Frauen: Rücken stärken für finanzielle Themen

Um finanzielle Kompetenz im ländlichen Raum ging es kürzlich bei einer Veranstaltung in Mauerkirchen, zu der Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger in Kooperation mit der Zeitschrift „Welt der Frauen“ geladen hatte. Neben dem Ziel, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen, stand die finanzielle Absicherung von Frauen und vor allem Bäuerinnen im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen am prominent besetzten Podium.

Gut besucht war der speziell für Frauen im ländlichen Raum organisierte Abend.

Es war ein Abend von Frauen für Frauen. Unter dem Motto „Frauen stärken.
Finanzen managen“ hieß „Welt der Frauen“-Chefredakteurin Sabine Kronberger als Moderatorin der Veranstaltung die mehr als 100 Besucherinnen in der Landwirtschaftlichen Fachschule Mauerkirchen willkommen. Geld als Tabuthema – das galt an diesem Abend natürlich gar nicht. „Über Geld spricht man“, stellte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger daher gleich in ihrem Eingangsstatement klar, verbunden mit der Aufforderung, das auch künftig so zu handhaben. Das brauche Mut. „Diesen Mut wollen wir Frauen machen. Darüber zu sprechen und sich Gedanken zu machen über die Finanzen am landwirtschaftlichen Betrieb, aber auch im Privaten“, so Langer-Weninger. „Es gibt noch viele Bäuerinnen auf Höfen, die weder im Grundbuch noch sonstwo eingetragen sind“, weiß Langer-Weninger. Und: „Frauen sind heute oft der zusammenhaltende Mittelpunkt am Hof.“ Dass sie auch finanziell abgesichert sind, sollte längst eine Selbstverständlichkeit sein.

Quelle: Land oö/Haag
Moderatorin Sabine Kronberger, Michaela Langer-Weninger, Kathrin Kühtreiber-Leitner (v.l.)

In der Realität sind Finanzbildung und Finanzwissen noch nicht bei allen Frauen angekommen. Adelheid Burtscher-Zauner verwies als Direktorin der Fachschule Mauerkirchen auf die Ausbildung in der Schule, an der etwa das Führen von Übungsfirmen zur eigenen Selbstständigkeit motivieren könne. Unabhängig zu sein sei für Frauen ein großer Wert.
Veronika Mickel-Göttfert, Generaldirektor-Stellvertreterin der Sozialversicherung der Selbständigen, lenkte den Blick auf die geringen Pensionen von Frauen. Sie appellierte dabei auch an die Eigenverantwortung jeder Einzelnen. „Was zahle ich ein? Nur das kann ich später auch herausbekommen“, so Mickel-Göttfert. Ebenso verwies sie auf die Situation bei den Bäuerinnen, deren Monatspension im Schnitt unter 1000 Euro liege. „Dabei sind in den letzten fünf Jahren die kleinen Pensionen um 30 Prozent gestiegen“, so die Expertin.

„Frauen sind heute oft der zusammenhaltende Mittelpunkt am Hof. Dazu gehört auch, dass sie finanziell abgesichert sind.“
michaela langer-weninger

Bezirksbäuerin Christina Huber erzählte, wie es ist, „wenn man einen Betrieb mitheiratet“. Gleichberechtigung sei ihr ebenso wichtig. „Ich wollte auch Betriebsführerin sein“, so Huber. Mit einem Direktvermarktungszweig habe sie sich ein weiteres Stück Selbstständigkeit geschaffen. Ein eigenes Bankkonto sei die logische Folge. „Entscheidungen für größere Investitionen treffen wir gemeinsam, da sitzt mittlerweile auch die 16-jährige Tochter am Tisch“, so die Bäuerin.

Strenge Rechnung, gute Freunde

Unter dem Titel „Strenge Rechnung, gute Freunde“ berichtete Katharina Watzinger von der Bezirksbauernkammer Gmunden Vöcklabruck aus ihrem Alltag als Rechtsberaterin mit dem Schwerpunkt Hofübergabe. „Das Finanzielle spielt oft eine untergeordnete Rolle, man spricht nicht so gerne darüber“, weiß Watzinger. Dabei sei finanzielle Absicherung und Ausgewogenheit wichtig, vor allem im Falle einer Trennung oder Tod eines Partners. „Daher unbedingt in guten Zeiten vorsorgen“, rät die Expertin. So seien etwa Lebensgefährten nicht erbberechtigt, sondern nur Ehegatten und minderjährige Kinder. Watzinger nannte aber auch Lösungsansätze: „Keine Investitionen in fremdes Eigentum“, rät die Rechtsberaterin. Auch ein Testament sowie eine Vereinbarung für den Trennungsfall empfiehlt Watzinger. Letztere werde von jüngeren Generationen durchaus in Erwägung gezogen, allerdings gehöre dazu auch die Überlegung, wie der vereinbarte Weg konkret finanziert würde. „Zu beachten ist auch, wie lange eine getroffene Vereinbarung passt, nach längerer Zeit oder größeren Investitionen“, so Watzinger.

Quelle: Land oö/Haag
Rechtsberaterin Katharina Watzinger

Anna Rosenberger, Vorsitzende der Katho­lischen Frauenbewegung St. Pölten und Beirätin von Welt der Frauen, ermutigte alle anwesenden Frauen eindringlich, sich ihres Wertes bewusst zu sein. Finanzielles solle in der Partnerschaft zu Beginn geregelt werden. „Dieses Thema darf nicht ausgespart bleiben“, so Rosenberger. Kathrin Kühtreiber-Leitner, Vorständin der OÖ Versicherung, verwies auf das Thema Vorsorge, das noch vor wenigen Jahren gerne zur Seite geschubst wurde. Das habe sich geändert und man könne auch kaum früh genug damit beginnen. „Schon bei den Kindern“, rät Kühtreiber-Leitner – nicht ohne Hinweis auf die Vorbildwirkung, die Mütter für ihre eigenen Töchter haben. Janine Kohl-Peterke, Regionaldirekto­rin der Sparkasse Oberösterreich, betonte, dass schon sich mit der Thematik zu befassen ein erster großer Schritt sei und man auch mit kleinen Beträgen etwas erreichen könne.

Eine Frau, die viele Hüte trägt und doch alles unter einen bringt

Eine Frau mit vielen Hüten, das ist Sabine Kronberger: 

Quelle: Alexandra Grill/Welt der frauen

Chefredakteurin, Moderatorin, Autorin, Vortragende, Bäuerin, zweifache Mutter und Ehefrau. Leser der Bauern­Zeitung kennen sie auch als Gastkommentatorin. Die 39-Jährige aus Steinerkirchen an der Traun, die gemeinsam mit ihrem Ehemann 15 Jahre lang ihren Hof als Kindererlebnisbauernhof „Funtasia“ öffnete, hat es schon in jungen Jahren zum Journalismus hingezogen. Über einen Contest wurde sie zur langjährigen Moderatorin des Linzer „Krone“-Festes und Redakteurin der gleichnamigen Tageszeitung. „Dort war mein erstes Steckenpferd das Brauchtum. So folgten rasch eine eigene Kolumne und mein erstes Buch zu dem Thema“, so Kronberger. Parallel dazu mani­festierte sich die Rolle der selbstständigen Moderatorin.
Seit drei Jahren ist Kronberger nun Chefredakteurin des Magazins „Welt der Frauen“ und lebt als solche ihre Verbundenheit mit dem weiblichen Geschlecht. „Frauen in die Selbstermächtigung zu führen, ihre Rolle zu übernehmen und selbstbestimmt zu leben“, nennt Sabine Kronberger ihre Grundprämisse. „Wir Frauen sind alle sehr stark und tragen viele Hüte. So wie wir sind, ist es gut und richtig. Wir brauchen nur hin und wieder dringend jemanden, der uns das bestätigt“, weiß Kronberger. Ihr Leitzitat habe sie an Simone de Beauvoir angelehnt: „Ich fühle mich mit allen Frauen verbunden, die darum kämpfen, dass ihr Leben ein glückliches wird.“

Aus der Arbeit mit Menschen, die Inhalte geliefert bekommen, die ihnen gut tun: Das ist Kronbergers Antwort auf die Frage, woher sie selbst die Energie bezieht, ihre vielfältigen Rollen letztlich unter einen Hut zu bringen.

 

- Bildquellen -

  • Bild1: Land oö/Haag
  • Bild2: Land oö/Haag
  • Sabine Kronberger: Alexandra Grill/Welt der frauen
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