LGV Sonnengemüse sichert die Gemüseversorgung

Mit welchen Maßnahmen die LGV Sonnengemüse in der Corona-Krise die Gemüseversorgung sichert.

LGV Sonnengemüse vermarktet jährlich 43.000 Tonnen Gemüse, das 150 Familienbetriebe produzieren.

Josef Peck, Vorstand der LGV-Sonnengemüse, im Interview mit der BauernZeitung zu Vorsorgemaßnahmen, um den Betrieb trotz Corona-Einschränkungen aufrechtzuerhalten und die Gemüseversorgung zu sichern.

Quelle: LGV-Sonnengemuese
Josef Peck ist Vorstand der LGV Sonnengemüse

Welche Maßnahmen mussten sie in der LGV setzen, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können?
Josef Peck: Wir haben in unseren Sammelstellen und auch bei unseren Zulieferern die Hygieneauflagen stark erhöht, das heißt, die Mitarbeiter müssen Mindestabstände zueinander halten und sie werden bei der Arbeit in kleine Gruppen unterteilt die keinen Kontakt zueinander haben. Für ausländische Mitarbeiter, beispielsweise aus Tschechien, Rumänien und aus Ländern, zu denen die Grenzen geschlossen wurden, haben wir Quartiere besorgt. Mitarbeiter aus Ungarn, die im Burgenland stark eingesetzt werden, dürfen Gott sei Dank noch täglich pendeln.

Was sind derzeit die saisonal wichtigsten Produkte und wie hat sich die Vermarktung entwickelt?
Die Saisonen haben zum Teil voll eingesetzt. Bei Gurken sind wir versorgend, Paprika und Tomaten werden bereits geerntet und sind in der Osterwoche für Österreich vollversorgend vorhanden. Radieschen, Kopfsalat und Jungwiebel sind ebenfalls ausreichend vorhanden. Viele andere Gemüsearten starten in den kommenden Tagen und Wochen

Im Zierpflanzenbau müssen ganze Produktionsstaffeln entsorgt werden, gibt es das auch bei Gemüse?
Kaum, unser Absatz ist nur etwas sprunghafter geworden. Nach Bekanntwerden der Ausgangssperre konnten wir uns vor Aufträgen kaum wehren. Danach sind die Mengen abgeflacht. Mittlerweile ist die nächste Welle großer Nachfrage im Laufen – dabei kommt es teilweise auch zu Verlusten und Verderbsmengen, aber das hält sich in Grenzen

Wie sehr spüren sie den Ausfall der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung?
Das spüren wir schon. Diejenigen unserer Kunden, die Großküchen und Gastronomie beliefern, fallen mit den Absatzmengen zum Teil sehr stark zurück, zum Teil können wir diese Rückgänge allerdings durch Steigerungen im Lebensmittelhandel wettmachen.

Wie ist die Situation bei Importgemüse beispielsweise aus Italien, Spanien oder den Niederlanden?
Importgemüse ist nur in der Übergangsphase von Import zu heimischer Versorgung ein Problem. Wenn hier die Planungen zwischen uns und den Kunden nicht gut abgestimmt sind, kann es zu Problemen kommen. Das hat aber mit der Corona-Krise nichts zu tun. Soweit ich es mitbekomme, funktionieren die Lieferung aus diesen Ländern bisher uneingeschränkt.
Hat sich bei den Preisen etwas getan bzw. wie erfolgt die Preisbildung?
Bei den Preisen gibt es kaum Änderungen. Wir halten nichts davon, sprunghafte Nachfragen kurzfristig auszunützen. Wir wollen mit unseren Kunden partnerschaftlich zusammenarbeiten, klar ist, dass wir die Mehrkosten weitergeben müssen, die durch die erwähnten Zusatzmaßnahmen entstehen. Aktuell liegen die Preise daher knapp über den Vorjahresniveau.

Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Saisonplanung?
Wenn es keine weiteren Verschärfung der Maßnahmen gibt und uns die Arbeitskräfte erhalten bleiben, könnten wir mit einem blauen Auge davon kommen. Katastrophal wäre, wenn die Verfügbarkeit der Arbeitskräfte durch weitere Grenzschließungen oder noch strengere Ausgangssperren einbricht, dann würde es innerhalb von wenigen Tagen zu Versorgungsengpässen kommen, da unser Gemüse täglich frisch geerntet werden muss. Noch schlimmer auswirken würde sich ein Kaputtgehen der Kulturen in den Gewächshäusern durch fehlende Kulturmaßnahmen. Diese Kulturen werden im Winter und Frühjahr gepflanzt und ganzjährig geerntet, das heißt, ein Fehlen der Arbeitskräfte über eine nur kurze Zeit, da reicht eine Woche, gefährdet die Versorgung für ein ganzes Jahr.

Heißt das, es könnte auch bei Gemüse zu Mangelsituationen kommen?
Nur wenn der beschriebene Fall eintritt und wenn die klassischen Importquellen wie Spanien und Italien nicht einspringen können.

Was ist derzeit die größte Herausforderung für die LGV?
Die Aufrechterhaltung des Betriebs in den Sammelstellen und bei den Zulieferbetrieben im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit der Arbeitskräfte. Um bei Bedarf rasch handeln zu können, generieren wir laufend einen Pool an Erntehelfern. Bewerbungen sind willkommen, am besten per E-Mail an
bewerbung@lgv.at

Brauchen Sie Unterstützung seitens der Öffentlichen Hand?
Natürlich – hier möchte ich aber deutlich anmerken, dass gerade in unserem Bereich durch unbürokratische und flexible Maßnahmen wie z. B. Ausnahmeregelung beim Grenzverkehr, Anstellung von Personen aus anderen Branchen, Unterstützung bei der Unterbringung von Mitarbeitern mit geringem Aufwand riesige künftige Unterstützungsforderungen vermeidbar sind. Wir wollen die Einkommen aus unseren Kulturen und Betrieben sichern und nicht gleich Förderungen fordern.

150 Gärtner, 43.000 Tonnen Frischgemüse
LGV Sonnengemüse ist die größte Gemüseerzeugereinheit in den besten Gemüseanbauregionen Österreichs. Die 150 Gärtnerfamilien und Bauern der beiden Marken LGV Gärtnergemüse und Seewinkler Sonnengemüse produzieren in ihren Familienbetrieben in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland jährlich mehr als 43.000 Tonnen Frischgemüse und erwirtschafteten 2019 einen Umsatz von knapp 85 Millionen Euro. Rund 95% der Ernte geht direkt an die heimischen Handelspartner und den Großmarkt. Gemeinsam werden rund 60 Sorten Frischgemüse und Gartenkräuter kultiviert. Ab 2020 profitieren 17 Gemüsebauern aus der Steiermark als neue Mitglieder der Genossenschaft von der Kompetenz und Erfahrung der LGV Sonnengemüse im Gemüseanbau und in der Vermarktung.

Welche Corona-Vorbeugemaßnahmen ein Wiener Gemüsebaubetrieb setzt, lesen Sie hier.

- Bildquellen -

  • Saisonstart Bei LGV Sonnengem�se: LGV-Sonnengemuese
  • LGV-Sonnengemuese: LGV-Sonnengemuese
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QuelleHans Maad
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