Wasserstofftankstelle
Österreichs erste reine LKW-Wasserstoff-Tankstelle, Nähe Innsbruck.

Wasserstoff (H2) ist das simpelste Element des Universums und kommt natürlich in Wasser, aber auch in Erdöl vor. Aufgrund seiner flexiblen Nutzbarkeit wird er von zahlreichen Experten als Schlüssel zur Klimaneutralität bezeichnet. Problematisch war jedoch stets, dass die Gewinnung des farb- und geruchlosen Gases mit Aufwand und Energieverlusten verbunden ist. Im Vergleich zu fossiler Energie konnten nur geringere Wirkungsgrade erreicht werden. Erst mit der Dekarbonisierungs-Debatte und einer zuletzt massiven Verteuerung von Gas und Öl wurde Wasserstoff wettbewerbsfähig.

Grün oder grau
Für die Herstellung von Wasserstoff sind derzeit zwei Verfahren gebräuchlich, die sich auch in der Bezeichnung des Endprodukts wiederfinden. Grüner Wasserstoff wird emissionsfrei durch Elektrolyse aus Wasser hergestellt. Vereinfacht erklärt wird das Wasser durch Strom restlos in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Grauer Wasserstoff hingegen wird aus fossilen Brennstoffen extrahiert, wobei als Abfallprodukt wiederum Kohlendioxid anfällt. Grauer Wasserstoff findet heute bereits in der chemischen Industrie Verwendung. Die Herstellung von grünem Wasserstoff war bis zu den Gaspreissteigerungen im Frühjahr etwa doppelt so teuer wie jene vom grauen Pendant.

Wissenschafter gehen jedenfalls davon aus, dass H2 spätestens in den 2030er- Jahren in Mobilität und Industrie angekommen sein wird und langfristig auch als Speichermedium für Stromüberschüsse aus Erneuerbaren Verwendung findet. Im Juni präsentierte das Umweltministerium den heimischen Fahrplan dafür, die Österreichische Wasserstoffstrategie. Bis 2030 sollen 1 GW Elektrolysekapazitäten geschaffen werden, welche bis 2040 16 bis 25 TWh Energie liefern sollen. Insgesamt schätzen die Branchenkenner im Klimaministerium den H2-Bedarf 2040 auf 67 bis 75 TWh. Wasserstoff bleibt also auch in Zukunft ein knappes Gut. Daher stecken die politischen Entscheidungsträger auch das Einsatzfeld für den emissionsfreien Energieträger klar ab. Prioritär sollte Wasserstoff demnach in der chemischen Industrie, der besonders energieintensiven Stahlindustrie, dem Flug- und Schiffsverkehr und im Energiesystem als Ausgleich bei Spitzenlasten zum Einsatz kommen. Auch im Fernverkehr und bei Reisebussen stellt grüner Wasserstoff eine Option dar. Bei Raumwärme, Pkw und Zulieferverkehr sprachen sich die Experten gegen eine Verwendung aus.

Heißes Eisen in Wirtschaft und Forschung
Einige Unternehmen gehen in Sachen Wasserstofftechnologie bereits in Umsetzung. So betreibt der Tiroler Lebensmittelhändler MPreis seit den Sommermonaten eine Lkw-Wasserstoff- Tankstelle für den betriebseigenen Fuhrpark. Auch im öffentlichen Verkehr finden sogenannte Brennstoffzellen- Fahrzeuge bereits Verwendung. Auch die chemische Industrie forciert die Verwendung des Energieträgers. Zuletzt haben Düngerhersteller Borealis und Österreichs größter Stromversorger Verbund ein gemeinsames Projekt in Sachen grüner H2 vorgelegt. Ab 2025 soll die Düngerproduktion im Hause Borealis mit Wasserstoff statt Erdgas passieren.

H2-Traktoren im Test
Wirtschaft und Wissenschaft forschen intensiv an Lösungen für die Landwirtschaft. Zuletzt meldete beispielsweise die Traktorenschmiede Fendt den Testbetrieb von H2-Traktoren. Auch das Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der Technischen Universität Wien betreibt seit zwei Jahren ein Forschungsprojekt mit entsprechender Technik. TUProfessor Markus Hoffmann geht von vielversprechenden Ergebnissen aus und sieht in H2 eine von mehreren guten Alternativen für die Landwirtschaft der Zukunft: „Wichtig ist es weg von den fossilen Energieträgern zu kommen“, und ergänzt: „Ob Brennstoffzelle oder regenerative Kraftstoffe. Künftig wird es ein Nebeneinander der Antriebe geben.“

- Bildquellen -

  • : MPREIS/FRANZ OSS
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AUTORClemens Wieltsch
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