Als imposante Hintergrundkulisse blickt der Olperer, der Hausberg des Schmirntals, in seinem weißen Schneemantel auf den Thumeserhof herab. Für Andreas Plattner ist der Berg ein alter Freund. Knapp 200-mal bestieg der begeisterte Alpinist den Gipfel. Für ihn und seine Frau Hany ist die Abgelegenheit kein Mangel, sondern eine Stärke des Schmirntals. „Die damit einhergehende Naturbelassenheit und Ursprünglichkeit empfinden wir als Mehrwert“, erklärt die gelernte Tourismuskauffrau. Sie ist keine gebürtige Schmirnerin, sondern hat die Liebe zum Tal erst mit der zu ihrem Mann entdeckt. Vergangenes Jahr lernten Hany und Andreas einander kennen und heirateten, jetzt führen sie gemeinsam den bäuerlichen Betrieb.
Seit rund 290 Jahren ist der Erbhof „Thumeserhof“ im Besitz der Familie Plattner. Vor circa 150 Jahren wurde er wegen einer bedrohlichen Mure umgesiedelt, bevor er vor rund 50 Jahren naturkatastrophenbedingt wieder an seinen ursprünglichen Platz am Fuße des Olperers zurückkehrte. „Die Gefahr ist heute gebannt“, beruhigt Andreas Plattner. Grund dafür sei unter anderem die Bachverbauung des Wildlahner-Baches, dieser transportiert das Schmelzwasser des Olperer Gletschers. Zum Hof gehören 21 Hektar Fläche, von denen jedoch rund 75 Prozent Bergmähder sind, die heutzutage nicht bewirtschaftet werden können. Die verbleibenden fünf Hektar Eigenfläche und ein Hektar Pachtfläche müssen nun reichen, um die 18 Stück Tiroler Grauvieh des Hofes und die zwei Alpakas „Nari“ und „Belmiro“ zu versorgen.
Regionales Hofladele
Während sich großteils Andreas um das Wohlergehen der Tiere und die Stallarbeit kümmert, stellt Hany Produkte für das „Hofladele“ des Thumeserhofs her. „Andreas ist der Praktiker von uns beiden“, erklärt Hany und Andreas Plattner ergänzt stolz: „Die Arbeit mit Kräutern war immer schon Hanys Leidenschaft.“
Die Idee des Hofladens entstand aus der Überzeugung der beiden, regionale Produkte anzubieten und nachhaltig zu vermarkten. „Wir wollen in der Region für die Region produzieren“, so Hany Plattner.
Der Selbstbedienungsladen, der aus einem großen Kasten und einer Dose mit der Aufschrift „Kassa“ besteht, wurde im heurigen Juni eröffnet und kommt bei den Abnehmern sehr gut an. „Es taugt unseren Kunden, dass wir lange Öffnungszeiten haben und eine große Palette an Produkten anbieten, die sich ständig verbessert“, meint Hany Plattner. Bei der Herstellung ihrer Produkte ist sie äußerst kreativ und erzeugt unter anderem Lippenbalsam, Deo und Rasierwasser, Sirup, Marmeladen, Chutneys und Kräutersalze. Die Wirkstoffe der Kräuter werden konserviert (Hydrolate, Mazerate, Tinkturen) und nach altem Wissen und heutigem Standard verarbeitet. Wer möchte, darf Hanys Kräuterwissen auch individuell in Anspruch nehmen und sich heilsame Tinkturen und Cremen zusammenmischen lassen.
Viel Engagement
Die handgemachten Kräuterspezialitäten sind jedoch nicht die einzigen Besonderheiten, die das Ladele bietet: Auch andere regionale Betriebe dürfen ihre Produkte dort verkaufen. So vermarktet beispielsweise die Nachbarin ihr Bauernbrot und die Lebenshilfe ihre handgemachten Dekoartikel über den Thumeserhof.
Regionales Engagement zeigt das Paar auch mit seiner Mitgliedschaft bei den „Wipptaler Genussspechten“, einer Vernetzungsplattform, die es sich zur Aufgabe macht, bäuerliche Produzenten stärker mit Gastronomie und Hotellerie zu verbinden und regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Als Ernährungsexpertin steckt Hany Plattner viel Arbeit in die Vermittlung des Wertes von Lebensmitteln. Dazu lädt sie Schulklassen auf den Thumeserhof und bereitet mit ihnen nach der Hofführung saisonale Köstlichkeiten zu oder gibt den Gästen ihrer zwei Ferienwohnungen die Möglichkeit, an den Hofarbeiten teilzuhaben, was diese gerne in Anspruch nehmen.
„Uns ist wichtig, dass die Leute sehen, wie ein Bergbauernhof funktioniert. Wer im Supermarkt ein Packtl Milch kauft, weiß nicht, wieviel Arbeit dahintersteckt, und weiß diese somit auch nicht zu schätzen. Außerdem interessieren sich viele Menschen dafür und wir bekommen positive Rückmeldungen“, führt Hany aus.
Nachhaltige Zukunft
In Zukunft möchten sich Andreas und Hany Plattner noch stärker auf die Bewusstseinsbildung konzentrieren, ihre Produktpalette erweitern und verbessern und den Stand ihres Hofladens festigen. Zudem möchten sie die Wolle ihrer zwei Alpakamännchen verarbeiten und im Hofladen anbieten. All das natürlich auf nachhaltiger Basis, in der Region und für die Region und im Rhythmus der Jahreszeiten.
Nachhaltig: Der Thumeserhof im Schmirntal
Andreas und Hany Plattner führen den Thumeserhof gemeinsam im Nebenerwerb. Der Erbhof ist seit rund 290 Jahren im Besitz der Familie Plattner. Zum Viehbestand gehören 18 Stück Tiroler Grauvieh, 15 Hennen und zwei Alpakamännchen.
Insgesamt gehören 21 Hektar Fläche zum Hof, genutzt werden können aufgrund von Verwilderung nur fünf Hektar. Ein Hektar Grünland wurde dazugepachtet. Der Thumeserhof ist Mitglied bei „Urlaub am Bauernhof“ und den „Wipptaler Genussspechten“. Weitere Informationen im Internet unter www.wildlahner.at
Hannah Pixner
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