An drei Standorten in der Bundeshauptstadt – am Heldenplatz sowie bei der Staatsoper und der Universität Wien – informierten am Donnerstag, 25. April 2019, rund 120 Bäuerinnen und Bauern publikumswirksam über den einsetzenden Versorgungsengpass bei österreichischen Erdäpfeln im Lebensmittelhandel. Mit sympathischen Info- und Verteilaktionen der symbolisch letzten heimischen Erdäpfel wurden tausende interessierte Konsumentinnen und Konsumenten über die Qualität und die Wichtigkeit einer Versorgungssicherheit bei einem heimischen Traditionslebensmittel aufmerksam gemacht. Im Mittelpunkt des “Aktionstages für gesunde Lebensmittel – Schützen wir unsere Erdäpfel”, der vom NÖ Bauernbund in Kooperation mit der Interessensgemeinschaft Erdäpfelbau (IGE) durchgeführt wurde, stand auch der Appell an die Eigenverantwortung der Konsumenten, mit Beginn der neuen Erntesaison im Juni verstärkt auf regionale heimische Lebensmittel hinzugreifen.
Tanner: Versorgungssicherheit mit rot-weiß-roten Lebensmitteln hat oberste Priorität
“Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern erfüllen tagtäglich vielfältige Leistungen für die Gesellschaft: Sie decken den Tisch der Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln. Das muss auch in Zukunft so bleiben, dafür brauchen die Bäuerinnen und Bauern auch wirksame Instrumentarien. Am Beispiel der Versorgungsknappheit mit heimischen Erdäpfel muss indirekt die Gefahr einer zunehmenden Abhängigkeit aus dem Ausland aufgezeigt werden”, erklärte NÖ Bauernbunddirektorin LAbg. Klaudia Tanner beim Auftakt des Aktionstags am Heldenplatz.
Beweggrund der zugkräftigen Verteilaktion mit Traktorgespannen war die Tatsache, dass im Vorjahr Hitze, Trockenheit und Drahtwurmbefall kombiniert mit einer Einschränkung wirksamer Pflanzenschutzmittel zu einem massiven Ernteeinbruch bei Speisekartoffeln geführt haben. So konnten 130.000 Tonnen Erdäpfel nicht für Speisezwecke angeboten werden, mit dieser Menge hätten 2,4 Millionen Menschen ein Jahr lang versorgt werden können. Mit April hat nun der Versorgungsengpass mit heimischen Erdäpfeln im Lebensmittelhandel eingesetzt, nun müssen vermehrt Erdäpfel aus Ägypten, Frankreich und Zypern zum Verkauf angeboten werden. Zum Teil sind die ausländischen Kartoffeln unter der Zuhilfenahme von Pflanzenschutzmitteln erzeugt worden, die in Österreich schon lange nicht mehr erlaubt sind.
“Wenn jetzt Ware aus dem Ausland zu uns kommt, muss sichergestellt werden, dass die nach denselben hohen Produktionsstandards produziert wurde, wie sie auch von unseren Bauern verlangt werden”, so IGE-Obmann Franz Wanzenböck: “Es kann nicht sein, dass uns Betriebsmittel entzogen werden, die für die Produktion von Qualitätserdäpfel nötig sind und wenn wir nicht mehr in der Lage sind, diese hochwertigen Produkte zu erzeugen, kommen sie aus dem Ausland, wo die Maßstäbe nicht so streng angelegt werden.” Wanzenböck verlangt mehr Fairness und Verständnis, damit die österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten auch in Zukunft wieder die Versorgungssicherheit mit österreichischen Erdäpfel genießen können.
Obmann Wanzenböck: Appell an Eigenverantwortung der Konsumenten
Die Interessengemeinschaft Erdäpfelbau (IGE) geht davon aus, dass ab Mai nur mehr vereinzelt österreichische Ware in den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels liegen wird. Einige Direktvermarkter werden noch heimische Erdäpfel anbieten können. Obmann Wanzenböck appelliert an die Konsumenten: “Stärker denn je gilt es, darauf zu achten, was man kauft. Die Verpackung wird oft gleich aussehen, wie in der restlichen Zeit des Jahres – aber nur wenn das AMA-Gütesiegel auf der Packung zu sehen ist, kann man sicher sein, das Österreichische Qualität drin ist. Bitte beim Einkauf auf dieses Gütesiegel achten und somit auf heimische Qualität setzen”, fasst er die Eigenverantwortung der Konsumenten als wichtigste Partner der Bäuerinnen und Bauern zusammen.
“Österreicherinnen und Österreicher wünschen sich, dass sie von uns Bäuerinnen und Bauern das ganze Jahr über mit gesunden heimischen Lebensmitteln versorgt werden. Die Entwicklungen der letzten Zeit haben uns gezeigt, dass Klimawandel und Insektendruck – ohne wirksame Reaktionsmöglichkeiten – diese Versorgungssicherheit gefährden. Während wir uns als Konsumenten bei heimischen Qualitäten auf höchste, kontrollierte Standards verlassen können, müssen wir bei Importwaren Unsicherheiten in Bezug auf die tatsächlichen Produktionsbedingungen in Kauf nehmen. Deshalb haben wir diese Sympathieoffensive für die heimischen Erdäpfel ins Leben gerufen und fordern damit faire Marktmechanismen für alle”, ergänzt NÖ Landwirtschaftskammer-Präsident Johannes Schmuckenschlager.
Bernhuber: Brauchen faire Spielregeln
“Sorgen wir gemeinsam dafür, dass wir in Zukunft nie mehr auf unsere gesunden, regionalen Erdäpfel verzichten müssen”, pflichtet ihm Alexander Bernhuber, Spitzenkandidat des NÖ Bauernbunds für die Europawahl bei. “Ich fordere faire Bedingungen und Spielregeln für alle Produzentenländer, dafür werde ich mich auch auf europäischer Ebene in Brüssel einsetzen.” In Niederösterreich sind rund 4000 Erdäpfelbauern und verbundene 40.000 Arbeitsplätze von wettbewerbsfähigen Produktionsbedingungen abhängig. Die Erdäpfelanbaufläche in Niederösterreich beträgt rund 20.000 Hektar, somit werden 82 Prozent der österreichischen Kartoffel im flächengrößten Bundesland angebaut.
Einig sind sich Tanner, Wanzenböck, Schmuckenschlager und Bernhuber: “Unsere bäuerliche Erzeugnisse müssen wieder mehr wertgeschätzt werden. Ebenso muss deren Herkunft für die Konsumentinnen und Konsumenten klar ersichtlich sein, um ihnen die Kaufentscheidung zu erleichtern. Wir haben heute auf sympathische Art auf unsere großen Probleme aufmerksam gemacht. Unsere qualitätsvollen Lebensmittel haben einen Wert und stehen für die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern, die auf die Partnerschaft mit verantwortungsbewussten Kunden angewiesen sind. Und optimistisch stimmt uns, dass die Antwort der Passanten überaus positiv ist.”
- Bildquellen -
- Aktionstag LM1: NÖ Bauernbund/Erich Marschik