Der Superlativ ist der höchste Steigerungsgrad der Eigenschaftswörter und hat etwas Unwiderstehliches. Superlative erregen Aufmerksamkeit, um die viele von uns in einer komplizierten und permanent aufgeregten Welt ringen. Ich wundere mich in letzter Zeit immer öfter, welche Banalitäten von vielen Menschen als „Mega, unvorstellbar, katastrophal, …“ bezeichnet werden.
Woher kommt das? In den vergangenen Jahren haben wir uns als Gesellschaft eine überaus oberflächliche Sicht auf die Welt angewöhnt. Wir wollen klare Positionen und eindeutige Gut-und-Böse-Schemata, wir meiden Komplexität und sehen sie als Bedrohung unserer Handlungsfähigkeit. Eine Erklärung, die länger als drei Sätze ist, wird schon als mühsam empfunden. Besser wäre es, in maximal drei Schlagworten alles verständlich zu machen. Im Alltag schätzen wir übersichtliche Landkarten. Wir wollen nicht viel Hintergrundwissen haben müssen. Von diesem Ballast haben wir uns befreit. Viel einfacher ist es, im Hier und Jetzt und aus dem Bauch heraus zu leben.
Die einfachen Wahrheiten müssen dann aber trotzdem transportiert werden. Wer will nicht wissen, was das Größte, Beste, Schönste oder Schlimmste, das Bedrohlichste, Niederträchtigste oder Hässlichste ist? Es wirkt wie Alkohol und Zucker, Lambrusco für den Kopf sozusagen. Wahre Meister der Superlativ-Panscherei sind Corona-Leugner, die Tatsachen durch Sprüche ersetzen und Demokratie mit Anarchie verwechseln. Was machen die, wenn denen die Superlative ausgehen? Das wäre dann wohl das Allerschlimmste, was ihnen jemals hätte passieren können …
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