Energiegenossenschaften in Niederösterreich - Stand 4. April 2024

Auf Basis des 2021 beschlossenen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes-Pakets wurde die Möglichkeit geschaffen, Energiegemeinschaften in Österreich zu gründen. Damit sollte die Energiewende bewusst in die Regionen und in Bürgerhand gelegt werden. „Strom gemeinschaftlich produzieren und nutzen ist das Ziel von Energiegemeinschaften und ein wesentlicher Baustein zur Energiewende“, waren sich der Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV), Erwin Hameseder, und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf anlässlich der Generalversammlung der Energiegemeinschaft Göttweigblick am vergangenen Freitag einig.

„Niederösterreich
ist mit 125.000 Anlagen die Ökostrom-Lokomotive Österreichs.“ Stephan Pernkopf

Die Mitglieder einer Energiegemeinschaft müssen per Gesetz über eine Rechtsform miteinander verbunden sein. Österreichweit wurden bereits 84 Energiegemeinschaften bei Raiffeisen als Genossenschaft gegründet, 24 davon allein in Niederösterreich.
„Und wir sehen nach wie vor eine starke Nachfrage von Gemeinden, Kleinunternehmen und Privatpersonen, die an einer Gründung interessiert sind. Denn Genossenschaften bieten klare Strukturen und demokratische Entscheidungsprozesse, sie ermöglichen flexible Ein- und Austrittsmöglichkeiten für Mitglieder und schaffen Vertrauen und Sicherheit durch die Genossenschaftsrevision“, unterstrich Hameseder.

Eines der Vorzeigeprojekte in Niederösterreich ist die als Genossenschaft gegründete Energiegemeinschaft Göttweigblick, betonte auch Stephan Pernkopf: „Die Mitglieder der Energiegemeinschaft Göttweigblick als eine der ersten Energiegemeinschaften in Niederösterreich sind nicht nur Pioniere. Diese Genossenschaft ist mit über 270 Mitgliedern und drei eigens errichteten Photovoltaikanlagen auch Vorreiter in Bezug auf die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende.“ Die EEG Göttweigblick wurde mit Unterstützung des Stiftes und des Raiffeisen-Revisionsverbandes Niederösterreich-Wien gegründet. „Sie zählt zu den Leuchtturm-Projekten Niederösterreichs“, so Pernkopf.
Die Energiegemeinschaft ermögliche es jedem, die regional erzeugte Energie zu fairen Preisen zu teilen, so Christian Hofmann, Obmann der EEG Göttweigblick: „Wir freuen uns, dass viele Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, Gewerbebetriebe und Institutionen wie Pfarren und Vereine bei dieser Gemeinschaft mitmachen.“ Zusätzlich wurden mit breiter Bürgerbeteiligung eigene Gemeinschaftserzeugungsanlagen in Betrieb genommen. Hofmann: „Wir teilen nicht nur Strom, sondern auch unsere Erfahrung mit benachbarten Partner-Energiegemeinschaften im Waldviertel, Kamp- und Traisental.“ Derzeit arbeite man daran, das Angebot an die Mitglieder durch den Ausbau von E-Ladeinfrastruktur zu erweitern und mittels Energiespeicher die gesamte erneuerbare Energie in der Region zu nutzen.

Quelle: EEG Göttweigblick
“Göttweigblick” auf Energiewende: Pernkopf, Hofmann, Hameseder

Niederösterreich forciert seit vielen Jahren die Energiewende. Bundesweit hat das Land unter der Enns damit bei der Ökostromerzeugung die Nase vorn. „Niederösterreich ist die Ökostrom-Lokomotive Österreichs. Sieben von zehn neuen Windrädern wurden 2023 in Niederösterreich errichtet. Zudem haben wir im vergangenen Jahr über 52.000 neue Photovoltaikanlagen installiert und zählen somit insgesamt 125.000 Anlagen“, wusste Pernkopf zu berichten. Das sei „nicht nur gut für Klima und Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft“. Anstatt Energie zu importieren, bliebe das Geld für Investitionen im Land. Ein Erfolgsschlüssel sei laut Pernkopf das bewusste Augenmerk auf Bürgerbeteiligung und damit der Zusammenschluss zu Energiegemeinschaften. „Gemeinden können Ausbauprojekte schnell und kostengünstig finanzieren, während Bürgerinnen und Bürger von attraktiven finanziellen Beteiligungen profitieren.“ Aktuell zähle man in Niederösterreich 464 solcher Gemeinschaften.

„Von Energiegenossenschaften profitieren Haushalte, Gemeinden sowie Klein- und Mittelunternehmen.“
Erwin Hameseder

Für den Generalanwalt steht fest: „Energiegenossenschaften machen mehr als nur gemeinsam Strom produzieren und tauschen auf regionaler Ebene: Sie sorgen für regionalen Zusammenhalt und lassen Haushalte, Gemeinden sowie Klein- und Mittelunternehmen profitieren. Der Strompreis wird von der Energiegenossenschaft selbst festgesetzt.“ Bei Genossenschaften gehe es letztlich nicht um eine kurzfristige Gewinnmaximierung, „sondern um die Förderung der Interessen ihrer Mitglieder und damit um regionale Wirtschaftskreisläufe und die Steigerung der Wertschöpfung in den Regionen“.

- Bildquellen -

  • EEG Göttweigblick DSC5174: EEG Göttweigblick
  • : NÖ EEG
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AUTORRed. BW
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