Je länger die massiven Einschränkungen infolge der Coronavirus-Pandemie andauern, desto aufwendiger ist das Umlenken der traditionellen Vertriebsschienen vom Außerhaus-Verzehr zum Zuhause-Konsum. Zeitlich versetzt sonst aber synchron verlaufen die Verhaltensmuster der Konsumenten in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Auf die Hamsterkäufe folgte die Woche, in der die Fleischbranche praktisch rund um die Uhr arbeitete, um die Fleischregale wieder aufzufüllen. Schließlich folgte die Woche der Ernüchterung, in der die Supermärkte im Vergleich zum üblichen Bedarf nicht mehr plus 100 Prozent bestellten und auch nicht plus 50, sondern lediglich plus 20 Prozent. Damit wurde klar, dass die Versorgung über den LEH den Ausfall der Außerhaus-Verpflegung nicht zur Gänze kompensieren kann.
Angebot ist Marktsättigend
Der italienische Fleischmarkt leidet zurzeit am meisten, die aktuellen Aktivitäten werden mit ca. 66 Prozent beschrieben. Spürbarer Preisdruck wird auch aus Frankreich und Spanien gemeldet. In Deutschland (+/- 0,00) zeigt sich mittlerweile auch im LEH ein gewisser Sättigungsgrad. Weil das zur Verfügung stehende Angebot der Nachfrage ausgeglichen gegenübersteht und in den nächsten Tagen und Wochen grillfreundliches Wetter erwartet wird, konnte die Notierung stabil gehalten werden.
Minus zwei Cent auch in Österreich
In Österreich macht sich der Rückstau der zum Erliegen gekommenen Gastro- und Gemeinschaftsverpflegung zunehmend bemerkbar. Speziell in Oberösterreich und Niederösterreich werden diesbezüglich Verzögerungen beim Absatz verzeichnet. Auch der Export wird insgesamt als schwierig bezeichnet. Weil Italien praktisch zur Gänze ausgefallen ist und China eher schleppend und weniger ertragreich als im Herbst läuft, wird kräftig ins Gefrierlager geschoben. Zwar lebt die Hoffnung, dass beim Anlaufen der Grillsaison die Ware wieder gut vermarktet werden kann, doch fehlt es zunehmend an verfügbarer Lagerkapazität. Vor diesem Hintergrund musste man den massiven Preisforderungen der Abnehmer an der Ö-Börse mit einem Minus von zwei Cent ein Stück weit Rechnung tragen.
Preise KW 14/15 (Marktbericht vom 2. April 2020):
Mastschweine-Notierungspreis: 1,87 Euro (–0,02)
Berechnungsbasis: 1,77 Euro (–0,02)
Zuchten-Notierungspreis: 1,65 Euro (=)
Berechnungsbasis: 1,55 Euro (=)
Dr. Johann Schlederer