Aufbruch im Mai

Kommentar von Prof. Hubert Wachter,
Publizist.

„Alles neu macht der Mai!” Dieser Kalauer ist abgedroschen, jeder kennt ihn, manche klammern sich an ihn. Zuletzt insbesondere die ramponiert-gebeutelte Kanzlerpartei ÖVP.
Alles neu….? Wirklich? Man wird sehen.
Bundeskanzler Karl Nehammer, der (nach einer engagierten, rhetorisch perfekten Programm-Rede) am vergangenen Samstag mit wuchtigen 100 Prozent Delegierten-Vertrauens als neuer Parteichef ausgestattet wurde, wird „liefern” müssen. Um Sehnsüchte für eine neue schwarze Zukunft nach dem türkisen Experiment des Sebastian Kurz erfüllen zu können.
Nicht nur das Nehammer-Hochamt in der Grazer List-Halle förderte Bemerkenswertes zutage. Dort war es zunächst der Kanzler der Jahrtausend-wende, Wolfgang Schüssel, der 1.500 Delegierte und Gäste von ihren Sesseln riss. Mit einer tosenden Brand-rede, kämpferisch, emotional. Der Saal brodelte. Nur einen Tag später legte Ex-
EU-Kommissar Franz Fischler nach, „Im Zentrum” des ORF. Neuorientierung und Rückbesinnung auf den Markenkern als letzte Chance. Sein Fazit: die Partei müsse zur Besinnung kommen. Da blieb Laura Sachslehner, der umstrittenen Generalsekretärin, nur mehr der Mund offen. Letzteres, so hört man, dürfte auch sämtlichen „Generalsekretären” in den einzelnen Ministerien blühen, die alle (bis auf das Außenministerium) wieder abgeschafft werden sollen. Sie seien ein Relikt der Kurz-Ära zwecks Message-Control, sie waren den ministeriellen Sektionschefs gegenüber weisungsbefugt – was überdies in der Spitzenverwaltung der Republik massive Irritationen ausgelöst hatte. Beachtlich: Karl Nehammer scheint durchgreifen zu wollen. Weil der Mai offenbar wirklich vieles neu macht…

wachter.hubert@aon.at

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