Als „200.000-Dächer-Programm“ ist der Photovoltaik-Fahrplan im Vorjahr publik gemacht worden. Damit war auch klar, dass die gewünschte Verzehnfachung der Sonnenstromerzeugung bis 2030 vorrangig über Dachflächen erfolgen sollte. Das gilt auch nach der jüngsten Aktualisierung der PV-Strategie noch. Die energiewirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Monate machen den Umstieg auf erneuerbare Energien noch dringlicher, weshalb jetzt auch die Zahl möglicher PV-Freiflächen erhöht worden ist.
„Agro-PV-Anlagen“ werden zunehmend zum Thema
Mit dem so genannten „Update“ der OÖ PV-Strategie gelinge es, die Erzeugung von Sonnenstrom auf einer potentiellen Fläche von 1200 bis 1300 Hektar via Freiflächenanlagen zu ermöglichen. Zunehmend zum Thema werden so genannte „Agro-PV-Anlagen“ (siehe Kommentar Seite 10). Als solche gelten Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, wobei mindestens 75 Prozent der Gesamtfläche für tierische oder pflanzliche Erzeugnisse genutzt werden müssen. Böden mit höchster landwirtschaftlicher Bonität (Klasse 5) bleiben dafür weiterhin tabu. Neu ist jedoch, dass Böden der Klasse 4 dafür verwendet werden dürfen, wenn ein Umspannwerk in der Nähe ist (konkret: im Umkreis von 7,5 Kilometern). Ebenfalls neu ist die Regelung für die Geflügelwirtschaft: Dort darf Photovoltaik auf Freiflächen unabhängig von der Bodengüte errichtet werden – unter der Voraussetzung, die Paneele zugleich als Beschattungselemente für den Auslauf des Geflügels zu verwenden.
Änderungen gibt es auch bei den Mindestabständen zu Bächen und Flüssen, die künftig zehn Meter statt wie bisher 30 betragen. In „regionalen Grünzonen“ sowie Waldflächen soll die Nutzung in Einzelfällen und nach Prüfung ermöglicht werden, der Fokus soll aber klar auf bereits vorbelastete Flächen gelegt werden.
Unverändert geblieben ist nämlich die Prioritätensetzung „Dach vor belasteten Flächen vor Freiflächen“. Diese listet nach dem Ausbau auf Dächern die Nutzung bereits verbauter Flächen (wie zum Beispiel Parkplätze) vor Freiflächenanlagen auf belasteten Flächen wie Halden, Deponien oder Verkehrsrandflächen auf, erst dann folgen die Agro-PV-Flächen. „Mit dem Update gelingt es uns, zusätzlich zum 200.000-Dächer-Programm weitere potentielle Flächen für die Erzeugung von Sonnenstrom zu schaffen und gleichzeitig unsere wertvollsten Böden für die Landwirtschaft zu schützen“, sagt Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Mit der Lockerung der Kriterien beim PV-Freiflächenausbau werde das Potential geschaffen, beinahe alle 650.000 Haushalte im Land mit Sonnenstrom zu versorgen. Der Haushaltsstrom macht etwa 22 Prozent des gesamten Strombedarfes in Oberösterreich aus.
„Im Sinne der Versorgungssicherheit ist es wichtig, unsere wertvollsten Böden für die landwirtschaftliche Nutzung zu bewahren“, bekräftigt Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Sie verweist darauf, dass Bäuerinnen und Bauern bereits jetzt beachtliche Mengen an Energie produzieren: „Es gibt kaum mehr einen Bauernhof in Oberösterreich, der keine PV-Module am Dach montiert hat.“
Ein Viertel der Sonnenenergie kommt aus Oberösterreich
Etwa ein Viertel des österreichweit erzeugten Solarstroms kommt aus Oberösterreich. Auf dem Weg zum österreichweiten Ziel, bis 2030 nahezu den gesamten Strom aus erneuerbaren Energieträgern zu gewinnen, spiele auch die Bioenergie eine maßgebliche Rolle. „An Biomasse und damit der Land- und Forstwirtschaft als zentralen Energielieferanten führt kein Weg vorbei, wenn wir die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduzieren wollen“, so Langer-Weninger.
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- Tabelle: Quelle: land oö / BZ
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