Gemeinschaftsmodell unterstützt neue Tierärztinnen

Eine Pensionierungswelle geht durch die Reihe der Tiroler Tierärzte. So drohte auch in der Region Stanzertal und Paznaun ein Engpass in der veterinärmedizinischen Versorgung. Die Bauern und Gemeinden fanden jedoch eine gemeinsame Lösung.

Regionen mit geringer Viehdichte, kleinen Betriebsstrukturen und weiten Anfahrtswegen sind besonders vom Tierärztemangel betroffen.

Ludwig Pfund war 53 Jahre lang als Tierarzt für das Paznaun und das Stanzertal im Dienst. Gemeinsam mit seiner Frau Erna, die die Bürokratie übernahm, versorgte er die Bauern in der Region – und das quasi 24 Stunden, sieben Tage in der Woche, erzählt Hermann Huber, Bürgermeister von Galtür und Obmann des Planungsverbands Paznaun. Der Pensionsantritt von Ludwig Pfund ließ die Bäuerinnen und Bauern dementsprechend um die medizinische Versorgung ihres Viehs bangen. Glücklicherweise konnte die Nachfolge inzwischen geklärt werden. 

Fahrtkosten-Entlastung für die Bauernbetriebe

Eine neue Tierärztin und eine ehemalige Mitarbeiterin von Ludwig Pfund werden künftig die Tiere der Region behandeln – trotz einer geringen Viehdichte, kleiner Betriebsstrukturen und weiter Anfahrtswege. 

Um ihnen und den betroffenen Bäuerinnen und Bauern einen guten Start zu ermöglichen, haben die Planungsverbände Paznaun und Stanzertal ein Gemeinschaftsmodell etabliert. „Jeder Bauer zahlt pro Großvieheinheit eine festgelegte Geldsumme in einen gemeinschaftlichen Fonds ein. Auch die acht Gemeinden  Galtür, Ischgl, Kappl, See, St. Anton am Arlberg, Pettneu am Arlberg, Flirsch und Strengen geben Finanzmittel in den Pool. Mit diesem Geld werden die Anfahrtskosten der Tierärztinnen teilweise bezahlt und so die Ausgaben für die betroffenen Bauern minimiert. Somit ist es egal, ob man Rinderbauer in St. Anton am Arlberg oder kleiner Schafbauer in Strengen ist – die tierärztliche Versorgung ist sichergestellt und bezahlbar“, erklärt Hermann Huber.

Als einmaliger Zuschuss wird zudem ein Dienstwagen für die Tierärztinnen finanziert. „Wir haben Gespräche mit den Ortsbauernobmännern geführt, um diese Lösung zu finden. Alle betroffenen Parteien waren involviert und sind mit diesem gemeinschaftlichen Modell zufrieden“, resümiert Huber. Aktuell wird noch nach einer Lösung für die Wochenenddienste gesucht. Da diese höhere Tarife beinhalten, sind die Kosten von den Betroffenen selbst zu tragen. Außerdem führt man Gespräche zur Arbeitsteilung an den Wochenenden, um die Verfügbarkeit von Notdiensten zu sichern.

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  • Agrarmotive Junge, Selbstbewusste Landwirtin Vor Einigen Kühen Auf Der Sommerweide.: Countrypixel – stock.adobe.com
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AUTORHannah Pixner
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