll“, so Geisler abschließend.

Kontakt bei Hinweisen auf Wolfsvorkommen: Erstansprechpartner bei Rissgeschehen sind die jeweiligen AmtstierärztInnen an den Bezirkshauptmannschaften.

- Bildquellen -

  • Wolf 1341080: Pixabay
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AUTORred. HP
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