Alpsennerei: Wo “Käse machen” erwünscht ist

Alpwirtschaft ist eine Lebensart, das zeigt ein Besuch auf der Alpe Obere an der Kanisfluh im Bregenzerwald. Geld kann man mit der Sennerei nicht anhäufen, dafür aber Reichtümer.

Barbara und Herbert Rüf sind das Sennerpaar auf der Alpe Obere. Seit bald 30 Jahren sind sie Sommer für Sommer auf der Alm.

Täglich rund 80 Kühe um fünf Uhr früh sowie auch nachmittags melken und aus den rund 1.500 Kilo Milch Butter und Alpkäse gewinnen. Daneben noch 40 Schweine versorgen, zäunen und schwenden und nicht zuletzt auch den gewonnenen Käse pflegen. Das Arbeitsprogramm auf einer Sennalpe wie der Alpe Obere in der Gemeinde Au im Bregenzerwald braucht viele Hände und eine gute Arbeitsorganisation.

Die Käsevermarktung ist das Um und Auf

Neben dem Sennerpaar braucht es von Ende Mai bis Anfang September ein bis zwei weitere fixe Mitarbeiter auf der Alm. Dazu kommen organisatorische Angelegenheiten und Käseverkauf, für die der Alpmeister zuständig ist sowie Abrechnung und Bilanzierung, wofür der Alpobmann verantwortlich ist. Im Fall der Alpe Obere ist dies der Bürgermeister der Gemeinde Au, Andreas Simma.

Quelle: BZ / Maad
Bgm. Andreas Simma ist Obmann der Alpe Obere

Laut Simma hängt der wirtschaftliche Erfolg einer Alm vor allem vom Verkaufs­erlös des Käses ab. Für die Alpe Obere ist es ein Glücksfall, dass es Maria Metzler, der Partnerin des Alpmeisters, gelingt, etwa drei Viertel des jährlich produzierten Alpkäses direkt zu vermarkten. Dies bringe deutlich bessere Erlöse als bei Verkauf an den Käsegroßhandel. Immerhin elf Tonnen Käse fallen pro Saison auf der Alpe Obere an. Diese müssen bereits während der Saison in Tranchen verkauft werden, weil der Lagerraum für die Gesamtmenge zu klein ist. Weitere Einnahmen für die Alm bringen die Schlachtschweine aus Molkemast, die Jagdpacht (die Alpe Obere hat gerade die Größe einer Eigenjagd) und der jährliche Verkauf von etwa 100 Festmeter Holz. Von den Erlösen zu bestreiten sind vor allem die Entlohnung der Arbeitskräfte, Stromkosten und Wegeerhaltung. Laut Maria Metzler konnte im Vorjahr ein Milchgeld von gut 70 Cent/kg ausbezahlt werden. Gegenzurechnen ist hier wiederum die von jedem der zehn Bauern der Alpgemeinschaft zu leistende „Auflage“ von 250 Euro je Kuh und die zusätzlich zum Kuhgeld geforderte Arbeitsleistung im Umfang von sechs Stunden je Kuh. Im Summe, so Simma, braucht es viel Geschick, um mit den Milchpreisen im Tal mithalen zu können, denn die Talsennereien bezahlen einen Sommerzuschlag von etwa sechs Cent, um die Auslastung zu sichern.

Es braucht gute Senner und gutes Vieh

Damit die Endabrechnung stimmt, braucht es laut Simma auch für die Alpe geeignete Kühe. Wichtig sei dass man durchmelken könne und nicht etwa ab August zu viele Trockensteher habe. Damit sich die Sennerei trägt, braucht es Milch. Aufgrund der Milchpreise im Tal sei es gar nicht mehr so einfach, gut geeignetes Alp­vieh zu bekommen.
Rein finanzielle Motive tragen die Alpwirtschaft nicht. Was wirklich zählt, das ist am eindrucksvollsten beim jährlichen Almabtrieb rund um den „Hoalekrüztag“ zu erleben, der Groß und Klein aus der ganzen Region auf die Beine bringt.

Quelle: BZ / Maad
Etwa ein Drittel der 80 gealpten Kühe ist noch behornt. Ohne Anbinden im Stall wäre die Haltung in dieser Form nicht möglich.

- Bildquellen -

  • 2328 0702w SIMMA BGM: BZ / Maad
  • 2328 0704w Kuh Mit Horn: BZ / Maad
  • 2328 0701w Alpe Obere: Arge Heumilch
- Werbung -
AUTORH.M.
Vorheriger ArtikelEhemaliger EU-Kommissions-Beamter Peter Kaltenegger verstorben
Nächster ArtikelSchweinemarkt KW 28-29/’23: Geringes Umsatzniveau, Preise unverändert