Zuhören stand für die Bauernbundspitze im Mittelpunkt der sechs Versammlungen aller Orts- und Gemeindebauernratsobleute in ganz Niederösterreich. Dort wurden eingangs die Ergebnisse der NÖ Landtagswahl vom 29. Jänner und das mit den Freiheitlichen geschlossene Arbeitsübereinkommen mit den Mitgliedern diskutiert. Ebenso wurden die Veranstaltungen dazu genutzt, um agrarpolitische und fachspezifische Probleme direkt mit den Verantwortungsträgern, in den Ortsgruppen sowie Bezirken, anzusprechen und Anregungen für die künftige Politik mitzunehmen.
Vielfältige Druckpunkte für die bäuerlichen Betriebe
Mit Blick auf die Landtagswahlen vom 29. Jänner stellte Direktor Paul Nemecek fest, dass die Ergebnisse selbstkritisch aufgearbeitet werden müssten, um wieder besser zu werden. Nur so könnten die richtigen Lehren daraus gezogen werden, um bei künftigen Wahlen wieder erfolgreich zu sein. Es gelte daher nun in erster Linie wieder besser zuzuhören, um die Anliegen der Menschen im Land zu verstehen und Perspektiven bieten zu können.
Seitens der Bäuerinnen und Bauern wurden viele Themen zur Sprache gebracht. (Aus Platzgründen kann nur ein Teil davon wiedergegeben werden, Anm. d. Red.) Als roter Faden zogen sich jedenfalls Debatten um die EVN und PV Anlagen. Dabei irritiert besonders die massenhafte Kündigung von hunderttausenden Kunden aber auch die mangelnde Servicequalität und der hohe Strompreis.
Auch die neue gemeinsame EU Agrarpolitik (GAP) wurde intensiv diskutiert. Hier verwiesen, besonders die anwesenden Bauernbundvertreter in der Landwirtschaftskammer auf intensive Verhandlungen in Brüssel, wonach noch „der eine, oder andere Punkt“ geändert werden müsse.
„Unser Anspruch ist es, gezielt die themenführerschaft anzustreben.“
Vor große Herausforderungen stellt die Betriebe zudem die Umsetzung der Ammoniak- und Nitratreduktionsmaßnahmen sowie das verpflichtende Anlegen von Gewässerrandstreifen und Einarbeitung von Düngemitteln auf Flächen ohne Bodenbedeckung.
Aber auch das Thema Güllegrubenabdeckung sorgt in der Bauernschaft für Verunsicherung. Hier konnten die Bauernbundspitzen jedoch Entwarnung geben. „Erste Zahlen zeigen, dass eine Reduktion mit freiwilligen Maßnahmen möglich ist und von zwingenden gesetzlichen sowie wirtschaftlich unverhältnismäßigen Maßnahmen abgesehen werden kann.“
„Die richtigen Lehren sind jetzt zu ziehen, um bei Wahlen auch erfolgreich zu sein.“
Mit Sorge beobachten die Bäuerinnen und Bauern zudem die Tatsache, dass ukrainisches Getreide, das wegen blockierter Schwarzmeerhäfen auf dem Landweg in die Zielländer Afrikas gebracht werden sollte, in Europa bleibt und zu Marktverwerfungen führt.
Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darin, dass es auch in Zukunft einen starken Bauernbund braucht, der sich für die Interessen aller Bäuerinnen und Bauern einsetzt. „Niemand weiß besser, was die Land- und Forstwirtschaft braucht, als die Bäuerinnen und Bauern selber“, brachte es ein Bauernbündler auf den Punkt.
Arbeitspapier erstellen und mit der Abarbeitung beginnen
Bauernbundobmann Stephan Pernkopf skizziert gegenüber der BauernZeitung die weiteren Schritte: „Wir werden die von unseren Obleuten angesprochenen Punkte nun rasch in ein Arbeits- und Forderungspapier zusammenfassen und umgehend, auf allen Ebenen, sei es in Brüssel, Wien oder St. Pölten mit der Abarbeitung beginnen. Wir wollen als Bauernbund wieder vermehrt in die Offensive kommen. Mit gezielter Themensetzung die Themenführerschaft anstreben ist dabei unser Anspruch.“
- Bildquellen -
- Stephan Pernkopf: BZ / Eva Riegler
- Gemeinsame Obleutesitzung Viertelstour 2023: BZ/ Artur Riegler