„Bemerkenswerte Kulturgüter für die Nachwelt sichern“

Seit 2018 ist Herlinde Keuschnigg Obfrau des Vereins „Freundeskreis des Tiroler Volkskunstmuseums“. Ein breites und abwechslungsreiches Programm ermöglicht jedes Jahr neue Einblicke in das Tiroler Kulturgut.

Unter anderem konnte der 300 Jahre alte „Amraser Wächter“ für das Tiroler Volkskunstmuseum erworben werden.

Welche Motivation steht hinter dem Verein?

KEUSCHNIGG: Der „Freundeskreis des Tiroler Volkskunstmuseums“ wurde am 9. März 1990 gegründet. Ziel des Vereins ist dabei, unser Volkskunstmuseum mit einer der größten und bedeutendsten Sammlungen von Kulturgütern in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino finanziell und ideell zu unterstützen. So ist es uns in den vergangenen 30 Jahren mehrfach gelungen, bemerkenswerte Kulturgüter aus Tirol für die Nachwelt zu sichern, z. B. das bemalte Getäfel einer Zillertaler Stube aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts oder den bekannten 300 Jahre alten „Amraser Wächter“. Im vergangenen Jahr konnten zwei großformatige Holzbögen des großen österreichischen Künstlers Ernst Nepo (1895 – 1971) aus einer Privatsammlung angekauft werden, die in den Jahren 1954/55 für die Stube im „Gasthaus Schwarzer Adler“ in Zams geschaffen wurden. Ernst Nepo gilt als der bedeutendste Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Tirol. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist das Angebot an unsere Mitglieder, das Museum als kulturellen Begegnungsraum, als Ort der Diskussion und des Gesprächs zu nutzen. Auch für Kuratorenführungen, für Künstlergespräche oder Dialoge in kleinem Rahmen – wie etwa 2021 mit Karl C. Berger über die Zuwanderung aus dem Trentino im 19. Jahrhundert – findet sich in unserem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm Platz, das immer auf breites Interesse stößt.

Was waren für Sie die Höhepunkte im vergangenen Jahr?

Persönliche Highlights waren für mich in der Karwoche der Besuch der prächtigen Heiligen Gräber in Schönberg, Patsch, Ellbögen und Igls und im Mai die Kulturfahrt nach Wasserburg am Inn und nach Urschalling. Begleitet werden solche Exkursionen meist durch Mitglieder unseres wissenschaftlichen Beirates. Zurzeit sind das Dr. Karl C. Berger, Dr. Michael Span, Dr. Herlinde Menardi, Dr. Herta Arnold, Dr. Reinhard Rampold, Dr. Dietrich Feil, Dr. Annegret Waldner und Peter Koller.
Mit der Vorstellung von Besonderheiten aus der Sammlung des Museums richten wir den Fokus auf interessante Exponate des Museums, z. B. auf die schmiedeeisernen Grabkreuze am Dachboden des Volkskunstmuseums, ein altes Arzneibüchlein, den lebensgroßen Saltner aus Meran oder den handwerklich hergestellten Putzlappen aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.

Welche Veranstaltungen sind für das heurige Jahr geplant? Welche Schwerpunkte werden gesetzt?

Unser Programm wird immer halbjährlich festgelegt, Veranstaltungen bis zum Sommer sind also bereits größtenteils geplant. Ein Atelierbesuch bei Reiner Schiestl steht an. Im Mai findet eine Kulturfahrt nach Salzburg statt. Im Zuge dessen werden wir das Volkskundemuseum Monatsschlössl mit Kuratorin Anna Engl, das Salzburger Freilichtmuseum Großgmain mit Dr. Michael Span sowie das Schloss Hellbrunn besuchen. Ein Schwerpunkt, der mir sehr wichtig ist, ist die traditionelle Handwerkskunst. Im Laufe der Jahre erhielten wir so Einblick in verschiedene handwerkliche Berufe wie Goldschmied, Kunstschmied, Handweber, Lederhosenhersteller oder Buchbinder. 2023 besuchten wir die Taschenmanufaktur „Humlberga“ in Hall in Tirol, wo man sich für Nachhaltigkeit und Upcycling einsetzt und gebrauchte Textilien zu neuen Produkten verarbeitet.  Wen wir heuer besuchen werden ist noch offen.  

- Bildquellen -

  • Waechter: Freundeskreis
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AUTORJudith Sappl
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