Ein verendeter Feldhase wurde in St. Andrä positiv auf das Brucellose- Bakterium getestet. Vorsicht ist geboten. Derselbe Bakterienstamm kann auch Menschen, Haus- und Wildschweine befallen.

Während Afrikanische Schweinepest, Blauzungenkrankheit und Vogelgrippe schon Grund genug zur Sorge geben, müssen sich Kärntens Bauern nun mit einer weiteren Tierseuche auseinandersetzen.

Fall im Lavanttal

Quelle: ERNST-ULRICH WITTMANN JJV DACHAU
Knoten und Abzesse an Milz und
Leber sind Zeichen für eine Infektion.

Wie das Land Kärnten vergangene Woche mitteilte, wurde bei einem verendeten Feldhasen in St. Andrä im Lavanttal Hasenbrucellose nachgewiesen. Die hochansteckende bakterielle Erkrankung des Stamms Brucella suis Biovar 2 ist bei Feldhasen und Wildschweinen in Europa weit verbreitet und verläuft bei ersteren meist chronisch. Erkrankte Rammler weisen häufig einseitige Hodenschwellungen auf; Leber, Milz und Geschlechtsorgane sind mit kirschgroßen Abszessen übersät. Die Krankheit ist auf den Menschen durch Kontakt oder Schmierinfektionen über Hautverletzungen oder Schleimhäute beim Angreifen, Abbalgen oder Zerwirken von infizierten Tieren übertragbar, insbesondere Jäger sind deshalb zur Vorsicht angehalten.

Erhöhtes Risiko bei Freilandhaltung

Die Biovar-2-Variante führt laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bei Menschen zwar nur selten zu Krankheitsausbrüchen, ist jedoch auch für Wild- und Hausschweine ansteckend. Ausbrüche in Hausschweinebeständen wurden in Österreich erstmals in den 1990er-Jahren in der Steiermark festgestellt, seither traten in etwa zehnjährigem Abstand Fälle in Ober- und Niederösterreich auf. Auch heuer war ein Ferkelerzeuger in Oberösterreich betroffen.

Bei Schweinen kann die Krankheit akut, aber auch chronisch verlaufen. Erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht für Schweine in Freilandhaltung oder für jene, denen kontaminiertes Grünfutter vorgelegt wird. Auch Abfälle erlegter Wildtiere können ein Infektionsherd sein. Ebenso gelten aasfressende Vögel, Füchse und Hunde als potenzielle Überträger. Auch beim Schwein zählen Entzündungen des Reproduktionstrakts samt Fruchtbarkeitsstörungen und Aborten, Gelenksentzündungen und Abszessbildung in verschiedenen Organen zu den Symptomen. Weiters wird von vermehrtem Nachgeburtsverhalten und Geburten mit lebensschwachen Ferkeln berichtet. Innerhalb des Bestandes verbreitet sich die Seuche durch Aborte, Nachgeburten, Körpersekrete sowie beim Deckakt.

Anzeigepflicht

Ein Ausbruch ist – wie bei Brucellose bei Rindern, Schafen und Ziegen – anzeigepflichtig, der Amtstierarzt ist im Verdachtsfall zuzuziehen. Erkrankte Tiere sind zu isolieren, zur Verhinderung der Ausbreitung werden sie (nach erfolgtem Nachweis der Infektion durch Probenanalyse der AGES) auf Anweisung der Behörden gemerzt.

Einschleppung verhindern

Um einem Ausbruch bei Hausschweinen vorzubeugen, ist laut AGES die Einhaltung der Hygienegrundsätze sowohl bei der Jägerschaft (Aufbrechen und Zerwirken) als auch in der Landwirtschaft (Geburtshilfe, Tierkörperbeseitigung) essenziell. Damit es erst gar nicht soweit kommt, appelliert das Land Kärnten an die Bevölkerung, tote oder verhaltensauffällige Feldhasen keinesfalls zu berühren.

Die AGES hat alle relevanten Informationen zu Brucellose bei Schweinen in einem Merkblatt zusammengefasst.

 

- Bildquellen -

  • Feldhase mit Brucelloseverdacht: ERNST-ULRICH WITTMANN JJV DACHAU
  • Toter Feldhase: RALF URNER - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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