Bewusstseinsbildung der Konsumenten von morgen

Seminar(bio)bäuerin Christine Scharinger vermittelt die Bedeutung verschiedener Gütezeichen und Siegel.

Mit einem neuen Bildungsprojekt wagen sich die Seminarbäuerinnen erstmals seit 30 Jahren an Schulen in Wien, um 8- bis 15-Jährigen das “Einkaufen mit Köpfchen” zu lernen.

Projektstart für das Sommersemester 2023 war in der Ganztagesvolksschule Landstraße im 3. Wiener Gemeindebezirk. Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger präsentierte, flankiert von Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer, Projektleiterin Heidemarie Freithofnig und Schuldirektorin Marcella Feichtinger, das Angebot für Lehrende, gemeinsam mit einer Seminarbäuerin jeweils zwei bis drei Unterrichteinheiten zur Bewusstseinsbildung der Kids rund um das Einkaufen möglichst heimischer, regionaler Produkte zu verwenden.

Laut Neumann-Hartberger sei nachhaltiges Konsumverhalten ein Bildungsprozess. “Jeder Griff ins Supermarktregal hat gleichzeitig auch ökologische und ökonomische und sozioökonomische Folgen.“ Daher wollen die Seminarbäuerinnen – mittlerweile gibt es übrigens auch zwei Seminarbauern – den Heranwachsenden altersadäquat zu vermitteln, „Eigenverantwortung für ihr Essverhalten zu übernehmen und damit wichtige Entscheidungen für ihre eigene Gesundheit zu treffen“. Außerdem zeige man in dem Projekt die Zusammenhänge zwischen der Entscheidung für ein bestimmtes Lebensmittel und die Auswirkungen auf Umwelt- und Klimaschutz sowie die Versorgungssicherheit auf.

Kinder nicht unterschätzen

“Wir dürfen unsere Kinder nicht unterschätzen“, erklärte die Bundesbäuerin. „Sie bekommen diese aktuellen gesellschaftspolitischen Themen mit. Ein Ziel sei das Erklären von Kreisläufen: „Regionale, saisonale Produkte bieten Herkunftssicherheit. Durch ihre nachhaltige Erzeugung und kurzen Transportwege tragen sie zum besseren Klimaschutz bei als importierte”, so Neumann-Hartberger. Der Griff nach heimischen Lebensmitteln bewirke zudem, dass Österreichs Bauernhöfe und damit viele Arbeitsplätze erhalten bleiben und auch die Lebensmittelversorgung gesichert werde. Ein Kreislauf, der auch für Kinder verständlich ist, so die Vizepräsidentin der LK Österreich.

Authentische Infos über Landwirtschaft

Der Wiener Bildungsdirektor betonte, er sei dankbar für das Engagement der Seminarbäuerinnen, dieses Thema in die Schulen zu tragen. Das Potenzial dafür ist mit 12.500 Klassen, in denen rund 240.000 Schülerinnen und Schüler sitzen, enorm. Auch dass das Thema Landwirtschaft „mit authentischen Informationen“ derart Einzug in die Klassenzimmer erhält, hält Himmer für wichtig: Immerhin werde ein Sechstel der Fläche Wiens agrarisch genutzt.

Die Direktorin der Schule, Marcella Feichtinger, betonte, Werteerziehung habe an der GTVS Landstraße Priorität, das Mitmachen bei „Einkaufen mit Köpfchen“ gehe auf eine Initiative einer Lehrerin zurück. Schule am Bauernhof, wöchentliche Kisten mit Gemüse und Obst von Wiener Gärtnern, das mundgerecht aufgeschnitten werde, oder ein Mittagstisch mit Buffet-Service, um Lebensmittelabfälle möglichst gering zu halten, seien längst Standard an der Schule – die übrigens bereits vor Jahren auch vom Nachwuchs des BauernZeitung-Chefredakteurs besucht wurde.

„Regionale, saisonale Produkte bieten Herkunftssicherheit. Durch ihre nachhaltige Erzeugung und kurzen Transportwege tragen sie zum besseren Klimaschutz bei als importierte.”

Kleine Lebensmitteldetektive

Seminar(bio)bäuerin Christine Scharinger aus Platt im Weinviertel vermittelte derweil vor gut einem Dutzend Kinder die Bedeutung verschiedener Gütezeichen und Siegel. Projektleiterin Freithofnig: „Die Kinder sollen als ‚Lebensmitteldetektive‘ direkt auf Produktverpackungen auch die Herkunft der Rohstoffe aufspüren und sich schlau machen, ob es sich um ein heimisches, ein biologisch produziertes oder ein importiertes Lebensmittel handelt. Und durch das spätere Verkosten wollen wir das Essen mit allen Sinnen fördern.“

Über eine Finanzierung des geringfügigen Sachaufwandes, etwa für solche Verkostungen verschiedener Joghurts oder auch die Kosten für An- und Abreise der Bäuerinnen, die im Falle Wiens noch durch Projektförderungen der Nachbarbundesländer Niederösterreich und Burgenland übernommen werden, will sich Bildungsdirektor Himmer einsetzen.

www.seminar-baeuerinnen.at

- Bildquellen -

  • Schulkinder mit Seminarbäuerin: Seminarbäuerinnen/Kriztian Juhasz
- Werbung -
AUTORBernhard Weber
Vorheriger ArtikelHandelsabkommen mit Neuseeland am Weg zur Ratifizierung
Nächster ArtikelPutin baut Getreideexport aus und bestätigt Diebstähle