Nicht vergleichbar“ sei die Rindfleischproduktion in Südamerika (links) mit jener im Alpenraum.

Das „Who is who“ der Rinderbranche gab sich am 10. Oktober in Fügen im Tiroler Zillertal bei der Generalversammlung der Arbeitsgemeinschaft Rind (ARGE Rind) ein Stelldichein. „Gemeinsam bewegen wir am Markt mehr als einzeln“, mit diesen Worten machte Obmann Josef Fradler seinen Mitgliedern Mut. Durch Bemühungen der ARGE wie etwa Mengensteuerung bei Qualitätsfleischprogrammen und Schaffung von neuen Absatzschienen im In- und Ausland sei es „auch in schwierigen Marktlagen möglich, für Preisstabilität“ zu sorgen“, so Fradler.

Mehr als 75 Prozent in Qualitätsprogrammen

Untermauert wurde dies durch den von Geschäftsführer Werner Habermann vorgetragenen Tätigkeitsbericht. „77,5 Prozent der Schlachtrinder wurden im Vorjahr über Qualitätsrindfleisch-Programme mit Preiszuschlägen vermarktet“, teilte er mit. Besonders erfolgreich entwickle sich die Vermarktung von „AMA-Gütesiegel Kalb rosé Austria“, so Habermann. Für das 2021 ins Leben gerufene Qualitätsprogramm werden mittlerweile 80 bis 100 Kälber pro Woche geliefert. Weitere Produzenten werden nach wie vor gesucht, wurde seitens der ARGE betont.

“Vielen Landwirten ist nicht klar, dass der Einzelkämpfer immer unterlegen ist.” – Werner Habermann

Auch das „M-Rind“-Qualitätsfleisch-Programm bringe mit seinen 35 Cent je Kilogramm Schlachtgewicht den Erzeugern immer noch einen Mehrwert. Weitere Tierwohl-Programme befinden sich ebenfalls im Aufbau, teilte Habermann mit und appelliert zugleich an die Bauern, diese auch zu beliefern: „Je mehr Betriebe sich den Erzeugergemeinschaften anschließen, desto stärker wird unsere Verhandlungsposition gegenüber Politik, Handel und Gesellschaft. Vielen Landwirten ist nicht klar, dass der Einzelkämpfer immer unterlegen ist. Das sind bekannte Marktdynamiken.“

Österreich ist nicht Südamerika

Der inhaltliche Schwerpunkt der Versammlung galt jedoch dem besonders in der Fleischproduktion viel strapazierten Thema Nachhaltigkeit. Als Gastredner dafür konnte Franz Waxenecker, Direktor für Nachhaltige Tierernährung beim Futtermittelunternehmen DSM Austria, gewonnen werden.
Insgesamt würden Emissionen von Lebensmitteln tierischer Herkunft oft überschätzt, so Waxenecker. Methan aus Rindermägen habe nämlich eine kürzere Halbwertszeit als bisher angenommen. Insbesondere die Tierproduktion hierzulande sei im internationalen Vergleich in Sachen Nachhaltigkeitsparametern im Spitzenfeld, beteuerte der Experte und schloss mit der Aufforderung: „Die Tierhaltung benötigt dringend eigene Nachhaltigkeitszahlen, um für Transparenz und konkrete Maßnahmen sorgen zu können.“

Produktion “aus dem Eck holen”

Genau hier will nun die ARGE Rind aktiv werden und „ihre“ bäuerlichen Betriebe hinsichtlich Treibhausgasausstoß evaluieren. Durch die grünlandbasierte Produktion sei man schließlich prädestiniert für gute Ergebnisse.
Werner Habermann will damit auch Transparenz schaffen und die „Rindfleischproduktion aus dem Eck holen“. Den Konsumenten und NGOs will man anhand valider Zahlen darlegen, „dass ein Stück Rindfleisch aus Österreich hinsichtlich Nachhaltigkeit absolut nicht mit einem Stück Rindfleisch etwa aus Südamerika vergleichbar ist“, betonte der ARGE Rind-Geschäftsführer.

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AUTORClemens Wieltsch
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