Auf den Absturz folgte die Explosion – zumindest auf dem Weizenmarkt hat eine stark gestiegene Nachfrage ein Kursfeuerwerk an den Terminbörsen entzündet. An der Euronext in Paris schnellte der Kurs des Mahlweizens zur Lieferung im Mai von seinem Tief am „Schwarzen Montag“ der Vorwoche bis am Montagnachmittag dieser Woche von 175,25 auf 195,75 Euro/t in die Höhe.
Die Triebkräfte der starken Nachfrage sind der Export auf den Weltmarkt und die auf dem Binnenmarkt bei Mühlen und Endverbrauchern wirkenden Sorgen um ausreichend Ware.
Die Weizennotierungen konnte damit den Abwärtstrend aufgrund der weltweiten Talfahrten der Finanz- und vor allem Erdölmärkte nach der Eskalation der Corona-Krise und des Ölpreiskriegs zwischen Saudi Arabien und Russland überwinden. Die eng mit den Ölmärkten verwobenen Mais- und Ölsaatenmärkte verharrten demgegenüber in der Depression. Der Mai-Rapsfuture an der Euronext sank unter 350 Euro/t. Lediglich die Sojanotierungen in den USA zogen auch an, weil die sich langsam normalisierende Lage in China und Südkorea die Nachfrage dieser Regionen nach Weizen und Sojabohnen sowie auch nach Fleisch allmählich wieder anspringen lässt.
Auch heimische Preise zogen an
Nachfrage aus dem Inland und aus Italien mit frischen Abschlüssen ließen in der Vorwoche auch die Brotgetreidepreise am österreichischen Kassamarkt steigen. Die Wiener Produktenbörse notierte am 18. März Premium- und Qualitätsweizen sowie Mahlroggen höher. Dabei zeigt sich auch ein deutlicher „Inlandsbonus“ gegenüber Einfuhren aus dem EU-Raum. Knackpunkte allgemein sind die Verfügbarkeit von Ware und vor allem deren Logistik.
Lieferungen aus Österreich nach Italien seien laut Marktteilnehmern weiterhin am Laufen gewesen. Auch die Versorgung der inländischen Mühlen sei kein Problem.
Schwierigkeiten gebe es aber, mit Ware aus Ungarn, Kroatien, Serbien und Slowenien nach Italien und auch nach Österreich zu kommen. So ließen etwa die Restriktionen Ungarns viele Frächter nicht mehr Italien anfahren, obwohl im Güterverkehr innerhalb der EU keine Höhere Gewalt geltend gemacht werden könne. Zum Warenverkehr aus Tschechien und der Slowakei sind widersprüchliche Aussagen zu hören, er solle jedoch schwieriger geworden sein.
Futtergerste zog an, Mais blieb ohne Befestigung
Auch die Futtergerstenpreise und deren Notierung zogen an, Schweinehalter würden sich Vorräte anlegen, wohingegen sich Mais kaum befestigt. Hotspot seien Ölsaaten und Sojaschrot. Einerseits wegen der ungewissen Zufuhr von Rohstoffen aus Ungarn zu heimischen Ölmühlen und andererseits, weil auch die Belieferung mit Sojaschrotimporten – neben deren internationalen Verteuerung zusätzlich verschärft durch Schleusenwartungsarbeiten am Rhein-Main-Donauwasserweg – stehe. Es heißt, die inländischen Mischfutterwerke seien aber noch für rund einen Monat bevorratet, es kamen keine Abschlüsse und Notierungen zustande.
Christian Posekany, AIZ