In Österreich wurden im Vorjahr rund 6.000 Traktoren neu zugelassen. Ein Blick auf Kleinanzeigenwebsites zeigt allerdings, auch der Handel mit den „guten Gebrauchten“ boomt. So hat etwa auf landwirt.com der Durchschnittspreis für Gebrauchttraktoren in Österreich mittlerweile 66.000 Euro erreicht. In Deutschland kamen in den vergangenen zehn Jahren auf jeden neu zugelassenen Traktor im Schnitt drei Ummeldungen.

Einfachere Finanzierung
Vor allem der gegenüber Neumaschinen leichter zu stemmende Finanzierungsaufwand spricht für Praktiker im ersten Moment für die Gebrauchten. Doch auch abseits von Liquiditätsfragen können Gebrauchttraktoren aus reinen Kostenüberlegungen durchaus mit den vielfach untersuchten fabrikneuen Exemplaren mithalten, wie die im Herbst publizierte Studie der Universität Hohenheim nun zeigt. Das Forscherteam rund um Felix Witte hatte reale Gebrauchtkäufe – insgesamt 553 Traktoren – mit einer Leistung von 90 bis 317 PS untersucht und mit unterschiedlichen jährlichen Betriebsstundenauslastungen deren laufende Durchschnittskosten unter Berücksichtigung von Wertverlust und Reparaturen errechnet.

Unter 200 Betriebsstunden günstiger
Die Betriebswirte kamen zu interessanten Ergebnissen. So stellten sie fest, dass Gebrauchtmaschinen geringere Kosten je Betriebsstunde erreichen können als Neukäufe, sofern die Maschinenauslastung unter 200 Stunden jährlich liegt. Dann bringt der Gebrauchtkauf deutliche Kostenvorteile, insbesondere in höheren PS-Klassen. Bei einem 138 PS-Traktor etwa wurden bei dieser Auslastung Einsparungen von 2,47 Euro je Stunde gegenüber der Neumaschine errechnet.

Länger nutzen bringt kaum Mehrkosten
Auch die Bedeutung der optimalen Nutzungsdauer bei Traktoren konnte von den Wissenschaftern als eher gering eingeschätzt werden. Selbst eine mehrjährige Abweichung vom Optimum brachte in ihren Kalkulationen nur marginale Mehrkosten. „Dennoch sind Entscheidungen zur Nutzungsdauer nicht irrelevant“, halten die Forscher fest. Bei geringer Auslastung bis ca. 400 Betriebsstunden jährlich sei eine Nutzungsdauer über 5.000 Stunden anzustreben, bei Auslastungen jenseits der 1.100 Stunden sollten Nutzungen über 17.000 Betriebsstunden vermieden werden. Ansonsten drohen Mehrkosten bis zu 10 %.

Auslasten hilft sparen
Nichtsdestotrotz weiß man auch in Hohenheim, dass sich die Wirtschaftlichkeit einer Maschine mit ihrer Auslastung erhöht. Beim 138-PS-Traktor beziffern die Experten die Kostenersparnis bei einer Mehrnutzung von 100 Stunden jährlich mit 4,15 Euro je Betriebsstunde. Fremdmechanisierung bleibt also nach wie vor eine Option für all jene, die eine Maschine selbst nicht auslasten können oder wollen. Auch das „Damoklesschwert“ Reparaturkosten schwebt über jedem Gebrauchtmaschinenkauf, wobei die Studienautoren das Risiko durch renommierten Handel und technisches Verständnis der Käufer nicht wesentlich höher einschätzen als beim Neukauf.

Die Studie im Detail

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  • : Gina Sanders - stock.adobe.com
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AUTORClemens Wieltsch
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