Österreich wird älter. Das ist eine Tatsache. „1,7 Millionen Menschen sind über 65, mehr als 74.000 sogar über 85 Jahre alt. Und nicht alle sind gesund. Das Sozialministerium geht in seinen aktuellen Schätzungen von 115.000 bis 130.000 Menschen mit Demenz in Österreich aus. Das stellt eine Familie, das stellt die Gesellschaft insgesamt vor enorme Herausforderungen“, sagt Robert Fitzthum, Obmann des Vereins Green Care Österreich.
Seit zehn Jahren bieten Green Care-Bauernhöfe ihre sozialen Dienstleistungen als vielfältige Ergänzung zu den bestehenden Betreuungsangeboten für Kinder, für Menschen mit Behinderung und für immer mehr ältere Menschen an. „Gerade für diese, oft von Einsamkeit betroffenen Menschen, sind unsere zertifizierten Green Care-Betriebe eine Bereicherung“, zeigen sich Fitzthum, dessen Stellvertreterin im Verein Senta Bleikolm-Kargl und Geschäftsführerin Nicole Prop bei der Vorstellung ihres neuen Angebotes „Green Care Hofzeit“ überzeugt.
Green Care Hofzeit? Worum geht es da?
Neben den bestehenden Angeboten im Bereich Wohnen und Betreuung, werden ab Herbst Green Care Hofzeit-Betriebe stundenweise Betreuung am Bauernhof für Kleingruppen anbieten. Fitzthum: „Wir alle wollen alt werden, dabei gesund bleiben und das am besten in der gewohnten Umgebung. Unser Dienstleistungsangebot für Ältere kann dieses Mehr an Lebensqualität im Alter bieten.“ Vorgesehen ist die gezielte Betreuung in Kleingruppen von maximal drei Personen. Die älteren Menschen sollen in der Nähe ihres Wohnortes aktiv bleiben und die Natur erleben können, durch flexible und stundenweise Betreuung am Hof. Das Angebot richtet sich an ältere Menschen, die nicht allein sein wollen, und ihren Tag sinnvoll verbringen möchten. So soll die Selbstständigkeit möglichst lange erhalten und eine Pflegebedürftigkeit vermieden werden. Gleichzeitig werden Angehörige entlastet“, sagt Pojektleiterin Bleikolm-Kargl.
Zwölf Bäuerinnen befinden sich derzeit in einer eigens konzipierten Weiterbildung, die im Juni abschließt, damit im Herbst die ersten Höfe ihre Türen öffnen können. Die Green Care Höfe ergänzen staatliche und private Angebote. Österreich verzeichnet eine starke Zunahme der älteren Personen und hier setzen Green Care-Bauernhöfe an, indem sie institutionelle und private Betreuungsangebote ergänzen und so sinnvoll Lücken füllen können.
Bauernhöfe sind soziale Treffpunkte
Laut Nicole Prop hat ein Bauernhof eine Reihe von Vorteilen für ältere Menschen: „Dank der Möglichkeiten zu sinnhaften und sinnstiftenden Tätigkeiten, mit gesundheitsförderlichen Aktivitäten in der Natur und mit Tieren sind Bauernhöfe soziale Treffpunkte und fördern das Miteinander in der Gemeinde.“ Das steigere die Kontakte und wirke so der Einsamkeit im Alter entgegen. Studien aus den Niederlanden würden zeigen, dass Frauen und Männer, die auf einem Green Care Bauernhof betreut sind, aktiver seien, sich mehr im Freien aufhielten und einen besseren Ernährungsstatus aufwiesen. Fitzthum: „Green Care Österreich blickt über den Tellerrand hi-
naus, gerade bei der Betreuung und Pflege älterer Menschen. Denn diese Mega-Herausforderung lässt sich nur gemeinsam bewältigen.“
Zusammenarbeit mit starken Partnern
Deshalb arbeitet der Verein Green Care Österreich mit starken Partnern zusammen, wie mit dem Österreichischen Gemeindebund, mit LEADER, dem Netzwerk Zukunftsraum Land oder mit der ARGE Bäuerinnen. Auch die braucht es – neben den sozialen und medizinischen Dienstleistern in einer Gemeinde und der Kooperation mit den zuständigen Behörden. Green Care-Bauernhöfe sind Teil der Lösung, als Senioren-Wohngemeinschaften auf den Höfen, durch betreutes Wohnen oder einem Tageszentrum auf dem Hof samt ambulanten Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige. Aktuell gibt es in Österreich 75 zertifizierte Green Care-Betriebe. Im Jänner erfolgte auch der Start des Projekts „Gemeinsam am Hof“. Projektpartner sind die vier Gemeinden Großwilfersdorf, St. Veit in der Südsteiermark, Thannhausen und Vorau. Vier landwirtschaftliche Betriebe sollen dort zu Begegnungsorten für ältere Menschen werden. Dieses Pilotprojekt wird aus Mitteln der Gesundheitsförderung 21+ und des Fonds Gesundes Österreich gefördert.
www.greencare-oe.at
facebook.com/greencareoe
Green Care auf einen Blick
Green Care macht land- und forstwirtschaftliche Betriebe zu Partnern der Sozial-, Gesundheits-, Bildungs- und Wirtschaftssysteme. Bauernhöfe werden in Kooperation mit Sozialträgern und Institutionen zum Arbeits-, Bildungs-, Gesundheits- und Lebensort und ermöglicht eine Vielzahl an Angeboten und Dienstleistungen für junge und ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder körperlichen und seelischen Belastungen.
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