Gepanschter Honig: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Trotz hoher Nachfrage übersteigt der Import die heimische Produktion. Die Kennzeichnung „aus EU/Nicht-EU“ bietet wenig Transparenz über Herkunft und Reinheit des Honigs.

Wer dem „Honigbetrug“ entgehen will, muss zum Qualitätshonig der heimischen Imker greifen.

Die 33.000 österreichischen Erwerbs- und Hobbyimker füllen pro Jahr circa 4100 Tonnen Honig ab. Als Nahrungsmittel konsumiert werden in Österreich jedoch jährlich knapp 9350 Tonnen Honig.  Da die heimischen Konsumenten mehr verbrauchen als hierzulande produziert wird, muss mehr als die Hälfte (56 Prozent) des Honigs importiert werden ein Groß­teil davon von minderer Qualität aus „EU- und Nicht-EU-Ländern“. Denn laut einer Erhebung der EU entspricht knapp die Hälfte (46 Prozent) des in die EU importierten Ho­nigs nicht den Bestimmun­gen der europäischen Honig-Richtlinie und ist damit verfälscht, sprich gepanscht. Experten gehen davon aus, dass 20 Prozent des gesamten in der EU konsumierten Honigs verfälscht sind.

Einige Länder seien offensichtlich internationale Drehscheiben für Honigfälschungen. Die Betrüger panschen in Ländern wie China oder der Türkei ein bisschen echten Honig mit billigem Sirup aus Maisstärke, Zuckerrohr, Reis oder Weizen, strecken ihn mit Wasser und Farbstoffen und verkaufen ihn in Fässern an Großhändler.

„Es gilt daher kritisch zu hinterfragen, ob der goldene Genuss im Glas nun wirklich Honig oder Fake ist“, betonte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger im Zuge der Veranstaltung „Honig auf dem Prüfstand“, denn immerhin konkurriere der naturbelassene heimische Bienenhonig im Regal mit importiertem Fake-Honig.

Aufwändiges Verfahren zum Nachweis im Labor

Doch das zu erkennen sei nicht einfach. Denn Honigverfälschungen kann man nicht mit bloßem Auge sehen. Eine genaue Herkunftsermittlung ist lediglich mithilfe eines sehr aufwändigen analytischen Verfahrens in spezialisierten Laboren möglich. Im Labor des OÖ Bienenzuchtverbands werden Honige auf ihre Qualität und Regionalität begutachtet. „Naturbelassenheit, Lagerfähigkeit und genaue Herkunft des Honigs werden mit Hilfe der chemisch-physikalischen Analyse, der sensorischen Beurteilung und dem Pollenbild ermittelt“, so Laborleiterin Susanne Wimmer. Für sie ist klar: „Ob in Küche, Kosmetik oder als Haus- und Heilmittel, naturbelassener Honig ist ein Multitalent mit breitem Wirkspektrum.“

Herkunft auf EU-Ebene neu geregelt

Warum die Angabe „aus EU/Nicht-EU Ländern“ heutzutage nicht mehr ausreiche, erklärte Erwerbsimker Matthias Kopetzky und nannte dafür gleich drei Gründe: „Erstens trägt die Kenntnis der Herkunft dazu bei, die Qualität und Reinheit des Honigs zu gewährleisten. Zweitens ermöglicht die Transparenz bezüglich der Herkunft eine bessere Rückverfolgbarkeit und damit eine effektivere Kontrolle von Qualitätsstandards und Sicherheitsvorschriften. Und Drittens trägt die Unterstützung lokaler Imker zur nachhaltigen Entwicklung und zum Umweltschutz bei.“ Die vagen Angaben auf Honigetiketten seien daher völlig nichtssagend, um die Bedürfnisse und Erwartungen der Verbraucher im Hinblick auf Herkunft zu erfüllen.

Eine Steigerung der Inlandsproduktion wäre jedenfalls problemlos möglich, erfordere aber eine entsprechende Nachfrage. Die Neuregelung der Herkunftskennzeichnung durch die so
genannten „Frühstücks-Richtlinien“ der EU könnte hier einen entscheidenden Schub leisten. Darin vorgesehen ist eine Prozentangabe nach Ländern. Nun sind die nationalen Gesetzgeber am Zug, hier rasch eine Umsetzung dieser beschlossenen Regelung zu gewährleisten.

„Der bewusste Griff zum regionalen Honig sorgt für Wertschöpfung, Biodiversität und Umweltschutz. Heimischer Honig kommt im Gegensatz zu Importhonig mit kleinem CO2-Rucksack daher“, so Langer-Weninger.

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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