Heftige Unwetter sind in Mitteleuropa grundsätzlich keine Seltenheit. Jedoch erhält man zunehmend der Eindruck, dass Gewitter, Stürme, Starkregen und Hagel an Intensität gewinnen und es zu einer Häufung von Extremereignissen kommt.

Ein Extremwetterereignis wird als solches bezeichnet, wenn es extreme Auswirkungen auf Menschen und Natur hat, wie das im Fall von Sturmschäden oder Überflutungen sein kann.
Innerhalb der Klimawissenschaft sind meteorologische Extremereignisse von großem Interesse, da sie einen prägnanten Einfluss auf Lebewesen und Umwelt haben. Die Häufigkeit und Intensität der Ereignisse wird deshalb laufend untersucht. Sogenannte Klimamodelle sind dabei das wichtigste Werkzeug der Wissenschaft. Mit diesen Modellen ist es möglich, unser Klimasystem realistisch und immer genauer abzubilden und zukünftige Klimaentwicklungen zu berechnen, das gilt auch für regionale Modelle, wie etwa der kompliziertere Alpenraum.

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Massive Sturmschäden in einem Wald auf dem Grünberg (OÖ)
Sturmtage nehmen zu

Die Klimasimulationen der Modelle können die Häufigkeit und Intensität von zukünftigen Stürmen abschätzen. In den 1990er-Jahren gab es in Europa einige schwere Stürmen. Seitdem wird ein gehäuftes Auftreten mit den global ansteigenden Temperaturen damit in Verbindung gebracht. Als Folge des Klimawandels ist also noch öfter mit extremen Sturmereignissen zu rechnen. In Europa selbst nimmt laut den Multi-Model-Ensembles von Simulationen mit regionalen Klimamodellen die Frequenz der Sturmtage um 19 bis 33 % zu, dabei werden Nordwest- und Westwetterlagen häufiger. Vom östlichen Atlantik bis zur Nordsee nimmt die Intensität von Sturmtiefs um 10 % zu. Darüber hinaus steigt die Windgeschwindigkeit bei Sturmereignissen in großen Teilen von Mittel- und Nordeuropa um 5 % an. Eine generelle Abnahme und Abschwächung der Sturmtätigkeit ist hingegen im Mittelmeerraum zu erkennen.

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Wetterextreme wie Stürme werden häufiger vorkommen.
Starkniederschlag: wenn Wasser zu viel wird

In Untersuchungen der globalen Niederschlagsänderung der letzten 50 bis 100 Jahre zufolge, wurde festgestellt, dass die Niederschlagssummen in diesem Zeitraum durchschnittlich um 5 % zugenommen haben. In den globalen Klimasimulationen zeigt sich somit auch eine Intensivierung von starken Niederschlagsereignissen. Diese Änderungen der Extreme sind im Allgemeinen deutlicher ausgeprägt als die Änderungen der Mittelwerte – allerdings mit ausgeprägten regionalen Unterschieden. Diese Häufung von Extremereignissen deutet darauf hin, dass sie durch den Klimawandel verursacht werden. Denn die Erwärmung der Atmosphäre führt zu einer Erwärmung der Luft, die so immer mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Das ist auch der Grund, warum es zu einer Intensivierung und Häufung von starken und unregelmäßigen Niederschlagsereignissen kommt. Zusätzlich führt das immer schneller fortschreitende Abschmelzen der polaren Eisschilder zu einer Veränderung des Jetsetstreams. Der Jetsetstream ist dafür verantwortlich, Wetterlagen zu transportieren und schiebt sich durch den Klimawandel zu den Polen. Dadurch können die Wetterlagen in Mitteleuropa weniger beeinflusst werden, und Hoch- und Tiefdruckgebiete bewegen sich länger nicht. Deswegen kommt es zu großen regionalen Unterschieden. In gewissen Gebieten regnet es zu lange und ungewöhnlich viel, was zu Überschwemmungen und Hochwasser führt. So lässt sich auch die drastische Zunahme von 25–40 % an Niederschlag im Südosten und Osten im Herbst erklären.

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Regelmäßig von Hochwasser betroffen ist die Stadt Steyr.
Der Kampf mit den Folgeschäden

Veränderungen im Klima bedeuten eine Intensität und Häufung von Extremereignissen, aber vor allem auch eine Verschlimmerung deren Folgen. Auch Einsatzkräfte wie Feuerwehr oder Rettung bestätigen eine Zunahme der Schäden. Ein großes Problem beim Bewältigen der Extremereignisse stellt die Flächenversiegelung dar. Österreich liegt hier im europäischen Spitzenfeld. Auf versiegelten Flächen fließt Regenwasser zu schnell ab und kann nicht im Boden versickern. Die Mehrkosten, die durch eine Rückbildung der Versiegelung verursacht würden, stehen dabei in keiner Relation mit den Kosten der Schäden, die der Klimawandel mit sich bringen wird, warnen Experten. Auch in der Landwirtschaft ist es deshalb wichtig, das Abfließen von Wasser, zum Beispiel durch Zwischensaaten, zu verlangsamen, denn enorm verdichtete Böden können die Wassermassen nicht aufnehmen. Sie fehlen dann in darauffolgenden Trockenperioden.
Historisch gesehen war es für Menschen lange Zeit sinnvoll, sich in der Nähe von Gewässern anzusiedeln. Doch der Klimawandel verändert die Vorteile, in der Nähe von Wasser zu leben und zu arbeiten. Damit das weiterhin gut gelingen kann, gibt es dennoch verschiedene Methoden, wie etwa den Gewässern mehr Platz einzuräumen, etwa als Nutzung für Freizeitgebiete oder Landwirtschaft. Falls das nicht möglich ist, müssen ausreichend große Rückhaltebecken oberhalb der Siedlungen errichtet werden.

Neuer Weltklimabericht

Die Eindämmung der Erderwärmung bleibt jedoch eine der sichersten Maßnahmen, diese und andere Folgeschäden des Klimawandels besser in den Griff zu bekommen. Denn eines ist klar: Tornados und Unwetter werde in Österreich häufiger und stärker werden. Deswegen ist es nun so wichtig wie nie zuvor, Klimaschutz endlich umzusetzen und nicht nur dessen Notwendigkeit anzuerkennen. Das bestätigt auch der neue Klimabericht der IPCC, der jährlich von Hunderten Wissenschaftlern gemeinsam erarbeitet wird.
Der Weltklimabericht untersucht, mit welchen Folgen zu rechnen ist, und welche Anpassungen noch möglich sind. Die kommenden Entwicklungen werden sich exponen-
tiell von Jahr zu Jahr verschlimmern und nicht linear ablaufen. So besagt der Bericht, dass das nächste halbe Grad Erwärmung deutlich mehr Probleme mit sich bringen wird als das vorangegangene. Die Wahrscheinlichkeit, von Extremereignissen wie Fluten, Starkregen, Hitzewellen, Waldbränden oder Dürren hat deutlich zugenommen. Beim Hagel beispielsweise müsse man davon ausgehen, dass nicht nur die Ereignisse häufiger, sondern auch die Körner immer größer werden, das hat sich im vergangen Jahr vor allem in Niederösterreich schon bewahrheitet. Umso dringender wird deswegen das Umsetzten von Maßnahmen: Die Angst vor dem Verzicht oder Mehrkosten muss endlich der Einsicht weichen, dass Klimaschutz unumgänglich ist um ein besseres Leben für alle zu ermöglichen.

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Rund 450 Blitzeinschläge pro Jahr gibt es im Schnitt in Wien.

- Bildquellen -

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  • Hochwasser In Steyr: Gina Sanders - stock.adobe.com
  • Blitze über Wien: arnold_oblistil - stock.adobe.com
  • Lužice Tornado: Tadeáš Bednarz - wikipedia CC BY-SA 4.0
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AUTORZoe Hackenberg
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