Arm, alt und weiblich

Kommentar von Hannah Pixner,
Redaktion Tirol.

Die Armut hat viele Gesichter. Ein besonders tragisches ist jenes der Altersarmut. Die Volkshilfe Austria verzeichnete im Jahr 2022 rund 235.000 Menschen über 65 Jahren, die von Armut oder Ausgrenzung betroffen waren – damit waren 15 Prozent der Personen in dieser Altersgruppe armutsgefährdet. 

Mehr als zwei Drittel der Betroffenen sind weiblich. Grund dafür ist vor allem eine Unterbrechung der Erwerbstätigkeit in Vollzeit, oft gepaart mit dem Übergang in die Teilzeit. Dass die gewonnene Zeit meist für Betreuungsarbeit aufgewandt wird und nicht für privates Vergnügen, wird kaum berücksichtigt. 

Besonders heikel zeigt sich dieses Problem beim Berufsstand Bäuerin. Die familiären Strukturen sind noch enger gestrickt. Erwartet wird, dass sich die Jungbäuerin um die eigenen Kinder, aber auch um die am Betrieb lebenden, oft pflegebedürftigen Eltern oder Schwiegereltern kümmert. Zudem gibt es auch im Haus und am Hof genug zu tun – meist Arbeiten, die finanziell nicht abgolten werden und für Außenstehende unsichtbar sind. Diese Merkmale vereinen die Betreuungsarbeit mit der Altersarmut. Auch letztere bleibt oft unsichtbar. 

Betroffene tun sich schwer damit, Hilfe zu suchen. Die Scham, im Alter finanziell nicht für sich selbst sorgen zu können, und die Angst, zur Last zu fallen, lähmen die ältere Generation. Um das zu ändern, liegt es an jedem Einzelnen, sich die soziale Ungerechtigkeit in seinem Umfeld bewusst zu machen.

Es gibt Beratungsstellen, die Bäuerinnen und Bauern in Fragen der Altersvorsorge zur Seite stehen, zum Beispiel die SVS. Wer sich um andere kümmert, sollte diese Behandlung auch selbst im Alter zurückbekommen. Um selbstbestimmt und finanziell unabhängig seinen Lebensabend genießen zu können. 

pixner@tiroler-bauernzeitung.at

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