Die Weizenbestände stehen europaweit gut da. Laut der jüngsten Prognose des Europäischen Handelsverbandes für Getreide, Ölsaaten und Futtermittel (Coceral) wird für die EU-27 eine Weichweizenerzeugung von 124,4 Mio. Tonnen erwartet. Das sind mehr als 10 Mio. Tonnen mehr als im Vorjahr. Der Durchschnittsertrag steigt demnach auf 58,2 dt/ ha, bei einer leicht ausgeweiteten Fläche von 21,35 Mio. Hektar. Auch die Ukraine rechnet trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit 22,95 Mio. Tonnen Gesamternte. Insgesamt nähert sich die Weichweizenerzeugung Europas (inkl. Nicht- EU) mit 164,4 Mio. Tonnen einem Rekordniveau.
Doch die gute Ausgangslage täuscht nicht über bestehende Unsicherheiten hinweg. Die anhaltende Trockenheit – insbesondere in Teilen Deutschlands, Osteuropas und dem Balkan – könnte bereits erste Ertragsschäden verursachen. Sollte der April weiterhin niederschlagsarm bleiben, sind lokale Ertragseinbußen wahrscheinlich. Zusätzlich belasten politische Faktoren den Markt: Die neue US-Agrarpolitik mit potenziell exportfördernden Maßnahmen könnte den globalen Wettbewerb verschärfen. Gleichzeitig liegen die Weizenexporte der EU in der aktuellen Saison unter den Erwartungen – trotz großer Ernte.
Auch auf der Preisseite macht sich die Unsicherheit bemerkbar: Die Weizenpreise an der Matif sind in den letzten Tagen deutlich unter Druck geraten. Nur durch eine Währungsbewegung zugunsten des Euro konnten sich die Kurse leicht stabilisieren. Fundamental bleibt der Druck jedoch bestehen, ein nachhaltiger Preisanstieg scheint aktuell nicht in Sicht.
US-Mais uneins
Laut Coceral-Prognose wird die Maisernte in Europa ebenso kräftig zulegen. In der EU-27 wird eine Produktion von 63,3 Mio. Tonnen erwartet – ein deutlicher Zuwachs gegenüber den 58,8 Mio. Tonnen im Vorjahr. Die Flächen bleiben mit rund 5,86 Mio. Hektar stabil, der Ertrag steigt auf 63,8 dt/ha. Die Ukraine bleibt trotz geopolitischer Unsicherheiten mit 22,95 Mio. Tonnen ein Schlüssellieferant. Europa gesamt (inkl. Nicht- EU) kommt laut Prognose auf 100,7 Mio. Tonnen. Auf internationaler Ebene sorgt insbesondere der US-Maismarkt für Aufmerksamkeit. Die Mais-Corn-Futures schlossen am Freitag bei 4,60 Dollar je Scheffel. Die Dezember-Neukontrakte hingegen fielen leicht auf 4,46 Dollar. Das ständige Auf und Ab ist ein Zeichen technischer Unsicherheit.
Politisch bleibt die Lage angespannt: Mexiko ist derzeit von neuen USZöllen ausgenommen, was den Exportdruck auf US-Mais mildert. Der Einfluss der in Südamerika voranschreitenden Ernte bleibt abzuwarten. Auch für den europäischen Ölsaatensektor erwartet Coceral eine insgesamt positive Entwicklung. In der EU-27 wird die Gesamterntemenge auf 32,2 Mio. Tonnen geschätzt – ein Anstieg von rund 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (28,8 Mio. Tonnen). Maßgeblich dazu beigetragen haben verbesserte Durchschnittserträge sowie eine weitgehend stabile Anbaufläche von rund 12,1 Mio. Hektar.
Nervöse Rapsnotierung
Trotz der positiven Zahlen könnte der Rapsmarkt in den kommenden Wochen unter Druck geraten. Politische Eingriffe wie die Einführung von Zöllen und Handelsbarrieren könnten die Marktpreise zusätzlich belasten. Besonders kritisch ist dabei die Diskussion um neue Importzölle auf pflanzliche Öle, die sich negativ auf den Binnenmarkt auswirken könnten. Ein erstes Signal setzt bereits der Terminmarkt: Der Rapspreis hat in den letzten fünf Handelstagen rund 15 Euro je Tonne verloren – ein deutlicher Rücksetzer, der die Nervosität der Marktteilnehmer widerspiegelt.
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- 00w Weizen Preis Agrarfoto: agrarfoto.com