In Österreich wird die Landwirtschaft gezielt unterstützt und entlastet

Im Gespäch mit der Bauernzeitung spricht Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig über aktuelle Themen wie die Bauernproteste in Deutschland, die gesundheitlichen Auswirkungen von Laborfleisch sowie die globalen Herausforderungen für die Landwirtschaft.

„In Österreich stehen wir hinter den Leistungen der Bäuerinnen und Bauern“, so Totschnig. Mag. Norbert Totschnig, MSc.

In Deutschland protestieren die Bauern gegen Kürzungen. Ist das in Österreich auch möglich?

TOTSCHNIG: Ich habe vollstes Verständnis für die deutschen Bäuerinnen und Bauern. Wenn eine hart arbeitende Berufsgruppe nicht die Wertschätzung bekommt, die sie verdient und die Politik nicht die richtigen Rahmenbedingungen setzt, werden sie so wie in Deutschland protestieren. In Österreich wird die Landwirtschaft gezielt unterstützt und entlastet, vor allem die Berglandwirtschaft. Unter anderem haben wir das nationale Agrarbudget deutlich aufgestockt. Und ein ganz wichtiger Unterschied zu Deutschland: In Österreich sind die Bäuerinnen und Bauern direkt in der Bundesregierung vertreten und wir stehen klar hinter ihnen! 

Die FPÖ hat vergangene Woche zu Protesten in Wien aufgerufen, denen die Bäuerinnen und Bauern aber fernblieben. Was sagen Sie dazu?

Die FPÖ wollte hier die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern für Parteizwecke vereinnahmen und das hat nicht funktioniert. In Österreich stehen wir hinter den Leistungen der Bäuerinnen und Bauern. Während in Deutschland die Bundesregierung die Mittel für die Landwirtschaft kürzt, stocken wir national das Agrarbudget auf, bringen ein Impulsprogramm für die Landwirtschaft auf den Weg und unterstützen mit der Stromkostenbremse.  

Am Dienstag haben Sie in Brüssel angestoßen, dass die gesundheitlichen Auswirkungen von Laborfleisch untersucht wird. Wieso?

Laborfleisch kommt mit einer rasanten Geschwindigkeit auf uns zu. Jetzt geht es um die Frage, ob wir uns künftig mit Kunstfleisch aus der Fabrik oder mit natürlichen, regionalen Lebensmitteln ernähren wollen. Gemeinsam mit Italien und Frankreich haben wir vor der drohenden Marktzulassung eine breite Diskussion und umfassende Folgenabschätzung auf EU-Ebene gefordert. Weitere Mitgliedsländer haben uns dabei unterstützt.  Laborfleisch greift unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft an. Hier werden Inhaltsstoffe und Methoden eingesetzt, deren Auswirklungen auf Mensch, Tier und Umwelt noch keiner gänzlich kennt. Um zu verhindern, dass wir uns beim Essen in eine blinde Abhängigkeit einiger weniger internationaler Großkonzerne begeben, braucht es eine breite Diskussion, Transparenz sowie eine umfassende Folgenabschätzung in der EU. 

Sie sind unser Tiroler Minister in Wien. Wie sieht die Zusammenarbeit mit Landeshauptmann Mattle und Landeshauptmann-Stellvertreter Geisler aus? 

Sowohl mit Landeshauptmann Toni Mattle als auch mit Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler habe ich zwei starke Partner mit Handschlagqualität. Was meine Arbeit in Tirol besonders leicht macht: Beide verstehen die Herausforderungen und Nöte der Bäuerinnen und Bauern in Tirol. 

Die Landwirtschaft ist mit einer Vielzahl an globalen Herausforderungen konfrontiert. Was ist aus Ihrer Sicht als Landwirtschaftminister notwendig, um mit diesem vielfältigen Druck umzugehen und wettbewerbsfähig zu bleiben? 

Die ganze Welt befindet sich im Wandel, so auch unsere Landwirtschaft. Angesichts der globalen Herausforderungen müssen wir uns die Frage stellen, wie ein Gleichgewicht zwischen leistbaren Preisen, Versorgungssicherheit und Klimazielen gelingen kann. Für eine erfolgreiche Zukunft der Landwirtschaft und des ländlichen Raums braucht es eine Strategie. Deshalb habe ich die VISION 2028+, einen breit angelegten Strategieprozess über Partei-grenzen hinweg, initiiert. Denn wir brauchen Antworten auf die zentralen Fragen und ein klares Zukunftsbild, wohin die Reise geht. 

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AUTORRed. JS
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