Wer pflegt Oma und Opa?

Kommentar von Martina Rieberer,
Chefin vom Dienst

Zuerst schauen die Alten auf die Jugend und irgendwann wendet sich dann das Blatt. So sind für gewöhnlich die Regeln auf einem Bauernhof, wo mehrere Generationen miteinander arbeiten und leben. Aber was, wenn die Jungen die Eltern- und Großelterngeneration nicht pflegen wollen, das Pflegen nicht können oder sich der Bau barrierefreier Räumlichkeiten im Bauernhaus finanziell zu diesem Zeitpunkt einfach nicht ausgeht? Was, wenn plötzlich die dritte ungarische oder rumänische Pflegerin kurzfristig absagt, weil sie nicht (mehr) nach Österreich kommen kann und alle Plätze im benachbarten Pflege- oder Altersheim „ausgebucht“ sind? Was, wenn man seinem oder seiner Liebsten ein Altern in Würde nicht ermöglichen kann? Diese Fragen stellen wir uns in den meisten Fällen erst dann, wenn es die eigene Familie betrifft. Davor bleibt es vielfach das Problem des Gesundheitspersonals, der Pfleger und Ärzte. Und diese haben das Problem mit der Pflege nicht erst seit Kurzem. Seit Jahren machen diese Berufsgruppen auf den Notstand an Personal und ihre teils unzumutbaren Arbeitsbedingungen aufmerksam. Speziell die Pandemie hat Bilder geliefert, die sich nicht wiederholen sollten. Trotz vieler lauter Rufe nach Unterstützung wurde das Problem lange aufgeschoben.
Zuletzt ist aber Bewegung in die Debatte gekommen. „Gefahr erkannt“ könnte man nach den Ansagen übrigens am „Tag der Pflege“ resümieren. Hoffen wir wirklich, dass diese Gefahr damit mittel- bis langfristig auch gebannt wird. Sonst muss ich mir mit 28 Jahren die Frage stellen: Wer wird mich einmal pflegen?

rieberer@bauernzeitung.at

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