Gerste und Weizen standfest und gesund zur Ernte bringen

Das Getreidejahr hat heuer früh und intensiv begonnen. Die Bestände sind in der Entwicklung weit voran und großteils gut mit Wasser versorgt, was eine intensive Bestandesführung mit erhöhten Ertragszielen rechtfertigt.

In Weizenbeständen mit hohem Ertragspotenzial wird zur wiederholten Fungizidbehandlung geraten.

Bis zu drei Wochen Vegetationsvorsprung gegenüber einem „Normaljahr“. Auch im Getreidebau führt die extrem warme Witterung des heurigen Jahres zu neuen Terminschwellen. So sollte heuer vielerorts ein geplanter Einsatz von Wachstumsreglern schon erfolgt sein. Dennoch hier einige grundsätzliche Hinweise zu diesem Thema.

Optimaler Einsatz zu Schossbeginn

Der Einsatz von Wachstumsreglern bzw. das Ob und Wie sind immer von mehreren Faktoren abhängig. Grundsätzliches Ziel ist eine verbesserte Standfestigkeit insbesondere bei weniger standfesten Sorten. Die Maßnahme ist vor allem als
Absicherung der Ernte zu sehen. Die Diskussion bezüglich Mehrertrag sollte hier nicht das Thema sein. Es geht um Sicherheit. Eine gute Standfestigkeit lässt sich vor allem dann erreichen, wenn im unteren Teil des Halms die Abschnitte zwischen den Knoten verkürzt werden. Auch der Feinwurzelanteil der Getreidepflanze wird erhöht und verbessert damit die Nährstoff- und Wasseraufnahme.
Mit welcher Aufwandmenge behandelt wird, hängt dann davon ab, ob die Witterung trocken oder feucht ist, wie hoch die Temperaturen sind, ob es starke Temperaturschwankungen gibt und wie intensiv die Sonneneinstrahlung ist.
Das Entwicklungsstadium BBCH 31/32 (Schossbeginn) ist der optimale und wichtigste Termin, um den unteren Teil des Halms zu kürzen und zu verstärken. Bei starkem Infektionsdruck von etwaigen Krankheiten kann eine Tankmischung mit Fungiziden eingesetzt werden.

Guter Start, intensive Bestandesführung

Die Niederschläge im heurigen Frühjahr haben in den meisten Regionen einen guten Start der Getreidebestände möglich gemacht. Die Kombination aus guter Wasser- und Nährstoffversorgung ist eine ideale Voraussetzung für eine intensive Bestandesführung.
In der Wintergerste ist der erste Einsatz von Wachstumsreglern bereits erfolgt. Mögliche Spritzvarianten sind:
• 1,0 bis 1,25 l/ha Fabulis OD oder
• 0,5 bis 0,75 kg/ha Prodax oder
• 0,6 bis 0,8 l/ha Moddus.
Die Anwendung dieser Produkte sorgt für einen höheren Feinwurzelanteil der Getreidepflanze und verbessert damit die Nährstoff- und Wasseraufnahme. In der Praxis hat sich Prodax mittlerweile einen guten Namen gemacht. Prodax ist eine Kombination aus Prohexadion-Calcium und Trinexapac. Das Mittel verbindet die Vorteile beider Wirkstoffe bei maximaler Verträglichkeit. Wenn es darum geht, Getreidebestände besonders schnell und stark zu kürzen, dann ist Prodax die richtige Wahl. Temperaturen von 12 bis 14 °C sind ideal für eine gute Wirkung. Fabulis OD und Prodax vertragen auch kühlere Temperaturen.

Praxistipp: Bei Tankmischungen mit Azolen kann die Aufwandmenge um 20 bis 25 Prozent reduziert werden. Bei sehr guter Nährstoffversorgung (Wirtschaftsdünger) ist von einer Reduktion der Aufwandmenge eher abzuraten. Auf leichten Böden mit geringer Stickstoffnachlieferung bzw. bei Spätsaaten und geringer Bestandesdichte soll die Aufwandmenge reduziert werden, manchmal kann diese Maßnahme unter diesen Umständen auch entfallen. Eine Anwendung bei Nachtfrösten oder sonstigem Stress ist nicht zu empfehlen.

In Winterweichweizen lauten die gängigsten Produkte und ihre Aufwandmengen wie folgt:
• 1,0 bis 1,25 l/ha Fabulis OD oder
• 0,3 bis 0,5 kg/ha Prodax oder
• 0,3 bis 0,4 l/ha Moddus.
Eine bewährte Mischung in der Praxis ist 0,3 l/ha Moddus mit 0,5 l/ha Stabilan 400.
Neu in der heurigen Saison ist der Wachstumsregler Cerone 480 SL, der das Vorgängerprodukt Cerone ersetzt. Wichtig für die Anwendung sind die neuen Indikationen und Aufwandmengen aufgrund des geringeren Wirkstoffgehaltes. Ganz besonders für den späten Einsatz in Gerste soll Cerone 480 SL das Produkt erster Wahl sein. Ob eine Einmal- oder eine Doppelbehandlung sinnvoller ist, kann per „Ferndiagnose“ nicht beantwortet werden. Dafür muss man den Bestand gesehen haben und diverse bereits erfolgte oder noch geplante pflanzenbauliche Maßnahmen kennen. In einigen Getreidearten würden einige Produkte wie zum Beispiel Prodax laut Zulassung eine Splittinganwendung ermöglichen.

Innovative Fungizidlösungen

Heuer gibt es wieder eine größere Anzahl an neuen Getreidefungiziden. Besonders interessant sind hier Balaya und Delaro forte.
Balaya ist eine innovative Fungizidlösung für Getreide, die den bewährten Wirkstoff Pyraclostrobin mit dem Wirkstoff Mefentrifluconazol kombiniert. Damit können auch resistente Pilzstämme effektiv bekämpft werden, da beide Wirkstoffe sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Balaya erfasst alle wichtigen Blattkrankheiten im Getreide. Zudem steigert das Mittel durch physiologische Effekte die Vitalität der Pflanzen. Die hohe Leistungsfähigkeit beruht auf der schnellen Aufnahme der Wirkstoffe durch die Pflanze. Balaya kann sowohl präventiv als auch kurativ eingesetzt werden und bietet eine wertvolle Lösung zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten im Getreide.
Delaro Forte ist ein neues Fungizid für den Getreidebau. Es enthält drei Wirkstoffe mit drei Wirkmechanismen – ein starkes Azol, ein Strobilurin und die dritte Komponente mit der Wirkungsweise eines Morpholins. Delaro Forte wirkt zuverlässig gegen alle wichtigen Blatt- und Ährenkrankheiten und kann flexibel zum zeitigen Spritzstart bzw. je nach Indikation für den späteren Einsatz verwendet werden. Das Strobilurin erhöht die Assimilationsleistung sowie die Hitze- und Trockenheitstoleranz und sorgt auch für eine gute Dauerwirkung, ohne negative Effekte auf die Erntefeuchte des Getreidestrohs. Eine neue Formulierung soll die Anlagerung und Verteilung der Spritzbrühe am Blatt optimieren.

Ramularia in Wintergerste

In der Wintergerste ist in vielen Gebieten neben den bekannten Krankheiten vor allem Ramularia am bedeutendsten. Eine Behandlung macht nur vorbeugend Sinn, also kurz vor abseh-baren Infektionsbedingungen. Sind erste Krankheitssymptome bereits sichtbar, so ist es für eine Behandlung schon zu spät.
In den vergangenen Jahren hat sich bei geringerem Infektionsdruck eine Einmalbehandlung als wirtschaftlich erwiesen. Ausreichend wirksam waren meist folgende Produkte bzw. Tankmischungen:
1,5 l/ha Folpan 500 SC in Kombination mit
1,2 l/ha Ascra Xpro oder 1,0 l/ha Elatus Era oder 1,5 l/ha Revytrex;
1,5 l/ha Multivo ebenfalls in Kombination mit den bei
Folpan 500 SC genannten Mischpartnern.
Bei starkem Infektionsdruck wird eine Spritzfolge sinnvoller sein, besonders bei frühem Auftreten von Netzflecken und Rhynchosporium Blattflecken. Diese „Doppelbehandungen“ haben in vielen Versuchen, vor allem in Oberösterreich, beachtliche
Mehrerträge gebracht. Der Einsatz von Folpan 500 SC oder Multivo gegen die Ramularia (zur Befallsminderung) kann und soll so spät wie möglich (BBCH 59) durchgeführt werden. Grannenspitzen bis in die freistehende Ähre (BBCH 59) ist hier der ideale Zeitpunkt.

Quelle: agrarfoto.com
Ramularia muss vorbeugend bekämpft werden. Bei derart starkem Befall kommen jegliche Maßnahmen zu spät.

Fungizidstrategien bei Weizen

Bei der Krankheitsvorbeugung in Winterweichweizen wird in Beständen ohne Fusariumrisiko eine einmalige Behandlung mit breit wirksamen Carboxamid-Azol-Mischungen die richtige Wahl sein. Die Aufwandmenge ist in diesem Fall je nach Bestandesentwicklung zu wählen. Starke Wirkstoff-Kombinationen wie Ascra Xpro, Elatus Era oder Revytrex sowie die Carboxamid-freien Produkte Balaya, Delaro forte und Univoq leisten mit 80 bis 100 Prozent Aufwandmenge sehr gute Arbeit. Hier kann der Einsatz schon etwas früher, etwa in BBCH 37/39, stattfinden, es muss nicht die Blüte abgewartet werden.

Bei Fusariumrisiko zweimal behandeln

In intensiv geführten Beständen mit guter Wasserversorgung und Fusariumrisiko (Vorfrucht, Witterung) werden zwei Überfahrten sinnvoll sein. Im Stadium BBCH 37/39 findet der klassische Blattschutz statt,
gefolgt von einer abschließenden Ähren-Fusariumbehandlung (BBCH 61/65). Bei starkem Fusariumbefall („Infektionswetter“) ist eine gezielte Überfahrt zu diesem Zeitpunkt sinnvoll. Gegen Ährenfusariosen sind Azolprodukte in der Blüte und nach Regen (3 bis 4 mm) ideal. Delaro forte oder Prosaro sind wirksame Produkte. Besonders preisgünstig für diesen Einsatzbereich sind nach wie vor reine Tebuconazol-Produkte. Wichtig ist eine gute Benetzung der Ähre.
Schneeschimmel (Microdochium nivale) und DTR-Blattdürre waren in den vergangenen Jahren immer wieder zu beobachten. Diese Krankheiten werden von leistungsstarken Fungiziden gut miterfasst.
Die Diskussion über die Wirtschaftlichkeit eines Fungizideinsatzes im Trockengebiet ist für viele Praktiker alle Jahre wieder ein interessantes Thema. Viele Berater sind sich einig, dass ein Fungizid fehlendes Wasser nicht ersetzen kann.

„Ertragsversicherung“ im Trockengebiet

Gerade im heurigen Jahr ist aber in vielen Gebieten eine gute Wasserversorgung gegeben. Die Wirtschaftlichkeit ist hier bei guter Bodenbonität und entsprechender Ertragserwartung gegeben. Ein kritischer Blick auf die Hektarkosten ist trotzdem immer notwendig. Im Hinblick auf die Kosten sind für das (östliche) Trockengebiet Fungizide in der engeren Auswahl, wie beispielsweise Adexar Top, Balaya oder Zantara.

Bei Roggen auf Braunrost achten

In Winterroggen ist der Braunrost der Hauptschaderreger. In manchen Jahren treten auch Rhynchosporium-Blattflecken und Mehltau stärker auf. In den wärmeren Anbaulagen kann Braunrost schon in der Schossphase vorkommen. In der Regel ist aber eine Behandlung mit einem zugelassenen Fungizid ausreichend. In den Streifenversuchen der LK NÖ war in der Vergangenheit der Fungizideinsatz vor allem in den Hybridroggensorten, die ein höheres Ertragspotenzial besitzen, wirtschaftlich. Wesentliche Grundlagen für eine Entscheidung, ob und welcher Fungizideinsatz durchgeführt wird, ist die Beobachtung der Bestände. Schadschwellen, Wetterdaten und Pflanzenschutz-Warndienst sind weitere Entscheidungshilfen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Wichtig ist ebenfalls ein gutes Resistenzmanagement.
Carboxamide sollen nur einmal zur Anwendung kommen, wobei auch die zugelassenen Aufwandmengen verwendet werden sollen. Verminderte Aufwandmengen sind hier nicht zu empfehlen.

Aufzeichnungen auf den Tag genau führen

Wichtig und prämienrelevant ist das Einhalten der Aufzeichnungsvorschriften beim Pflanzenschutz. Die Lagerhäuser stellen Vor-
drucke zur Verfügung.
Profilandwirte setzen auf professionelle, digitale Dokumentationssysteme. Im Ackerbau ist der AgrarCommander die führende Ackerschlagkartei, die sich aufgrund aktueller Technologie in den digitalen Alltag auf dem Betrieb integrieren lässt.
Vor der Anwendung der Produkte ist die Gebrauchsanweisung zu lesen. Der aktuelle Zulassungsstand für Pflanzenschutzmittel ist zu beachten. Bitte beachten sie die Auflagen der einzelnen Mischpartner. Den aktuellen Stand der Zulassung finden Sie im amtlichen Pflanzenschutzmittelregister.
Regionale Hinweise zur Befallssituation bei verschiedenen Getreidekrankheiten sind im Online-Warndienst abrufbar.
warndienst.lko.at

- Bildquellen -

  • 2415 06w Ramularia Gerste: agrarfoto.com
  • 2415 06w Weizen Fungizid: agrarfoto.com
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AUTORIng. Franz Weissinger, Pflanzenschutz, RWA AG
QuelleH.M.
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