Die Adressaten des Grundsatzpapiers sind EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski. Warum gerade diese beiden?
„Die Politik der EU-Kommission mit ihren hochtrabenden Zielen bringt unsere kleinstrukturierte Land- und Forstwirtschaft spürbar an ihre Grenzen“, sind sich Bauernbund-Präsident Georg Strasser sowie sein Stellvertreter und LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig einig. Denn: „Unsere Bauernfamilien kämpfen zeitgleich an mehreren Fronten: Einerseits sollen immer höhere Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards erfüllt werden, andererseits drängen billige Importprodukte auf den Markt.“
Viele Landwirte fühlen sich unverstanden. „Oft geht es nicht mehr darum, am Feld zu stehen, sondern Zettel auszufüllen. Das muss sich jetzt ändern.“
Strasser: „Oft geht es nicht mehr darum, am Feld zu stehen, sondern Zettel auszufüllen. Das muss sich jetzt ändern.“
Deshalb legt der Österreichische Bauernbund der Kommission ein Grundsatzpapier vor, das zahlreiche Maßnahmen enthält, „um faire Einkommen auf den Höfen zu schaffen und bürokratische Hürden endlich abzubauen, damit wir uns wieder auf unsere Arbeit konzentrieren können“, so Strasser und Moosbrugger.
Die sieben Forderungen im Brief an Brüssel
Das sind die Forderungen aus dem Grundsatzpapier des Bauernbundes:
1.) EU-Kurskorrektur im Sinne der europäischen Landwirtschaft und GAP: mehr Beständigkeit und weniger Bürokratie;
2.) Wald nützen und damit schützen;
3.) Versorgungssicherung durch Sicherstellung notwendiger Produktionsmittel;
4.) Ukraine: Einführung von Handelskontingenten, Zöllen und verpflichtende Einhaltung von EU-Produktionsstandards;
5.) Eigenversorgung stärken und Herkunftskennzeichnung ausbauen;
6.) Senkung des Schutzstatus für den Beutegreifer Wolf;
7.) Neue Legislativvorhaben und Handelsverträge nur auf Basis umfassender Folgenabschätzung und Einbindung der Betroffenen.
„Über den ganzen Kontinent verteilt gehen die Bauern auf die Straße, um sich Gehör zu verschaffen. Die Kommission hat als Reaktion auf die europaweiten Bauernproteste längst überfällige Maßnahmen zur Vereinfachung und zur Entbürokratisierung vorgeschlagen. Es darf aber nicht bei diesen gut gemeinten Ansätzen bleiben. Jetzt müssen endlich Taten folgen“, fordern die Bauernbündler. Strasser: „Damit wollen wir auch die Leistungen unserer österreichischen Bauernfamilien honorieren, die bereits jetzt wesentlich zum Artenschutz und zu einem lebenswerten Österreich beitragen. Denn neben der Wertschätzung braucht es auch ein Mehr an Wertschöpfung für die Bauern.“ Sein Stellvertreter, LK-Chef Moosbrugger, ergänzt:
„Wir wehren uns gegen eine einseitige, unpraktikable EU-Politik, die unsere Landwirtschaft allmählich auf das Abstellgleis führen würde. Wir brauchen daher dringend eine Kurskorrektur der agrarpolitischen Vorgaben. Dem Thema Versorgungssicherheit muss wieder mehr Bedeutung beigemessen werden. Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft sind gleichermaßen zu berücksichtigen. Auch brauchen wir Strategien, die rascher an weltpolitische Veränderungen angepasst werden können.“
Moosbrugger: „Auch braucht es ein Einkommen zum Auskommen und echte Zukunftsperspektiven, damit die bäuerliche Jugend bereit ist, die Höfe ihrer Eltern weiterzuführen.“
Zusätzlich müsse „der Bürokratiewildwuchs zurechtgestutzt und eingedämmt werden“, lautet die Forderung aus dem Bauernbund. „Auch braucht es ein Einkommen zum Auskommen und echte Zukunftsperspektiven, damit die bäuerliche Jugend bereit ist, die Höfe ihrer Eltern weiterzuführen“, meint Moosbrugger unmissverständlich.
Der Brief im Wortlaut auf
- Bildquellen -
- Moosbrugger, Totschnig, Strasser: Paul Gruber