Die heimischen Schweinebauern erleben derzeit schwierige Zeiten. Nachdem coronabedingt die Erzeugerpreise 2020 eingebrochen sind, hat sich die Situation am Schweinemarkt im vergangenen Jahr weiter verschärft. Der Erlös sank 2021 nochmals um etwa elf Euro pro Mastschwein und um zehn Euro pro verkauftem Ferkel. Hinzu kommen erhöhte Erzeugungskosten durch massiv gestiegene Preise bei Betriebsmitteln wie Futter, Treibstoff, Strom und Dünger: „Das ist wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“, so Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger, der daher die Verlängerung des Verlustersatzes für die Monate Dezember 2021 bis Februar 2022 begrüßt. Schweinehalter können diesen ab April online beantragen.
Positiv wird der Verlustausgleich auch von den Branchenvertretern gesehen. „Damit kann der Verlust um circa sieben bis acht Euro pro Mastschwein reduziert werden“, rechnet VLV-Geschäftsführer Johann Schlederer vor. Ferkelring-Geschäftsführer Johann Stinglmayr sprach von einer „maßgeblichen Hilfeleistung“ durch die den Betrieben die Möglichkeit gegeben werde, „durch diese schwierige Phase durchzutauchen.“
Dennoch: Die aktuelle Einkommenssituation und vor allem die unsicheren Aussichten bereiten den Schweinebauern große Sorgen. „Das geht nicht nur an die wirtschaftliche Substanz, sondern schwächt das Vertrauen in diese Produktionssparte nachhaltig. Viele Schweineproduzenten und Hofnachfolger stellen sich die Frage wie und ob es weitergeht“, so Stinglmayr.
Krise bietet auch Chancen
Trotz aller aktuellen Schwierigkeiten biete die derzeitige Krise auch Chancen, insbesondere für die heimischen Schweinebauern. Denn mittelfristig werde es auf Grund der aktuellen Marktverwerfungen zu einer Veränderung der Produktionsverhältnisse in der EU kommen. Bereits jetzt nimmt in Europa die Anzahl der Sauenhalter stark ab. „Die Wertigkeit des eigenen Bodens für die Versorgung der Tiere mit eigenem Futter und für die Verwertung der anfallenden Wirtschaftsdünger nimmt zu. Die bodengebundene Schweinehaltung, wie sie in Österreich seit jeher vollzogen wird, wird also an Bedeutung gewinnen. Damit wird sich auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Familienbetriebe verbessern“, ist Stinglmayr überzeugt, der davon ausgeht, dass sich die Anzahl der Sauenhalter binnen der nächsten zehn Jahre EU-weit um ein Viertel reduzieren wird. Schlederer sprach in diesem Zusammenhang von einem „Erdrutscheinbruch“.
In Österreich soll dagegen nicht nur der Bestand sondern damit verbunden auch die Eigenversorgung, die derzeit bei 100 Prozent liegt, gehalten werden.
„Wir sind auch bereit, den Weg hin zu noch mehr Tierwohl im Schweinestall zu gehen, wenn dieser Zusatzaufwand in den Fleischpreisen abgegolten wird“, betonte Waldenberger, der auch ein Verfechter von Erzeugerorganisationen ist. Denn es brauche eine starke Bündelung auf der Landwirtschaftsseite, um mit dem Lebensmittelhandel auf Augenhöhe verhandeln zu können. „Die Konzentration auf Abnehmerseite steigt weiter, sodass wir gefordert sind, unseren Marktanteil weiter zu erhöhen. Wir rufen demnach alle Schweinebauern auf, die noch nicht über unsere Organisation VLV vermarkten, dies bei nächster Gelegenheit in Angriff zu nehmen. Zum einen stärkt es die Position der gesamten Branche und zum anderen beinhaltet unsere Dienstleistung ein umfassendes Sicherheitspaket bei der Vermarktung, das heißt Bestpreis, Zahlungs- und Abnahmegarantie sowie ein umfassendes unabhängiges Beratungsprogramm für die Bereiche Zucht, Haltung und Fütterung“, so VLV-Obmann Markus Brandmayr.
Schlederer: „Die heimischen Schweinebauern sind bereit zu investieren. Sie brauchen aber auch einen entsprechenden Markt für ihre Qualitätsprodukte.“
Stinglmayr: „Die heimi-
schen Schweinehalter brauchen jetzt Ruhe. Sie müssen das umsetzen, was für die nächsten Jahre festgelegt ist. Das ist herausfordernd genug.“Waldenberger: „Als Landwirtschaftskammer ist
es uns wichtig, dass möglichst viele Bauern die Vorteile einer Mitgliedschaft im VLV nutzen.“Brandmayr: „Wir wollen weiter auf Augenhöhe mit den großen Abnehmern über den uns zustehenden Anteil in der Wertschöpfungskette verhandeln.“
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- Derzeit sind die Aussichten in der Schweinebranche nicht sehr rosig. Bessere Preise werden mit Ende Februar bzw. Anfang März erwartet.: agrarfoto.com